Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
geschrieben. Ich war wirklich unfassbar fleißig. Kein Wunder, dass man da müde wird.“
Entnervt stöhne ich auf. Ich weiß schon, wie das ausgeht. Sobald meine Mutter das Wort müde ausspricht, befindet sie sich im Grunde schon im Tiefschlaf. Innerhalb von zehn Sekunden werden ihre Atemzüge flach, weitere zehn Sekunden später gluckert es komisch aus ihrem Hals und dann ist sie weg. Und richtig: Schon vermischt sich ihr Atem mit dem Meeresrauschen der Wellness-Musik, und bald höre ich gar nicht mehr heraus, ob das Gurgeln, Wehen und Rauschen von Mama kommt oder von der CD, die uns einlullen soll.
Ich kann so nicht liegen. Das Problem ist nur, dass die Dame in Weiß mich praktisch in die Folie eingeschweißt hat. Obwohl ich mit aller Kraft versuche, meine Arme zur Seite abzuspreizen, spüre ich immer nur den Druck der Folie. Die verdammte Sahnepampe, mit der sie mich eingeschmiert hat, ist fest geworden. Nicht mal meine Finger lassen sich bewegen. Ich fühle mich wie eine Forelle im Salzteig. Wenn ich hier raus will, muss ich um Hilfe schreien.
Glücklicherweise bewegt sich hinter mir die Tür. Ein angenehmer, kühler Luftzug streift über meinen Hals. Wie gut, dass die Wellness-Ladies hin und wieder nachsehen, ob die Forellen schon gar sind.
Unfähig, meinen Kopf zu bewegen, zische ich: „Tun Sie mir bitte einen Gefallen , Madame, und drehen Sie mich auf den Rücken. Ich habe das Gefühl, dass mir gleich der Kopf vom Hals abbricht.“
„Nein, Sie haben recht“, vernehme ich eine Männerstimme, „so kann man wirklich keine halbe Stunde liegen.“
Wäre es möglich gewesen, würde jetzt mein Kopf zur anderen Seite schnellen. So beginnt nur mein Herz zu schlagen, als wäre da ein kleiner, dicker Mann in meiner Brust, der aus Leibeskräften auf eine Trommel einprügelt. Schweiß tritt auf meine Stirn. Mein schönes, rotes, vollständig aufgeladenes Samsung, das in dem Deluxe Room herumliegt, kommt mir in den Sinn.
„Mama“, rufe ich panisch. Doch ich höre gerade noch ihr verschlafenes „ So schnell geht doch keine halbe Stunde vorüber“, als mir etwas Weiches ins Gesicht gepresst wird, das fürchterlich stinkt. Obwohl ich diesen beißenden Geruch noch nie in meinem Leben live erlebt habe, weiß ich sofort, was es ist. Das ist Äther. Ich werde nicht bis zehn zählen können, bis ich im Land der Träume lande. Verzweifelt reiße ich meinen Mund auf, um Hilfe zu rufen.
Kapitel 13
Antoine sieht seinen Neffen an, als gehöre der auf eine geschlossene Abteilung. Er schnappt nach Luft und knallt die zusammengerollte Zeitung gegen den Bettpfosten. „Was hast du dir dabei gedacht? Bring‘ die beiden Frauen sofort zurück, Mathis!“
Als ob er sie aus einem Warenhaus hätte und nun zusammen mit dem Bon in der Retourenabteilung abliefern könnte. Und als ob er dauernd von irgendwoher Frauen anschleppte. Fest schüttelt er den Kopf. „Wenn du alles geklärt hast, bringen wir sie gemeinsam zum Bahnhof. Dann können sie nach Hause fahren. Alles andere wäre der reine Wahnsinn.“
„Wahnsinn ist das hier.“ Der Onkel zeigt auf die blonde Frau, die in einem grünen Hemdchen in dem frisch bezogenen Himmelbett liegt und friedlich schläft. Dominique, die Haushälterin, hatte sie waschen müssen, denn sie war von oben bis unten mit irgendeinem Pflegemittelchen eingeschmiert gewesen, das auch noch angetrocknet war. Jetzt macht sich die gute Seele des Hauses unter Stöhnen an der jungen Frau zu schaffen, die im Zimmer nebenan liegt.
„Jetzt sofort geht sowieso gar nichts“ , sagt Mathis. „Wenn die Angaben im Internet stimmen, müssten die beiden in ungefähr einer halben Stunde aufwachen. Dann können sie ein Bad nehmen, wir essen gemeinsam und du regelst das Problem.“
„Du bist wahnsinnig, Mathis, wahnsinnig! Ich bereue gerade, dass ich dich aus deinem Loch herausgeholt habe. Ich hätte dich elendig verrecken lassen sollen! Zum Dank lieferst du mich ans Messer! Uns beide! Dir dürfte doch wohl klar sein, dass das hier in die Rubrik Körperverletzung und Freiheitsberaubung fällt.“ Außer sich vor Fassungslosigkeit und Wut trampelt Antoine aus dem Zimmer und knallt die Tür hinter sich ins Schloss.
„Hältst du mich auch für verrückt, Domi?“ Mathis schickt sich an, in das angrenzende Zimmer zu gehen, doch die Haushälterin stürmt zu der Tür, die die beiden Räume miteinander verbindet und schließt sie mit einem Fußtritt.
„ Domi?“, ruft er.
„Du kannst nicht mit ansehen, wie ich die
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