Gefaehrlich sexy
altes Leben hier in Kalifornien einfach hinter sich zurückgelassen hat, ruft ein Gefühl des Mitleids in mir wach. Bisher habe ich nicht einen Augenblick daran gedacht, wie es ihm bei alledem gegangen ist. Bisher habe ich mich einzig darauf konzentriert, was sein angeblicher Tod und sein Wiederauftauchen für mich bedeutet haben. Aber noch einmal hierher zurückzukommen und zum zweiten Mal von vorne zu beginnen war bestimmt nicht leicht für ihn.
In den nächsten Stunden suchen wir nach einem Klinikplatz für Trent. Ich stelle die Adressliste zusammen, und als Ben die Krankenhäuser nacheinander anruft, sehe ich erneut nach Trent. Ich lege ihm die Hand auf die Stirn, und er bewegt sich leicht und murmelt, dass irgendwer noch Geld von ihm zu kriegen hat. Traurig kehre ich ins Wohnzimmer zurück, und Ben erklärt, sein Neffe sei auf den Wartelisten sechs verschiedener privater Entzugskliniken vorgemerkt.
Ich setze mich aufs Sofa und strecke erschöpft die Beine aus. Ben streckt ebenfalls die Beine aus, während er sich ans andere Sofaende setzt, und eilig rapple ich mich wieder auf. Die Vertrautheit der Situation ruft ein gewisses Unbehagen in mir wach, deswegen ziehe ich die Beine an, schlinge die Arme um die Knie und stütze mein Kinn darauf ab.
Er sieht mich grinsend an und reibt dabei unbewusst seinen verletzten Arm.
»Wie schlimm ist es? Warst du mit dem Arm im Krankenhaus?«, erkundige ich mich.
»Verdammt, nein. Caleb hat ihn einfach wieder eingerenkt.«
Ich verdrehe die Augen. »Hätte ich mir denken können.«
Wir versinken abermals in Schweigen, und ich starre auf die Schlinge, ehe ich ihn frage: »Als ich eben kurz nach Trent gesehen habe, hat er was davon gemurmelt, dass er irgendwelchen Leuten Geld schuldet. Weißt du, wem?«
Stirnrunzelnd klärt Ben mich auf. »Ich nehme an, er hat gedealt und schuldet jetzt den Typen was, von denen er den Stoff bezogen hat. Wenn er wieder klar ist, werde ich versuchen rauszufinden, was das für Gestalten sind, wie viel er ihnen schuldet und ob ich die Schuld für ihn begleichen kann.«
Ich stoße einen tiefen Seufzer aus, weil ich dazu einfach nichts sagen kann. Plötzlich schreit Trent gellend auf, und Ben springt vom Sofa auf, um nach ihm zu sehen.
Als er zurückkommt, frage ich: »Bist du dir ganz sicher, dass du ihn nicht doch ins Krankenhaus einliefern willst?«
»Ich bin mir völlig sicher, Dahl. Denn das, was sie dort für ihn tun würden, bekomme ich auch selber hin.«
»Wie meinst du das?«
Dieses Mal nimmt er in einem Sessel Platz. »Ich habe in New York als Drogenberater gearbeitet und mich ehrenamtlich in einem Rehazentrum engagiert.«
»Echt? Wie bist du denn auf diese Idee gekommen?«
Er sieht mich traurig an. »Ich brauchte einfach irgendetwas, wobei ich mich nützlich machen konnte. Ich habe nach einer Aufgabe gesucht, und die Kids dort haben jemanden gebraucht.«
»Hast du schon darüber nachgedacht, was du jetzt hier in Kalifornien machen willst?«
Er stützt die Ellbogen auf den Knien ab, lässt den Kopf hängen und sieht mich an. »Nein, das habe ich noch nicht. Weil ich bisher noch gar nichts machen kann. Erst mal muss ich meine Finanzen ordnen, meine Identität zurückerlangen und bei dem Prozess gegen dieses Kartell aussagen. Wenn die Presse Wind von der Sache bekommt, ist es mit meiner Ruhe vorläufig vorbei. Dann machen erst mal die Journalisten Jagd auf mich. Bis zum Ende des Verfahrens denke ich deshalb am besten gar nicht erst darüber nach, was ich auf Dauer machen will.«
Ich kann sehen, wie schmerzlich all das für ihn ist. Er wird sicher jede Menge Hürden überwinden müssen, bevor er sich ein neues Leben aufbauen kann. Erneut wogt Mitleid mit ihm in mir auf. »Es tut mir leid, Ben. Ich hatte ja keine Ahnung …«
Er atmet tief ein und langsam wieder aus. »Ich hätte nie gedacht, dass es zwischen uns jemals so enden würde.«
»Ich weiß. Ich auch nicht, Ben, aber …«
»Bitte, Dahl, du darfst nicht jetzt schon ›aber‹ sagen«, fällt er mir ins Wort, sieht mir ins Gesicht und nimmt entschlossen meine Hand. »Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mir dabei gedacht habe, als ich einfach verschwunden bin. Warum ich dich hier zurückgelassen habe und alleine abgehauen bin. Ich würde alles dafür geben, wenn ich diese Dinge rückgängig machen könnte. Sicher würde ich jetzt diese Sache völlig anders angehen. Inzwischen ist mir klar, dass ich alles falsch gemacht habe. Glaubst du, dass du mir das jemals
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