Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Zimmer.
Mama steht lässig in dem Türrahmen, der unsere Zimmer verbindet. Es ist fast wie zu Hause. Nur dass sie statt ihrer ewigen Wollstrumpfhosen und überdimensionierten Strickpullover schwarze Jazzpants und ein weißes, kurzärmliges T-Shirt mit V-Ausschnitt trägt. Beides hat an den Seiten drei Streifen und sitzt perfekt.
„ Woher hast du die Klamotten?“, frage ich und gehe zu dem Schrank, der in meinem Zimmer steht. Die Antwort erübrigt sich. Der Holzschrank ist vollgestopft mit Kleidung. Sportzeug, Unterwäsche, Kleider, Hosen, sogar eine Reiterhose liegt darin. Wozu auch immer eine Gefangene eine Reiterhose braucht. „Wie lange wollen die uns hier festhalten?“
„Warum gehst du davon aus, dass es mehrere sind?“ Mutter stößt sich vom Türrahmen ab und lässt sich auf das gelb-weiß karierte Sofa fallen, das in der Nähe der Zwischentür schräg im Raum steht. Sie zieht die Knie zur Brust und umschlingt sie mit den Armen. Gelassen beobachtet sie, wie ich den Schrank durchwühle.
„Wie hätte uns eine einzelne Person aus dem Hotel entführen sollen? Wir sind zu zweit.“ Und dann fällt mir das erste Mal, seit ich aufgewacht bin, José ein. „Der Kommissar und Blondie werden inzwischen bemerkt haben, dass wir verschwunden sind.“
„ Das kommt darauf an, wie lange wir schon weg sind“, Mutter zuckt mit den Schultern, „ich kann es schlecht schätzen. Ich fühle mich, als hätte ich einen dreiwöchigen Kuraufenthalt hinter mir.“
Da ist was dran. Seitdem ich mir die Zähne geputzt habe, geht es mir ähnlich. Die Übelkeit und sogar die Kopfschmerzen sind verschwunden und mein geschundener Hintern hat wieder eine Chance, sich bemerkbar zu machen. Ich trete vor den großen Standspiegel, den ich in dem Moment neben dem klobigen Kleiderschrank entdecke, drehe mich um und ziehe die beiden Seiten von dem peinlichen OP-Hemdchen auseinander. Auf meinen Arschbacken prangen frische Pflaster. Jetzt drehe ich doch noch durch.
„Wer hat mir die Pampe vom Körper gekratzt? Und wer hat meinen Arsch berührt?“, kreische ich. Verdammt, während ich betäubt war, hat sich jemand an mir zu schaffen gemacht. Blitzschnell kriecht meine Rechte zwischen meine Beine. Nicht, dass ich vergewaltigt wurde. Aber ich spüre nichts. Weder herausfließendes Sperma, noch Reizungen. Etwas erleichterter gehe ich zu dem Sofa und hocke mich neben Mama. Mein Atem geht schnell. Das hier ist erbärmlich.
„Wir werden gefangen gehalten und wissen nicht, wo und von wem“, jammere ich und die Tränen laufen mir über die Wangen. „Wir haben nicht mal eine Ahnung, wie spät es ist und welchen Tag wir heute haben.“
Mutter legt einen Arm um mich und zieht mich zu sich ran. „Es nutzt nichts, wenn du dich aufregst“, sagt sie aufgeräumt. „Irgendwann melden sie sich bei uns. Sie haben uns nicht zum Spaß entführt. Sie wollen was von uns. Spätestens morgen sehen wir auch etwas, wenn wir aus dem Fenster gucken.“
„Die Frage ist bloß, was wir sehen und was die von uns wollen“, schniefe ich. Ich stehe auf und gehe zu der Zimmertür. Wie Mutter gesagt hat, ist sie abgeschlossen. Aus dem Schlüsselloch gähnt mir Dunkelheit entgegen. Kein Glitzern, das von einem Schlüssel stammen könnte. Den haben sie abgezogen. „Sollen wir gemeinsam gegen die Tür hämmern und uns die Seele aus dem Leib schreien?“
„ Einverstanden. Aber zieh‘ dir vorher was an. Nur für den Fall, dass jemand unser Geschrei erhören sollte.“
Genau wie Mama nehme ich mir Sportsachen aus dem Schrank. „Haben deine Sachen auch genau deine Größe?“
„Sogar die Körbchengröße stimmt.“ Sie zieht ihr T-Shirt hoch. Darunter trägt sie einen weinroten Spitzen-BH, der ihre straffen Brüste bis kurz über die Nippel abdeckt.
So genau wollte ich das gar nicht wissen. Ich nehme eine knallrote, knielange Sporthose und ein dazu passendes Oberteil aus dem Schrank, sowie einen Slip. Alles passt wie angegossen. Wer auch immer die sind, sie haben gründlich recherchiert.
„Ich frage mich, was jetzt aus unseren schönen, nachtblauen Kleidern wird, die wir bei Louis Vuitton gekauft haben“, seufzt Mama, als ich zu ihr an die Tür trete. „Und aus den Stiefeletten.“
„ Denk‘ lieber mal nach, warum sich jemand die Mühe macht, uns zu entführen“, knurre ich sie an. „So wirklich reich, dass sich eine Entführung lohnt, sind wir nicht. Und Clément hat auch nicht genug Kohle, damit die Penner für mich Lösegeld erpressen könnten. Und
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