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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Diaz.
    „ Bonsoir, Mesdames.“ Die Frau lächelt weggebeamt, als hätte sie gelesen. Vielleicht studiert sie noch und verdient sich mit dem Job im Hotel ein paar Kröten.
    „ Bonsoir“, grüßt meine Mutter, „ich habe heute Mittag angerufen. Ich bin Aurore Dechamps. Die junge Dame ist meine Tochter.“
    Man sieht der Frau am Empfang meilenweit an, dass sie überlegt, in welchem kindlichen Alter Madame Dechamps die Tochter bekommen hat. Vermutlich kommt sie auf sieben oder acht. Einzig der Vorname meiner Mutter weist darauf hin, dass sie aus grauen Vorzeiten stammen könnte, da er bereits im Jahr ihrer Geburt aus der Mode war. Noch heute ärgert sich Mama über Omas idiotische Idee, ihr einziges Kind nach einer Märchenfigur zu benennen. Andererseits hat sie damit vermutlich den Grundstein für Mamas Schriftstellerkarriere gelegt, wenngleich es in ihren Killerepen um alles andere als um Prinzessinnen und Prinzen geht.
    Um die Schlüsselherausgabe zu beschleunigen, knallt Mama ihren Ausweis auf die Theke und fragt, ob sie den beim Einchecken üblichen Zettel mit ihrer Anschrift sofort ausfüllen soll.
    „Pardon, Madame, bitte Madame.“ Die Rezeptionistin mit den splissigen Haarspitzen hat verstanden, und legt den Zettel und einen Kugelschreiber vor Mama. Dann entschwindet sie mit dem Ausweis zum Kopierer. Als sie zurückkommt, ist meine Mutter natürlich längst mit dem Ausfüllen fertig.
    „Bitte sehr“, ein altmodischer Zimmerschlüssel, der an einem verkratzten, goldfarbenen Bommel hängt, landet in Mamas Hand. „Wie gewünscht. Zimmer 401. Vierter Stock. Der Aufzug befindet sich hier gleich um die Ecke. Ich wünsche Mesdames einen angenehmen Aufenthalt.“
    „Merci“ , entgegnet Mama knapp.
    Ich mache, dass ich noch mit dem Aufzug mitkomme, in dem meine Mama bereits von einem Fuß auf den anderen tritt. Ich frage mich, warum sie es plötzlich so eilig hat. Wären wir nicht die gesamte Champs-Elysées runtergelatscht, wären wir längst hier.
    Der Aufzug quietscht ein bisschen , elendig langsam ist er auch. Aber das neueste TÜV-Siegel klebt neben dem Klavier mit den Etagenknöpfen. Es sieht echt aus. Dann sind wir da. Mutter lässt sich von mir die Tür aufhalten.
    Der Flur vor den beiden Zimmern im vierten Stock ist nicht viel mehr als doppelt so groß wie der Aufzug, der Teppich am Boden hat ein unglaubliches Kringelmuster in unfassbaren Farbtönen, das meine verstorbene Oma an die Siebziger des letzten Jahrhunderts erinnert hätte, aber alles ist sauber und es riecht frisch.
    Wir haben das Zimmer auf der linken Seite.
    Mutter schließt auf. Gespannt spähe ich über ihre Schulter. Sie ist ein wenig kleiner als ich. Außerdem sind ihre Stiefel bedeutend flacher als meine Pumps. Trotzdem sehe ich erst etwas, als Mama das Licht einschaltet.
    „Dein Geheimtipp-Lieferant steht auf englische Cottages“, bemerke ich. Unser Zimmer ist recht klein und wirkt mit seinen Blümchentapeten in rosé und hellgrün irgendwie britisch auf mich. Geblümte, geraffte Rüschenvorhänge hängen vor den Fenstern, davor steht ein karierter Ohrensessel, aber wenigstens passen die Farben des Bezugs zu denen der Tapeten und Vorhänge. Außerdem haben wir ein Bad mit Wanne. Die geblümten Fliesen allerdings könnten sogar eine Romantikerin wie mich in den Wahnsinn treiben.
    „ Für zwei Nächte wird es gehen“, meint meine Mutter, ohne sich großartig in dem Zimmer umzusehen. Sie besetzt den Ohrensessel mit ihrem Naturledershopper, wirft ihr Cape auf die Bettseite am Fenster und steckt ihren Kopf durch den Schlitz, der die beiden Rüschenvorhänge trennt. Es sieht aus, als besäße sie gar keinen Kopf.
    Bevor meine Mutter auch noch Wandschrank, Kommode und die gläserne Ablagefläche unter dem Spiegel im Bad okkupiert, räume ich schnell meine Tasche aus. Dann ziehe ich meinen Schlafanzug an und krieche unter die durchgehende Daunendecke, auf die durchgehende Matratze. Gut, dass Clément nichts davon weiß. Du bist und bleibst ein Muttertöchterchen, würde er verächtlich ausspucken.
    Mutter hat sich anscheinend am Fenster häuslich eingerichtet.
    „ Vögeln die in der Wohnung gegenüber?“, frage ich, während ich das altmodische Stehlämpchen mit dem Rüschenschirm anschalte und noch einmal mein Handy checke. Nichts. Ich lege es auf das runde Nachttischchen, das auf vier langen Beinen dasteht und eine winzige Schublade hat, in die höchstens ein paar Kondome passen. Clément hat sich immer noch nicht gemeldet.

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