Gefaehrlich sexy
Türrahmen und schiebt die Hüfte vor. »Wenn das Fieber und der Schüttelfrost einsetzen, wird es wirklich schlimm für ihn.« Er stützt sich mit einer Hand am Rahmen ab. »Es gibt nicht immer nur schwarzweiß, wenn man jemandem die Wahrheit sagt. Manchmal ist es besser, wenn man sich dabei in einer Grauzone bewegt, weil man die Menschen, die man liebt, nur so vor Schmerz bewahren kann. Wenn ich sie jetzt anrufen und herbitten würde, würde ich ihr einfach unnötigen Schmerz bereiten. Doch ich will nicht, dass sie leidet. Weshalb also sollte ich das tun?«
Was er sagt, klingt durchaus nachvollziehbar, deshalb hätte ich ihm beinah zugestimmt. Auch ich möchte nicht, dass Serena Trent in diesem Zustand sieht. Trotzdem hat Ben nicht das Recht, ihr zu verschweigen, was mit ihrem Jungen ist. »Das kann ich durchaus nachvollziehen, aber trotzdem meine ich, sie sollte wissen, wie es um ihn steht.«
Seufzend tritt er auf mich zu. »Ich hätte mir denken können, dass du das so siehst. Aber jeder Mensch geht nun mal auf seine Art mit diesen Dingen um. Du bist eine Idealistin, und ich bin ein Realist. Was beides weder falsch noch völlig richtig ist.«
Früher hätte ich gelächelt und ihm zu der scharfsinnigen Schlussfolgerung gratuliert. Doch in diesem Augenblick erscheint mir das nicht richtig, deshalb wende ich mich einfach nickend ab. »Ich werde jetzt gehen. Ruf an, falls Trent was braucht.«
Grinsend will er von mir wissen: »Und wenn ich was brauche?«
Eilig hebe ich mein nasses Zeug vom Boden auf und strecke die Hand nach dem Türgriff aus.
Da versperrt er mir mit einem Mal den Weg. »Bitte, geh nicht.«
»Lass mich durch, Ben. Ich muss jetzt wirklich heim.«
Er bleibt reglos stehen, starrt stirnrunzelnd vor sich auf den Boden, fährt sich mit der Hand durchs Haar und gibt die Tür dann endlich frei.
Ich reiße sie auf und flüchte aus dem Haus.
Auf dem Weg zum Wagen denke ich an das, was Ben gesagt hat – nämlich, dass es ab und zu auch Grauzonen im Leben gibt. Und vielleicht hat ja auch River sich in einer solchen Grauzone bewegt, als er mir Dinge, die ich wichtig fand, verschwiegen hat. Ich möchte unbedingt, dass es zwischen uns beiden wieder so wird wie früher. Denn sonst schaffen wir es vielleicht nicht.
Ich war den ganzen Tag nicht da und hoffe nur, dass River nicht mehr sauer auf mich ist. Weil ich mich, wenn ich nach Hause komme, unbedingt mit ihm zusammensetzen und in aller Ruhe mit ihm reden will. Denn ich weiß aus Erfahrung, dass es überhaupt keinen Sinn hat zu reden, während man noch wütend aufeinander ist. Als ich klein war, haben sich meine Eltern regelmäßig bis aufs Blut gestritten, und ich habe mir deshalb bereits als Kind geschworen, später selber derartigen Krächen möglichst aus dem Weg zu gehen.
Auf der Fahrt nach Hause überlege ich, ob ich kurz anhalten und mir etwas zum Anziehen kaufen soll. Denn River wird bestimmt nicht glücklich sein, wenn er mich in Bens Klamotten sieht. Dann aber beschließe sie, so schnell wie möglich heimzufahren – weil er meine Aufmachung bestimmt verstehen wird, wenn ich ihm erzähle, was mit Trent geschehen ist.
Ich suche im Radio nach Songs, die mich zum Lächeln bringen, und trommle fröhlich mit den Händen aufs Lenkrad, während die Musik in meinen Ohren dröhnt. Gebannt lausche ich den Geschichten, die die Texte der verschiedenen Songs erzählen, und den Melodien, die mir so vertraut vorkommen wie das leise Prasseln des erneut einsetzenden Regens auf der Windschutzscheibe.
Kapitel 18
What I , ve Done
Bens Tagebuch
Ich kann immer noch nicht fassen, wie Calebs und meine Kneipentour gestern geendet hat. Er hat mich abgeholt, und dann sind wir ins Reality Bites, weil man beim Essen besser reden kann. Getrunken habe ich für zwei, weil er Bereitschaft hatte und sich rundheraus geweigert hat, auch nur ein Bier zu trinken. Was durchaus vernünftig war, denn es kam tatsächlich ein Anruf wegen irgendeiner ausgefallenen Alarmanlage. Ich fand es etwas seltsam, als er zum Telefonieren extra den Tisch verlassen hat, und war echt angepisst, als er zurückkam und meinte, er müsste gehen. Ich habe gesagt, ich würde ihn begleiten, denn ich hätte sowieso nichts anderes vor. Und mittlerweile ist mir klar, weshalb er so gezögert und darauf bestanden hat, dass ich im Wagen auf ihn warte, wenn er zu dem Kunden geht.
Als wir die Hills erreichten, ergab plötzlich alles einen Sinn. Ich hatte gedacht, sie hätten ihn gefeuert, deshalb musste
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