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Gefährliche Begierde

Gefährliche Begierde

Titel: Gefährliche Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Stone Coast Trust«, sagte Chase.
    »Ja, Annie hat erwähnt, dass euch die Sache nicht aus dem Kopf geht. Ich persönlich glaube ja, es ist eine Sackgasse.« Sie wandte sich um und betrachtete Miranda kühl.
    »Und wie stehen die Dinge für dich?« Diese Frage war eher höflich gemeint. Sie klang weder warm noch besorgt.
    »Die Dinge sind … schwierig«, antwortete Miranda ausweichend.
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich hörte, du wohnst momentan bei Annie.«
    »Nur vorübergehend.«
    Jill schenkte ihr ein ironisches Lächeln. »Das ist ziemlich ungünstig. Die Verhandlung sollte Annies Geschichte werden. Und nun lebst du bei ihr. Ich werde sie abziehen müssen. Von wegen neutraler Berichterstattung.«
    »Niemand vom Herald kann sich ernsthaft als neutral betrachten«, stellte Chase klar.
    »Mag sein.« Jill schob den Karton von einem Arm in den anderen. »Also, ich gehe dann mal besser und lasse euch bei eurer Suche allein.«
    »Ms. Vickery?« rief Miss St. John. »Ich frage mich, ob Sie ein wenig Licht in etwas bringen können, das wir hier gefunden haben?«
    »Ja?«
    »Es ist ein Zettel von jemandem namens M.« Miss St. John reichte ihr den Zettel. »Miranda hat ihn nicht geschrieben. Wissen Sie, wer es gewesen sein könnte?«
    Jill las die Notiz ohne jegliche äußere Regung, und Miranda bewunderte sie für diese Selbstbeherrschung.
    »Sie ist nicht datiert. Also …« Jill schaute hoch. »Ich kann mir mehrere Möglichkeiten vorstellen. Keine davon mit diesem Anfangsbuchstaben, aber M. könnte auch für einen Spitznamen stehen. Zum Beispiel Maus.«
    »Mehrere Möglichkeiten?«
    »Ja.« Jill blickte Miranda unbehaglich an. »Richard, er … war sehr attraktiv. Speziell für die Sommerpraktikantinnen. Da gab es eine im letzten Sommer, bevor du eingestellt worden bist, Miranda. Sie hieß Chloe Sowienoch und konnte überhaupt nicht schreiben, aber sie war ganz hübsch anzusehen. Und sie bekam Interviews, die niemand sonst bekam, was Annie die Wände hochgehen ließ.« Jill betrachtete die Notiz noch einmal. »Das wurde auf einer Schreibmaschine getippt. Seht ihr? Die Schleife am e ist verwischt, der Hammer müsste gereinigt werden. Wenn ich mich recht erinnere, dann benutzte Chloe immer eine alte Schreibmaschine. Sie war die Einzige in der ganzen Redaktion, der am Computer angeblich nichts einfiel.« Sie gab Miss St. John den Zettel zurück.
    »Sie könnte es gewesen sein.«
    »Wie ging die Sache aus?« fragte Chase.
    »Wie solche Sachen meistens ausgehen. Ein heißer Flirt, ein bisschen Feuerwerk, und danach gab es noch ein gebrochenes Herz mehr.«
    Miranda spürte, wie sich ihr Nacken versteifte und sie errötete. Keiner der anderen schaute sie direkt an, aber sie wusste, dass ihre Aufmerksamkeit auf sie gerichtet war; sie ging zum Fenster und hielt sich unbewusst an den Vorhängen fest, während sie mit sich kämpfte und versuchte, ihren Kopf aufrecht und ihren Rücken gerade zu halten. Noch ein gebrochenes Herz. Sie fühlte sich wie ein Objekt auf dem Fließband dummer und leichtgläubiger Frauen. Und sie dachten bestimmt dasselbe über sie.
    Sie dachte es über sich.
    Jill schob den Karton erneut von einem Arm in den anderen. »Ich sollte besser ins Büro zurückfahren, sonst tanzen die Mäuse auf dem Tisch.« Sie ging zur Tür und blieb stehen. »Oh, ich hätte beinahe vergessen, es Ihnen zu sagen, Chase. Annie hat die Neuigkeiten gerade erst gehört.«
    »Welche Neuigkeiten?« fragte Chase.
    »Tony Graffam ist zurück.«
    Miranda reagierte nicht. Sie hörte Jill die Verandatreppe hinuntergehen, hörte wie der Saabmotor aufheulte und die Reifen auf dem Kiesweg knirschten. Sie spürte die Blicke von Chase und Miss St. John in ihrem Rücken. Sie beobachteten sie mit einer unerträglichen, mitleidigen Ruhe.
    Sie stieß die Tür auf und floh aus dem Cottage.
    Auf dem halben Weg über das Feld holte Chase sie ein. Er packte sie am Arm und zog sie zu sich herum. »Miranda …«
    »Lass mich alleine!«
    »Du kannst nicht einfach davor weglaufen!«
    »Du hast gut reden!« schrie sie. »Jill hat es gesagt. Ich bin nur ein weiteres gebrochenes Herz. Eine weitere dumme Frau, die genau das bekommen hat, was sie verdiente.«
    »Du hast es nicht verdient.«
    »Verdammt, Chase, jetzt bitte kein Mitleid! Das war das letzte, was ich ausgerechnet von dir ertragen könnte.« Sie befreite sich aus seiner Umklammerung und wandte sich ab, doch er zog sie zurück. Diesmal hielt er sie mit eisernem Griff um die Handgelenke fest. Sie

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