Gefaehrliche Begierde
hatte sich Tania nicht ohne Grund als Ziel ausgesucht. Das Warum war nicht schwer zu kapieren. Wenn er Tania schadete, Myst schadete, dann schadete er letztlich dem Kommandanten der Nightfury. Die Strategie war reine Poesie in Bewegung, psychologische Kriegführung mit Leuchtfackeln. Myst würde zusammenbrechen, wenn sich ihre beste Freundin im Netz des Feinds verfing. Und Bastian? Mist, der Mann würde in null Komma nix im Ich-halte-es-nicht-aus-meine-Gefährtin-leiden-zu-sehen-Kaninchenloch verschwinden und wie ein Verrückter agieren. Alles, um ihr Leiden zu lindern.
Und das war nicht gerade die richtige Haltung für einen Kommandanten der Nightfury. Falsche taktische Entscheidungen, wenn jemand den Kopf verlor, erwiesen sich immer als ganz schlecht. Wenn das passierte und Bas durchdrehte, wären die Auswirkungen alles andere als prima. Nicht nur Soldaten der Abtrünnigen würden dabei sterben. Seine Waffenbrüder würden ihr Leben aufs Spiel setzen, um Bastian zu retten. Also egal wie sehr er es hasste, Tania Angst eingejagt zu haben, die Luftschleusenkammer hatte ihre Dienste geleistet... war ein notwendiger Schachzug gewesen, um sie aus dem Kampf und aus den Klauen der Razorback herauszuhalten. Nicht nur für sein eigenes Seelenheil, sondern auch für die Sicherheit des gesamten Nightfury-Clans.
Seine einzige Hoffnung war jetzt, dass sie ihm verzieh.
Ein bisschen zu viel verlangt? Wahrscheinlich. Mehr als er verdiente? Logisch. Aber auch wenn die Logik ihm sagte, vergiss es, hoffte Mac, dass sie ihm eine zweite Chance gab. Wobei er sich wiederum fragte, was verdammt noch mal nicht stimmte mit ihm. Irgendwann war bei ihm ein Schalter umgelegt worden. Jetzt war er aus der Bahn geworfen, meilenweit entfernt von seinem üblichen Selbst, ganz zu schweigen von seiner typischen Handlungsweise.
Er war doch der Mister Unabhängig, verdammt noch mal. Der Typ, der es unkompliziert und einfach liebte. Angela hatte ihm vorgeworfen, eine Bindungsphobie zu haben. Vielleicht stimmte das sogar... oder zumindest, bis Tania seinen Radar in die falsche Richtung gekippt hatte. Jetzt gab es nur noch eins, an das er denken konnte, und das war sie, und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Er mochte seinen Lebensstil. Den Frauen, mit denen er schlief, auch - keine hatte sich jemals über die One-Night-Stands beschwert. Genau wie er, waren sie für freie und lockere Beziehungen und dafür, sich immer eine Hintertür offenzuhalten. Tania entsprach allerdings nicht seinem typischen Umgang. Sie war nicht der Ohne-weitere-Verpflichtungen-Typ ... sie würde auch hinterher noch Küsse und Schmusen erwarten. Das war Mac genauso sonnenklar wie die Tatsache, dass er hier barfuß mitten in seiner Küche stand und den Blick nicht lösen konnte von der Badezimmertür und jede ihrer Bewegungen und das leise Wasserplätschern belauschte.
Seufzend schüttelte Mac den Kopf. Jede einzelne Faser seiner Instinkte riet ihm, es nicht zu tun ... sie seinem Vorgesetzten, sprich Rikar, zu übergeben und sich so schnell wie möglich vom Acker zu machen. Aber das würde nicht geschehen. Nicht, solange seine Drachenhälfte so fixiert auf sie und der Rest von ihm so gefesselt war von ihr. Auf keinen Fall konnte er sie gehen lassen. Jedenfalls nicht kampflos. Also zum Teufel mit dem Selbstbetrug oder dem Leugnen seiner Empfindungen für sie. Die Verbindung, die sie teilten, war einfach zu stark. Vernunft zählte nicht. Und sein Verstand hatte sich auch längst verabschiedet, denn was war mit ihm los, wo sie nur einen Raum entfernt von ihm war? Da zerrte Begierde an ihm, der stetige Sog der Verbindung verstärkte sich zunehmend, wie auch seine Anspannung, nur um zu sehen, wie er explodierte.
Rums. Und weg war er.
Er war genauso erledigt wie Bastian und Rikar, die... Wachs in den Händen ihrer Gefährtinnen waren. Aber anders als seine Kameraden wusste Mac, dass er nicht sobald Erleichterung finden würde.
Mac nahm die Tortellini vom Herd und schüttete die Pasta in ein Sieb. Als er eine große Schüssel von einem offenen Bord nahm, hörte er, wie die Dusche abgestellt wurde. Das Wasser tröpfelte nur noch. Die Glastür wurde geöffnet. Er schloss die Augen, seine scharfen Sensoren registrierten jede noch so kleine Bewegung, folgten dem Geräusch von Tanias Füßen, die auf die Badematte traten. Sein Mund verzog sich. Er liebte alles an seinen neuen Fähigkeiten, aber mehr als alles andere liebte er was? Die Fähigkeit, etwas wahrzunehmen, was eigentlich nicht
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