Gefaehrliche Begierde
jubilierte. Sie hatte ihr ganzes Vermögen auf den Grauen gesetzt, aber das hatte nur wenig mit dem Pferd zu tun. Es war der Reiter, auf den sie ihr Geld gesetzt hatte. Ihr Lächeln wurde breiter, als er an ihr vorüberritt. Die beiden Pferde vor ihr hatten jetzt ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht. Kopf an Kopf galoppierten sie dahin, und es schien, als würde das Rennen unentschieden enden, doch Alexandra wusste es besser. Sie hob den Blick zu dem Mann auf dem Grauen und sah, wie seine Zähne aufblitzten in einem Lächeln, das ihr verriet, wie sehr Hazard Hatton das Rennen genoss. Ein Schauer rann durch ihren Körper, als sie sah, wie seine männliche Kraft das Tier unter sich beherrschte. Dann stürmte das Pferd vor dem schwarzen Vollblut über die Ziellinie.
Alexandras Blut pulsierte in den Adern. Ihn nur zu betrachten erregte sie. Sein Leinenhemd klebte an seiner Brust, und Nackenmuskeln traten hervor. Als sie sich in seine Arme schmiegte, wusste sie, dass er nicht um jeden Preis gewinnen wollte, er konnte es nur einfach nicht ertragen zu verlieren. Für Alexandra gab es auf der ganzen Welt nur ihn.
Hand in Hand liefen sie lachend in den Stall. Als er sie mit sich in das Heu zog, ließ sie es willig geschehen. Seine Hand schlüpfte besitzergreifend unter ihr Wams, und als sich seine warmen Finger um ihre Brust legten, fühlte sie, wie sich die rosigen Spitzen vor Verlangen aufrichteten. Mit der anderen Hand glitt er über die Innenseite ihrer Schenkel. Und als sich sein Kopf mit dem dunklen Haar zu ihr hinabsenkte und sich seine Lippen auf ihre legen wollten, flüsterte sie atemlos: »Nicholas, wirst du mich jetzt wirklich lieben ?«
Ganz plötzlich riss Alexandra die Augen auf. Ihre Hand ging zu ihrem Haar, das jetzt kurz geschnitten war, und sie fühlte einen Anflug von Bedauern, weil sie es abgeschnitten hatte. Als sie begriff, dass alles nur ein Traum gewesen war, konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Sie setzte sich auf und zog die Knie an die Brust. Wenn sie jemals ihre Sehnsucht nach Nick Hatton überwinden wollte, musste sie dafür sorgen, dass zwischen ihnen ein gewisser Abstand blieb. Am Morgen würde sie Dottie dazu überreden, zusammen mit Rupert nach London zu reisen.
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9
Schon lange vor Sonnenaufgang war Alexandra aufgestanden und hatte ihre Sachen für London gepackt. Rupert stand mitten zwischen seinen Koffern und Reisetaschen, als sie in sein Zimmer trat. »Würdest du bitte auch mein Gepäck nach unten tragen?«
»Sehe ich aus wie ein Gepäckträger?«, fragte Rupert. »Läute nach einem Diener.«
»Ich kann gar nicht glauben, wie unaufmerksam du bist. Dottie hat vor ungefähr einer Woche einige Bedienstete entlassen, und seitdem gibt es im Herrenhaus von Longford nur noch Mrs. Dinwiddie, unsere uralte Haushälterin, und den alten Ned, der sich um die Pferde kümmert. Aber lass nur, ich werde meine Taschen selber tragen.«
»Aber wer wird meine... Wo zum Teufel willst du hin, Alexandra?«
»Nach London natürlich. Das Haus am Berkeley Square ist voll von Bediensteten, die nichts zu tun haben. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass alle nur für dich da sind, deshalb komme ich mit. Ich vermute, wir werden mit der Kutsche der Hattons fahren?«
»Die transportiert nur unser Gepäck. Wir nehmen die Pferde.«
»Dann gibt es ja genügend Platz für Dottie und mich.«
»Dottie?« Rupert sah sie erschrocken an. »Und was ist, wenn sie auch in London die Diener entlässt?«
»Das sollte dich doch nicht kümmern. Wenn du in London bist, schläfst du sowieso den ganzen Tag und bist die ganze Nacht unterwegs. Außerdem kannst du immer noch in der Curzon Street wohnen, zusammen mit deinem Freund Lord Hatton.«
»Du scheinst für alles eine Antwort zu haben«, erklärte er gereizt.
»Nun ja, wenigstens weiß ich, wer dein Gepäck nach unten tragen wird, Viscount Longford«, erklärte sie übertrieben freundlich.
Gegen zehn Uhr ritt Rupert nach Hatton Hall, doch es dauerte mehr als zwei Stunden, ehe die riesige schwarze Kutsche mit dem Wappen der Hattons in den Hof des Herrenhauses von Longford rollte. Der Kutscher verstaute das Gepäck und wollte Lady Longford in die Kutsche helfen, als diese ihm drohte, ihn mit ihrem Stock zu schlagen. »Treten Sie zurück, Sirrah! Ich bin noch nicht reif für den Friedhof.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Ma'am.«
Dottie sah, wie Alexandra ihr Pferd bestieg und kletterte in die gut gepolsterte Kutsche. Sie schob das
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