Gefaehrlich sueße Kuesse
hätte ich wahrscheinlich im siebten Himmel geschwebt, dachte sie sehnsüchtig. Aber jetzt. Wie kann er nur so geschmacklos mit mir umgehen? Er weiß, dass es keinen Sinn hat. Er war derjenige, der diese Entscheidung endgültig getroffen hat. Und wenn ich erst aus dem Krankenhaus entlassen bin, wird er wahrscheinlich für immer aus meinem Leben verschwinden.
Frustriert biss sie die Zähne zusammen.
9. KAPITEL
Maddy war nicht im Mindesten überrascht, als Rick noch am selben Abend zu ihr kam. Er trug einen Anzug und sah einfach atemberaubend gut aus. Sie hatte sich inzwischen wieder gefasst, aber ihr Herz schlug schneller, als er vor ihr stand.
"Du hast doch nicht etwa schon gegessen, oder?" fragte er zur Begrüßung.
"Nein, habe ich noch nicht", antwortete sie und sah ihn argwöhnisch an. "Ich verstehe auch gar nicht, warum mein Abendessen noch nicht da ist."
"Da bin ich beruhigt. Sie haben meine Nachricht also erhalten."
"Oh? Sie vielleicht, ich aber nicht", entgegnete sie betont kühl. "Was wird hier gespielt, Rick?"
"Das wirst du gleich sehen." Er sah sie an, und sein Lächeln war voller Zärtlichkeit. "Lass mich dir beim Aufstehen helfen."
Maddy war froh, dass sie ein Bad genommen hatte und eines der neuen gediegenen Nachthemden trug, die ihre Mutter mitgebracht hatte. Obwohl züchtig hochgeschlossen, mit kurzen Ärmeln und Spitzenrüschen, war es ausgesprochen hübsch.
"Wie fühlst du dich auf den Beinen?"
"Gut. Der einzige Grund, warum sie mich hier behalten haben, ist, dass ich mit meinen Händen nichts anfangen kann."
"Du wirst sie heute Abend nicht brauchen", sagte er mit einem viel versprechenden Lächeln. "Komm mit."
Rick hatte ihr die Hand auf den Rücken gelegt und steuerte sie sanft durch den Flur. Sie konnte seine Wärme durch den dünnen Stoff hindurch fühlen, und sie verbot sich, darauf zu reagieren. Doch ihr Wille war schwach ...
Sie erreichten zwei mit Vorhängen ausgestattete Balkontüren, die er schwungvoll öffnete, und betraten einen kleinen Balkon, der auf den rechteckigen Innenhof des Hauptgebäudes hinausging. In der Mitte stand ein Tisch mit zwei Gedecken, Tafelsilber, Kerzen, Blumen und einem Eiskühler, aus dem eine Flasche Champagner herausragte.
"Für uns?" Maddys Frage klang eher ängstlich.
"Natürlich", antwortete Rick und strahlte.
"Aber Rick, du liebe Zeit. Dies ist ein Krankenhaus. Du kannst doch nicht einfach ein Restaurant hinzaubern, wo es dir gerade einfällt."
"Das kann ich wohl. Man muss nur mit den richtigen Leuten sprechen."
"Was für Leute?"
"Zunächst einmal dein Arzt. Wie es aussieht, ist er ein großer Fan von mir. Und er war der Meinung, es würde dir fantastisch bekommen."
"Ich darf Champagner trinken?"
"Ein Glas oder auch zwei hat der Arzt dir sogar verordnet."
Die elenden Tränen, die sie schon den ganzen Nachmittag gequält hatten, kündigten sich erneut an. Das war alles zu viel an einem Tag. Maddy wusste wirklich nicht, ob sie das durchstehen konnte. Sie wünschte, sie hätte sich nicht so schnell erholt.
Körperlich war sie sicher fit, aber hätte man ihren seelischen Zustand untersucht, hätte man ihn bestimmt für kritisch befunden.
Sie versuchte, schwach zu protestieren. "Aber ... ich kann nicht einmal mit Messer und Gabel umgehen."
Ricks Lächeln war unverschämt verführerisch. "Das kriegen wir schon hin." Er rückte ihr den Stuhl zurecht, damit sie sich setzen konnte, und flüsterte leise: "Es wird mir ein Vergnügen sein, dich höchstpersönlich zu füttern."
Maddys Magen begann zu revoltieren. "Oh? Ich werde also zwangsernährt?"
"Das ist nur eine meiner Phantasien."
Sie war beruhigt.
Rick nahm ebenfalls Platz und entkorkte den Champagner.
Als er einschenkte, fühlte Maddy sich genötigt, den Brief anzusprechen. Sie konnte nicht einfach so tun, als hätte sie ihn nie erhalten.
"Ich wusste gar nicht, dass du ein Poet bist, Rick."
Er wurde doch tatsächlich verlegen. "Ich bin nicht wirklich einer, stimmt's?"
Sie lächelte, und die Unsicherheit in seinem Blick rührte sie.
Er sah viel jünger und irgendwie ... verletzlicher aus. "Mit einer Bewerbung als Hofdichter solltest du vielleicht noch ein bisschen warten", sagte sie sanft und hoffte, es würde die Atmosphäre etwas auflockern.
"Aha", entgegnete er. "Du weißt ja, dass es auf die Gefühle ankommt, nicht auf die Worte."
Maddy biss sich auf die Lippe. Die Gefühle in diesem Gedicht waren ja gerade das Problem. Sie machten sie völlig verrückt. "Ja", sagte sie
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