Gefaehrliche Begegnungen
gesellen. Zuerst tanzten sie als Gruppe und dann fing Peter an, mit anmutigen und kräftigen Bewegungen näher zu Mia zu tanzen. Sie lächelte, schloss die Augen und wiegte sich zu dem pulsierenden Rhythmus, ohne dass es ihr in den Sinn kam, ein wenig von ihm weg zu rücken, als er seine Hände auf ihre Taille legte.
Es fühlte sich gut an, auch einfach mal mit einem normalen Typen, den sie mochte und über dessen Absichten sie sich keine Gedanken machen musste, zu tanzen. Natürlich würde das nichts bringen, aber ein dummer betrunkener Teil von ihr hoffte, das vielleicht – falls sie das alles überlebte und sich noch in New York befände wenn Korum ihrer überdrüssig werden würde – sie eines Tages Peter auf Facebook suchen könnte. Von den ganzen Kerlen, die sie in den letzten Jahren getroffen hatte, mochte sie ihn am Liebsten und konnte sich gut vorstellen, sich mit ihm anzufreunden... und vielleicht sogar mehr.
Ein neues Lied mit einem noch anzüglicheren Text begann. Die Menge ließ einen Freudenschrei hören und die Tanzfläche erbebte erneut. Peter trat noch näher an sie heran und rieb seine Hüften auffordernd an den ihren. Er war durchschnittlich groß und ihre High Heels ließen Mias Kopf fast bis zu seinen Schläfen reichen. Er lächelte sie an, seine Augen blitzten und Mia lächelte zurück, da sie eine erfreulich leichte Anziehung verspürte – nicht wie die unerträgliche, alles verzehrend Hitze, die sie bei Korum fühlte. Und auch wenn ihr blöder Körper sich gerade wünschte, dass es Korum wäre, der sie so hielt, genoss sie trotzdem den Tanz mit dem süßen Typen...der unter anderen Umständen ihre Verabredung gewesen sein könnte.
»Du bist wirklich sehr schön«, sagte Peter. Eigentlich schrie er es, um die Musik zu übertönen.
Mia grinste und bewegte sich im Rhythmus. Es war immer schön, Komplimente zu bekommen. »Danke«, schrie sie zurück, »du bist aber auch nicht gerade hässlich!«
Ihr Kopf drehte sich von den ganzen Drinks und die ganze Nacht schien ein wenig wie ein Traum zu sein – bis hin zu diesem engelsgleichen Typen, der gerade mit ihr tanzte. Während sie immer noch tanzte, schloss sie für einen Moment die Augen und hielt sich dabei an Peters Taille fest, um einen kleinen Schwindelanfall zu bekämpfen. Er interpretierte ihr Verhalten allerdings anders, beugte sich zu ihr hinüber und sein Mund streifte für einen kurzen Augenblick ihre Lippen.
Erschrocken schob Mia Peter von sich und trat einen Schritt zurück. Peinlich berührt blickte sie zur Seite und versteinerte auf der Stelle vor Angst.
Vom Rand der Tanzfläche starrte sie ein vertrautes Paar bernsteinfarbene Augen an. Und die eisige Wut, die sich in ihnen wiederspiegelte, war das Angsteinflößendste, was Mia jemals in ihrem ganzen Leben gesehen hatte.
12. Kapitel
Er wusste Bescheid.
In der erstickenden Panik, die sie einhüllte, hatte Mia nur einen klaren Gedanken: Korum wusste Bescheid. Irgendwie hatte er das von heute herausgefunden – das, was sie für die Widerstandskämpfer getan hatte – und war jetzt hierher gekommen, um sie zu holen.
Ihr Überlebensinstinkt setzte ein und ein Adrenalinkick ließ den Alkoholnebel in ihrem Kopf verschwinden. Sie kämpfte gegen den verzweifelten Trieb weg zu rennen an, weil sie wusste, dass er sie innerhalb weniger Sekunden einholen würde. Stattdessen stand sie einfach nur da und schaute zu, wie er durch die Menge auf der Tanzfläche zu ihr kam, seine Augen vor Wut fast gelb.
Durch die pulsierende Musik und das angstvolle Klopfen ihres eigenen Herzens hindurch hörte sie ihren Namen.
»Mia! Mia!« Es war Peter, der zu ihr sprach. »Hey Mia, hör mal, ich wollte nicht so aufdringlich sein–«
Er brach seine Entschuldigung in der Mitte ab und folgte ihrem Blick. »Was zur Hölle...ist das dein Freund oder so?«
»Oder so«, sagte Mia stumpfsinnig, und starrte weiterhin Korum an, der sich leicht seinen Weg durch die sonst undurchdringbare Menge bahnte. Ihr Magen krampfte sich vor Übelkeit und Angst zusammen. Würde er sie hier auf der Stelle umbringen oder sie erst noch zum Verhör woanders hin verschleppen?
Und dann war er da, genau vor ihr.
»Ähm, ich glaube da liegt ein Missverständnis vor–« preschte Peter mutig vor und realisierte in der Dunkelheit gar nicht, mit was er es zu tun hatte. Im Handumdrehen hatte sich Korums Hand um Peters Hals gelegt.
»Nein!« schrie Mia, als Peter vom Boden hoch gehoben wurde, mit den Füßen in die Luft trat
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