Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
liebt, hat nämlich auf deine SMS geantwortet.“
Mein Herz macht einen Sprung. Sofort stehe ich von dem Schemel, auf dem ich bis dahin gesessen habe, auf, und laufe um Mathis herum, um einen Blick auf das Display des Handys zu erhaschen. „Du meinst auf die SMS, die du umformuliert hast.“
Mathis zuckt mit den Schultern und dreht das Handy so um, dass ich auf seinem Schoß liegen müsste, damit ich das Display sehen kann. „Soll ich die SMS vorlesen oder interessiert sie dich nicht?“
„Ich kann sie auch selbst lesen.“ Meine Hand schnappt nach dem iPhone, trifft aber nur Mathis‘ Hand. Schnell ziehe ich meine Hand wieder zurück. Die kurze Berührung wirkt wie ein elektrischer Stoß.
Mathis schüttelt den Kopf. „Du kannst sie nicht selbst lesen, denn dies ist mein Handy und es liegt in meiner Hand. Wenn du wissen willst, was dein Clément geschrieben hast, musst du mich ganz lieb darum bitten, dass ich es dir verrate.“
„Mathis, großer Meister“, fauche ich mit vor Spott triefender Stimme und setze mich mit dem Hintern auf den Küchentisch, die Füße mit meinen schönen, nachtblauen Stiefeletten stelle ich auf einen Schemel, „bitte, lass mich wissen, was in der SMS steht. Bitte, bitte.“
Er lacht schallend. „Du bist unglaublich“, prustet er, „aber wo ich dich auf dem Tisch sehe, fällt mir etwas ein. Vielleicht hast du ja Lust auf einen Deal.“
„Wenn das wieder so ein Deal wird wie der mit der SMS, die ich verschicken durfte, mit Ganovenehrenwort und so: Nein, danke.“ Ich lege mein rechtes Bein über mein linkes. Wollte ich diesen Typen hier nicht anmachen, um ihn kampfunfähig zu machen und Hilfe zu rufen? Das wäre doch dann jetzt die Gelegenheit. Ich könnte sogar einfach aus der Küche rennen und Mathis darin einschließen. Dann hätte ich allerdings das Problem, dass ich erst noch irgendwo ein Kommunikationsmittel auftreiben müsste. Außerdem bräuchte er nur aus dem Fenster auszusteigen, durch die ständig offen stehende Eingangstür wieder ins Haus zu kommen. Ein nicht sehr aussichtsreicher Plan.
„ Du durftest die SMS versenden, Jade. Mein Vater hat vorher gesagt, dass du nicht schreiben darfst, was du willst. Streng genommen hätte ich den ganzen Deal platzen lassen können, da du dich nicht an die Regeln gehalten hast und dir einfach mein Handy unter den Nagel gerissen hast.“
„Was für einen Deal willst du mir denn vorschlagen?“ , frage ich.
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht nur male. Du stehst mir für diese Sache Modell – und dafür kannst du mit meinem iPhone tun und lassen, was du willst. Wenn du versprichst, mich und Onkel Antoine der Polizei gegenüber mit keinem Wort zu erwähnen.“
„Wenn du einen Porno mit mir drehen willst – vergiss es!“
„Mann, Jade, ich drehe doch keine Pornos. Ich bin Künstler. Komm‘ mit, ich zeige dir, worum es geht und dann entscheidest du, ob du mitmachen willst. Wofür hältst du mich?“
„Das will ich lieber nicht laut aussprechen.“ Ich springe vom Tisch. Das Angebot klingt bisher fair. „Gehen wir.“
Mathis wirkt plötzlich ganz aufgeregt. Seine Augen blitzen und seine Schritte sind federnd, als er vor mir über den Gang eilt.
Wir passieren das Atelier, das ich bereits kenne , einige Türen weiter folgt wieder das Spiel mit dem Schlüssel auf dem Türrahmen, und dann befinde ich mich in einer gänzlich anderen Art von Atelier. Dieses besteht aus zwei großen, durch eine vierflügelige Schiebetür getrennte Räume. Die eine Seite ist mit einem professionellen Fotostudio ausgestattet, auf der anderen Seite sehe ich nur ein Regal, das vollgestellt ist mit Farben und Kisten, die vor Federn überquellen.
Mathis tritt an das Regal und nimmt ein Fotoalbum heraus. „Schau dir das an.“
Meine Augen gehen über, als ich die Fotos sehe. Sie zeigen Menschen, Männer oder Frauen, die über und über mit Farben besprüht wurden. Eine Frau sieht aus wie ein Schmetterling. Das Bild ist der Wahnsinn. „Du machst Bodypainting.“
„ Bist du dabei?“ In Mathis eben noch vor Aufregung strahlenden Augen steht so etwas wie – Angst. Angst, dass ich Nein sagen könnte.
„Wo werden die Fotos ausgestellt? Kann man mich nachher erkennen?“
„Wenn man weiß, dass du das Modell bist, kann man dich erkennen. Sonst nicht. Die Fotos werden in meiner Galerie in Marais ausgestellt. Falls jemand eine Ausstellung bucht, dann auch dort. Aber soweit bin ich noch nicht. Bisher habe ich meine Bodypaints noch nie
Weitere Kostenlose Bücher