Gefährliche Begierde
drehte sich um und schaute ihr ins Gesicht. Ihr Blick wurde fast gegen ihren Willen von seinen Augen angezogen. »Miranda, die Wahrheit ist, dass zu viele Gründe dagegen sprechen. Das, was zwischen uns geschehen ist, war …« Er zuckte mit den Achseln. »pure Anziehung, mehr nicht.«
Das ist alles. Nichts Besonderes im großen Spiel eines Lebens. Nichts, wofür man sein Herz riskierte. Nichts, wofür es sich lohnte, weiter darüber nachzudenken.
»Trotzdem …«, sagte er.
»Ja?« Sie schaute hoch und war plötzlich von einer irrsinnigen Hoffnung beseelt.
»Wir können nicht einfach auseinander gehen. Nicht nach allem, was geschehen ist. Richards Tod. Das Feuer.« Er gestikulierte und zeigte auf die im Zimmer verstreuten Bücher. »Und dem hier.«
»Du vertraust mir nicht und willst dann trotzdem meine Hilfe?«
»Du bist die Einzige, die in der Lage ist, Ordnung in das Chaos zu bringen.«
Sie stieß ein müdes Lachen aus. »Da hast du wohl Recht.« Sie schlang ihre Arme eng um ihren Körper. »Also, was kommt als nächstes?«
»Ich werde mit Tony Graffam sprechen.«
»Soll ich mitkommen?«
»Nein. Ich will ihn alleine unter die Lupe nehmen. In der Zwischenzeit könntest du hiermit fertig werden. Im oberen Stockwerk waren wir auch noch nicht.«
Miranda ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, über die staubigen Bücherstapel, das viele Papier und schüttelte den Kopf. »Wenn ich bloß wüsste, wonach ich suche. Wonach der Einbrecher suchte?«
»Ich habe das Gefühl, es ist noch irgendwo.«
»Was auch immer es sein mag.«
Chase drückte die Tür auf. »Du wirst es wissen, sobald du es gefunden hast.«
11. KAPITEL
Fred Nickels hatte gesagt, Tony Graffam sei aalglatt und dumm. Er hatte mit beidem Recht. Graffam trug einen Seidenanzug, eine Krawatte mit rotem Paisleymuster und einen goldenen Ring am kleinen Finger. Das Büro war, wie der Mann, strahlend, aber von geringer Substanz: Plüschteppich, glänzende, neue Ledersessel, weder Sekretärin noch Bücherregale, ein papierloser Schreibtisch. An der Wand hing als einzige Dekoration eine Karte der Nordküste von Shephard’s Island. Es war zwar nicht als solche bezeichnet, aber Chase genügte ein Blick auf die weite, geschwungene Bucht, um die Küstenlinie zu erkennen.
»Ich sage Ihnen, das ist eine Hexenjagd!« beschwerte sich Graffam. »Zuerst die Polizei und nun Sie.« Er blieb hinter seinem Schreibtisch sitzen und lehnte es sogar ab, zur Begrüßung aufzustehen, so als ob er sich hinter diesem polierten Schutzwall verschanzen wollte. Nervös fuhr er sich mit den Fingern durch das dauergewellte Haar. »Sie glauben, ich gehe einfach hin und beseitige jemanden? Einfach so? Und wofür? Ein Stück Land? Sehe ich so dumm aus?«
Chase verzichtete höflich auf eine Antwort. »Sie haben ein Angebot für Rose Hill abgegeben, oder?«
»Ja, natürlich. Es ist ein erstklassiges Grundstück.«
»Und mein Bruder lehnte ab, es zu verkaufen.«
»Hören Sie, es tut mir Leid um Ihren Bruder. Eine Tragödie, eine echte Tragödie. Nicht, dass wir uns besonders gemocht hätten, wenn Sie verstehen. Mit ihm war einfach nicht zu reden. Er blockte alles ab, sobald es um das Projekt ging, wurde er regelrecht feindselig. Dabei ging es doch nur ums Geschäft, richtig?«
»Aber ich hatte den Eindruck, dass das überhaupt kein Geschäft war. Stone Coast Trust wies es als Landschutzprojekt aus.«
»Und genauso ist es. Ich habe Ihrem Bruder ein Topangebot für das Land gemacht, mehr als die Naturschutzbehörde ihm geboten hätte. Außerdem hätte er ein lebenslanges Nutzungsrecht für das Cottage erhalten. Ein unglaubliches Geschäft.«
»Unglaublich.«
»Mit Rose Hill könnten wir den Park über den ganzen Hang hinunter ausweiten. Rose Hill würde Anstieg, Aussicht und Zufahrt ermöglichen.«
»Zufahrt?«
»Für die Instandhaltung natürlich. Sie wissen schon, der Wanderwege. Unauffällige Pfade, damit jeder die Natur ungehindert genießen könnte. Selbst Behinderte. Ich meine, Menschen, mit eingeschränkter Mobilität.«
»Sie haben ja an alles gedacht.« Graffam lächelte. »Ja. Das haben wir.«
»Wie passt Tannenhöhe dazu?« Graffam hielt inne. »Bitte?«
»Tannenhöhe. Das ist, glaube ich, der Name Ihres geplanten Bauprojektes.«
»Tja, da war nichts geplant …«
»Und warum haben Sie dann die Umwandlung des Nutzungsplans beantragt? Und wie viel hat es gekostet, die Landkommission zu bestechen?«
Grahams Gesicht wirkte wie versteinert. »Lassen Sie es
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