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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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folge ihr durch die vielen kleinen Verkaufsbuden, an denen sich die Reisenden in diesem Sackbahnhof die Zeit vertreiben. Wer hat schon solch ein Glück wie ich? Andere angehende Drehbuchautorinnen müssen einen Brotjob annehmen, während ich ein wunderbares Dach über dem Kopf habe, genug zu essen und mich ganz dem Schreiben widmen kann. Mama hat sogar schon ihren Lektor informiert, der einen anderen Lektor kennt, der eine Schwester beim Fernsehen hat. Und dann bekomme ich auch noch ein Paris-Wochenende spendiert. Also ehrlich. Mehr kann man wirklich nicht vom Leben erwarten. Ich bin ein Glückspilz. Nur Clément könnte eine SMS schicken. Aber nichts. Mein Handy ist stumm, als ob der Akku leer wäre. Mein Schatz ist richtig sauer.
    „Entspann e dich, Jade.“ Aus einem Automaten zieht Mama ein Carnet, ein Zehner-Pack Metro-Tickets. Dann hakt sich bei mir unter, bevor sie mich auf die Rolltreppe schiebt, die uns zu unserer U-Bahn führt. Abgesehen von ihren anderen, teils seltsamen Eigenschaften und Fähigkeiten, kann sie meine Gedanken lesen, was seit Kindestagen eines meiner größten Probleme ist.
    „ Schlafen wir wieder im Marriott?“, frage ich, als wir uns Seite an Seite in die vollkommen überfüllten Metro quetschen. Als wir das letzte Mal in Paris waren, haben wir in dem Luxushotel auf den Champs-Elysées übernachtet. Wir hatten ein Zimmer mit zwei Twinsize-Betten. Direkt neben dem Hotel befindet sich Guerlain. Allein bei dem Gedanken an diesen Paris-Aufenthalt werde ich ganz kribbelig.
    Mutter kramt mit beiden Händen in ihrer riesigen Umhängetasche. „Dieses Mal sind wir in einem kleinen Hotel. Irgendwas mit S. Sabine, Sardine … Keine Ahnung. Ein Geheimtipp. Na, wo ist denn der Zettel? Verdammt ... Egal. Kein Grund zur Panik. Ich habe mir den Weg auf der Karte angesehen. Lass dich überraschen. Der Tipp stammt von einem Bekannten.“
    „Von welchem Bekannten?“ Meine Mutter hat einen einzigen Bekannten und der ist gleichzeitig der gute Bekannte , der unsere Haustür eingebaut hat.
    Sie erhebt sich. „Wir müssen umsteigen. In die grasgrüne Linie.“
    Alles klar. Darüber will sie nicht reden. Das soll mir auch recht sein. Inzwischen bin ich hundemüde, aber an die Metro-Station erinnere ich mich. Chaussée d’Antin Lafayette steht in weißen Buchstaben auf dem blauen Schild. Hier sind wir schon öfter ausgestiegen. Die Oper und die Galeries Lafayette sind ganz in der Nähe. Wir laufen durch weiß gekachelte Gänge, irgendwo singt ein Straßenmusiker noch um kurz vor Mitternacht What a wonderful world . Da hat er recht – abgesehen davon, dass Clément sich noch immer nicht gemeldet hat, wie mein Handy traurigerweise beweist.
    Dann sitzen wir in der nächsten Metro , die nur halb so voll ist wie die vorherige. Dafür beobachten uns schon beim Einsteigen einige Männer aus den Augenwinkeln, was kein Wunder ist, da wir so gut wie die einzigen Frauen in dem Abteil sind und mehr als leicht overdressed. Die Stahlschiebetüren fahren zu und wir rumpeln sechs Stationen unter der Erde von Paris durch. An der Station Franklin D. Roosevelt steigen wir aus. Einige steril gekachelte Gänge und ein paar Stufen später stehen wir auf den Champs-Elysées, wo noch richtig was los ist.
    Mama sieht sich suchend um, während sie beinahe von einem jungen Pärchen umgerannt wird. Das könnte bei uns in Monthomé nicht passieren, da klappen sie nachmittags um fünf die Bürgersteige hoch. Warum kommt Mama nicht auf die Idee, nach Paris zu ziehen? Ich wäre sofort dabei. Über den Verlust von Clément müsste ich mich mit ausgedehnten Shopping-Touren und Besuchen in coolen Clubs hinwegtrösten. Ich glaube nämlich kaum, dass er mitkommen würde, noch nicht einmal mir zuliebe. Er ist wirklich extrem bodenständig. Ein einziges Mal sind wir in den Urlaub geflogen. Danach wollte er nie wieder in einen Flieger steigen. Er bleibt lieber in der Gegend, allenfalls bis zum Atlantik kriegt man ihn. Die heimische Küste reicht, um sich zu erholen, meint er. Ich wüsste nicht, warum ich in eine Gegend reisen müsste, die genau so langweilig ist wie unser Dorf.
    „Wir müssen in Richtung Triumphbogen“, reißt Mama mich aus meinen Gedanken und läuft los. In ihrem braun-karierten Reisekostüm, dem wehenden Cape aus Kaschmirstoff darüber und den hochhackigen Wildlederstiefeln passt sie perfekt in diese Umgebung und erregt zugleich reichlich Aufsehen. Nicht wenige Männer und auch Frauen sehen uns mit bewundernden Blicken

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