Gefaehrliche Begierde
Teller mache?«, spielte er absichtlich den Blödmann und schnitt dem Kerl das Wort ab. Kindisch, das wusste Mac, aber er konnte nicht anders.
Das Bedürfnis, Venoms Unbehagen zu verlängern, war einfach unwiderstehlich. Nach all den Beleidigungen und dem ganzen Quatsch wollte er es ihm ein wenig heimzahlen. Außerdem verdiente der vorlaute Wichser ein bisschen was von dem zurück, was er so hervorragend austeilen konnte. »Ich habe Roastbeef und Remoulade.«
Schwachkopf musterte ihn finster.
Mac übersah das und langte nach zwei Tellern in einem offenen Bord seitlich von ihm. »Wie viel willst du?«
»Verdammte Inzucht«, murmelte Venom. »Du genießt das, nicht wahr?«
»Was?«
»Mich zu verarschen.«
Er zuckte die Achseln.
Venom seufzte schwer. »Hör zu, wegen gestern Nacht, ich...«
»Vergiss es«, sagte Mac und verstand den Grund von Venoms Unbehagen. »Wiek hat mir bereits gedankt.«
Ein langes Schweigen setzte ein. Kein Gezappel. Kein Rascheln von Klamotten. Absolut keine Bewegung, und dann: »Er hat was getan?«
Mac öffnete den Roastbeefbehälter und atmete tief ein, sog das wunderbare Aroma geradezu auf. Hmmm, toll. Daimler war wirklich ein kulinarischer Zauberer und zwar ohne jede Einschränkung. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, während er den Deckel beiseite warf und über seine Schulter spähte.
Venom wirkte so verblüfft, als hätte ihm jemand einen Schlag auf den Schädel verpasst... mit einer Axt. Und zwar mit der flachen Seite.
Mac musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht loszuprusten. »Ich weiß. Echt der Hammer, richtig?«
»So könnte man sagen.« Venom starrte auf die Theke und schüttelte den Kopf: »Wenn er schon redet, dann bringt er es auf den Punkt, schätze ich.«
»Du kennst ihn schon lange, was?«
»Fast von Anfang an. Ich habe ihn durch seine Verwandlung begleitet... so wie Rikar dich.« Er verfolgte eine graue Ader im weißen Marmor mit der Fingerspitze und runzelte die Stirn. Und Mac wartete, verwundert über die Information und Venoms Friedensangebot. Sie hatten sich noch nie unterhalten, ohne sich gegenseitig runterzuputzen, sodass ... ja. Die Aufrichtigkeit in Venoms Stimme konnte man als extrem überraschend einstufen. »Verdammt, ich hatte den Übergang selbst erst zwei Wochen hinter mir. Ein Grünschnabel ohne die Reife oder Stärke, um die Energie zu kontrollieren und ... Herrgott. Staune noch immer, dass wir beide es lebend überstanden haben.«
»Harte Zeiten.«
»Die härtesten.«
»Nicht jeder ist in einem Märchenland aufgewachsen«, murmelte Mac und verstand es besser als die meisten.
Seine Erziehung war eine einzige Katastrophe gewesen und hatte ihn in vielerlei Hinsicht verkorkst, bis er Angela begegnete. Sie hatte ihn schnell wieder ins Lot gebracht, Stabilität in sein Leben gebracht, ihn ohne zu zögern akzeptiert, war seine Freundin geworden. Und als er Venoms Blick festhielt, verstand Mac noch etwas anderes. Keiner von ihnen war immun. Schmerz und Leiden kam auch zu den Besten von ihnen, und er und der Krieger, der sich ab-mühte, Frieden mit ihm zu schließen, waren sich ähnlicher, als sie bisher geglaubt hatten.
Sieh mal einer an. Ein Friedensvertrag, der mit ein paar Sätzen geschlossen wurde. Die Vereinten Nationen konnten ihnen nicht das Wasser reichen.
Mac zog eine Schublade auf und schnappte sich eine Gabel, spießte das Fleisch auf und verteilte Portionen gleichmäßig auf beide Teller. »Hey, Ven?«
»Ja.«
»Genug mit diesem Grünschnabel-Scheiß. Ich habe die Schnauze voll davon.«
»Dann nennst du mich auch nicht mehr Schwachkopf «
»Abgemacht«, sagte Mac und dankte Gott. Er war des Konflikts müde. Es kostete ihn viel zu viel Energie, sich mit einem Kerl zu streiten, der sein Bruder sein sollte. »Also ... vertragen wir uns jetzt?«
»Verdammt, ich hoffe es«, knurrte Venom. Augenzwinkernd klopfte er auf die Holztheke. »Sonst endet es noch mit einem Love-in, und wenn ich ehrlich bin, würde ich dich lieber bewusstlos schlagen, als mit dir zu knutschen.«
Mac grinste. »Frag Forge mal danach.«
»Wonach?«, erkundigte sich der Schotte, der mit Bastian und Rikar im Schlepptau die Küche betrat.
»Kung-Fu.«
»Oh, verdammt.« Sein Mentor warf Venom einen alarmierten Blick zu. »Lass dich bloß nicht darauf ein.«
Venom setzte sich etwas aufrechter hin, Interesse flackerte in seinem Blick auf. »Ich habe noch etwas Zeit. Gehen wir rüber in den Fitnessraum und ...«
»Mac!«
Der Schrei echote, und sein Herz
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