Gefaehrliche Begierde
halb aus dem Raum, die Hände zu Fäusten geballt, ging Myst nicht auf sie ein. »Heilige Scheiße, ich lebe hier bei einem Haufen Lügner. Lügner , ich sag’s dir! Warte nur,bis ich...«
»Auszeit!« rief Tania und unterbrach den Wutanfall.
Myst wirbelte herum zu ihr. Tania gab das Auszeit-Zeichen mit ihren Händen und hüpfte ebenfalls vom Bett. Der Perserteppich wärmte ihre Füße, und sie starrte ihre Freundin an, alle Fragen, die sie stellen wollte, mussten erst mal warten. Nur ein Gedanke beherrschte sie, löschte alle anderen aus.
Eine Hure. Mit Mac.
Rasende Wut überfiel sie, versengte sie beinahe. Überraschte sie. Erzeugte in ihr den Wunsch, etwas zu werfen ... direkt Mac an den Kopf.
»Klär mich auf«, sagte sie und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. Aber Mann, das war schwierig. Sie wollte sich nicht beherrschen, sondern Mac finden und ihn ernsthaft verletzen. Aberwitzig? Absolut. Mac schuldete ihr gar nichts. Er hatte ihr nichts für immer und ewig versprochen oder das Thema auch nur angeschnitten. Aber ihn sich mit einer anderen Frau vorzustellen, wie er eine andere küsste, berührte und mit ihr schlief? Also, diese Vorstellung kam ihr gefährlich vor ... für die andere Frau. »Wovon redest du in Gottes Namen?«
Mit einem tiefen Seufzer blieb Myst stehen und drehte sich zu ihr um. »Wie viel weißt du über den Meridian und wie er funktioniert?«
»Nur das, was Mac mir erzählt hat. Irgendwas mit einer elektrostatischen Achse, die um die Welt geht, und die Verbindung der Drachenkrieger damit. Aber wenn ich ehrlich bin? Ich war so müde, als wir darüber redeten, dass ich einfach ... ich weiß auch nicht. Ich habe nicht alles mitgekriegt und nicht viel behalten.«
»Na gut.« Myst strich sich das blonde Haar hinter die Ohren und nickte. »Also, es läuft so.«
Gott sei Dank. Endlich. Brauchbare Informationen. Von einem vernünftigen Menschen, einer Person, der sie vertraute. Aber als ihre Freundin es ausführte - die kosmische
Verbindung zum Meridian erklärte und wie ein Mann sich durch Berührung von der weiblichen Energie nährte, wie er dadurch die Nahrung erhielt, die er brauchte, um nicht nur gesund, sondern am Leben zu bleiben - packte sie unglaubliches Entsetzen. Mac hatte sie als Energiequelle benutzt. Er hatte sie berührt und sich an ihr genährt genau auf die Art und Weise, die Myst beschrieb ... im Loft, ja. Aber auch vergangene Nacht, während er ihr die Füße massiert hatte auf der Couch.
Tania rieb sich den Nasenrücken und dachte zurück, versuchte sich zu erinnern, die plötzliche Gefühlsleere in sich zu benennen. Hitze. Lust. Wohlbehagen. Ja, all das traf zu, aber eben auch Diebstahl. Außer...
War das wirklich fair?
Sie wusste es nicht. War sich nicht sicher, was sie empfand bei dem Gedanken, ihn zu nähren, ganz abgesehen von dieser Nummer mit der Gehirnwäsche, diesem Löschen von Erinnerungen. Es war nicht leicht, da durchzusteigen. Erst recht nicht, weil sie Mac mochte. Na gut, vielleicht war mögen ein bisschen untertrieben. Nach ihm lechzte traf es zweifellos besser, aber dennoch ...
»Gefällt es dir, Bastian zu nähren?«, fragte Tania, musste unbedingt die Besonderheiten aus weiblicher Sicht erfahren. »Ich meine... ist es etwas, was du tust, weil er es braucht und du es tun musst, oder...?«
»Ich liebe es. Er ist... unglaublich.« Myst seufzte, und sah plötzlich erschöpft aus. »Aber das heißt nicht, dass ich ihm nicht die Hölle heiß machen werde, weil er mir nichts erzählt hat von... Mensch, Tania. Er hat dich Mac als Hauptmahlzeit angeboten.«
»Nun ja...«
»Nun ja, was?« fauchte Myst, dann brummelte sie: »Oh, warte nur, Bastian.«
»Ich war nicht gerade unwillig.« Tania wand sich, spürte, wie sie errötete. »Tatsächlich könnte es sein, dass ich die, nun ja ... Aktivere gewesen bin.«
Ihre Freundin sah sie überrascht an.
»Ich glaube mich erinnern zu können, dass Rikar versucht hat, uns zu trennen, aber ich... dann Mac, er...« Tania presste die Lippen zusammen. »Sagen wir einfach, es ging nicht.«
»Oh. Na gut«, murmelte Myst augenzwinkernd. Eine Sekunde später gab sie es auf, ihre Belustigung zurückzuhalten und lachte: »Ich schätze, das heißt, dass du ihn wolltest.«
»Von dem Augenblick an, wo ich ihn auf dem Polizeirevier gesehen habe.«
»Als du meine Vermisstenanzeige aufgegeben hast?«
Tania nickte. »Aber irgendwie schüchtert er mich auch ein, weißt du. Er ist so intensiv, und ich bin einfach ...
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