Gefaehrliche Begegnungen
Regenerationsrate, und deshalb unsere Bevölkerungszahl in den letzten Millionen Jahren kaum angestiegen ist.« Er machte eine Pause, um einen Schluck zu trinken, und fuhr dann fort. »Unsere Städte unterscheiden sich sehr stark von euren. Wir mögen es nicht, übereinander zu wohnen. Wir sind sehr territorial und haben deshalb gerne viel Platz, nur für uns alleine. Unsere Städte sind mehr wie eure Vorstädte. Die Krinar leben verstreut in den Randgebieten und pendeln in die volleren Zentren, die ausschließlich kommerziellen Zwecken dienen. Und überall wo du hingehst ist die Luft rein und unverschmutzt. Wir mögen es, überall von Bäumen und Pflanzen umgeben zu sein, und deshalb sind selbst die am dichtesten bebauten Gebiete unserer Städte fast so grün wie eure Parks.«
Mia hörte ihm fasziniert zu. Das erklärte die Pflanzen überall in seinem Penthouse. »Das hört sich wirklich hübsch an«, sagte sie. Dann fiel ihr eine offensichtliche Frage ein. »Warum würdet ihr das alles zurücklassen und auf die Erde mit all ihrer Verschmutzung und Überbevölkerung kommen? Es muss doch für dich äußerst unangenehm sein, dich zum Beispiel in New York aufzuhalten.«
Er lächelte, streckte seine Hand aus und streichelte ihr die Handfläche. »Wir haben erst kürzlich deutliche Zusatzleistungen dieser Stadt entdeckt.«
»Nein, jetzt mal ernsthaft, warum zur Erde kommen?« beharrte sie. »Ich kann nicht glauben, dass ihr euren Heimatplaneten aufgegeben habt, nur um hierher zu kommen und Blut zu trinken.« Was er ja aus irgendeinem Grund bei ihr noch gar nicht getan hatte, fiel ihr auf.
Er seufzte, sah sie an und kam offensichtlich zu einer Entscheidung. »Also, Mia, es ist wie es ist. So schön unser Planet auch ist, er ist nicht unsterblich. Unsere Sonne, die viel älter ist als eure Sterne, wird in etwa hundert Millionen Jahren anfangen, zu erlöschen. Sollten wir uns zu diesem Zeitpunkt noch auf Krina aufhalten, würde unsere ganze Rasse ausgelöscht werden. Deshalb haben wir keine andere Wahl, als uns Alternativen zu suchen.«
»In hundert Millionen Jahren?« Für Mia war das sehr viel Zeit. »Aber das ist so weit weg. Warum jetzt schon hierher kommen? Warum genießt ihr euren wundervollen Planeten nicht noch weitere neunzig Millionen Jahre?«
»Weil wenn wir die Erde noch weitere neunzig Millionen Jahre den Menschen überlassen hätten, mein Liebling, hätte es für uns vielleicht keinen bewohnbaren Planeten mehr gegeben.« Er beugte sich nach vorne und sein Gesichtsausdruck kühlte sich ab. » Eure Rasse hat sich als unglaublich destruktiv erwiesen, da eure Technologie sich viel schneller entwickelt als eure Moral und eure Vernunft. Als eure industrielle Revolution begann, wussten wir, dass wir irgendwann einschreiten müssten, weil ihr dabei wart, die Ressourcen eures Planeten in einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit aufzubrauchen. Also begannen wir mit den Vorbereitungen hierher zu kommen, weil wir die Vorzeichen drohenden Unheils sahen.« Er machte eine Pause und atmete tief ein. »Und wir hatten Recht. Mit jeder Generation wart ihr gieriger geworden, jeder eurer erfolgreichen technologischen Fortschritte schädigte die Umwelt immer weiter. Weil ihr so kurzlebig seid, denkt ihr in Dekaden – nicht mal in Hunderten von Jahren – und deshalb sorgt ihr euch nicht um eure Zukunft. Ihr seid wie ein Kind, das ein Spielzeug zum Spaß und weil es ihm gefällt auseinander nimmt, und dem es egal ist, dass er das Spielzeug morgen nicht mehr haben wird.«
Mia saß da und fühlte sich wie ein Kind, das von seinem Lehrer bestraft wird. Ihre Ohrläppchen brannten aus Wut und Scham. Vielleicht stimmte das was er sagte, aber er hatte nicht das Recht, über ihre ganze Rasse zu richten, besonders nicht in Anbetracht dessen, was sie über seine Art wusste. Menschen konnten im Vergleich zu den Krinar vielleicht primitiv und kurzsichtig sein, aber wenigstens besaßen sie die Weisheit – und die Moral – damit aufzuhören, intelligente Lebewesen zu versklaven.
»Also seid ihr auf unseren Planeten gekommen, um ihn zu übernehmen und für euch zu nutzen?« fragte sie aufgebracht. »Und das alles unter dem Deckmantel, ihn vor unserem umweltfeindlichen Verhalten zu retten?«
»Nein, Mia«, sagte er geduldig, als würde er einem kleinen Kind etwas Offensichtliches erklären. »Wir sind gekommen, um euren Planeten mit euch zu teilen.« Wenn wir eine Übernahme gewollt hätten, dann glaub mir, hätten wir sie auch
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