Gefaehrliche Begierde
ich nur getan?«
Mit einem Ruck wachte Nick auf. Er war schweißgebadet. Er schwang die Beine aus dem Bett und lief wie ein Löwe im Zimmer auf und ab. Erleichtert dachte er daran, dass er morgen nach London reisen würde. Je eher er einen sicheren Abstand zwischen sich und Alexandra brachte, desto besser würde das für alle sein. Und nie wieder durfte er sich vorstellen, sie zu lieben, nicht einmal in seinen Träumen!
Als Alex nach Hause kam, wollte sie sich in ihr Zimmer zurückziehen. Doch drei Hindernisse - das Abendessen, Dottie und Rupert - stellten sich ihr in den Weg. Voller Besorgnis warf sie einen Blick in die Speisekammer, dessen Inhalt sich in alarmierendem Maße verringerte. Sie holte einen kalten Schinken und etwas Gemüse aus dem Garten, und ging entschlossen in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.
»Ich werde dir helfen, Liebling«, sagte Dottie fröhlich.
»Kochen ist nicht deine Stärke«, antwortete Alex entschlössen und nahm Dottie das Messer aus der Hand, ehe sie sich damit noch verletzte.
Rupert betrat die Küche, er sah verzweifelt aus. »Alex, ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Du musst mir helfen, für London zu packen. Mein Kammerdiener hat mich sitzen lassen, und ich bin vollkommen durcheinander!«
»Das wird bis nach dem Abendessen warten müssen.«
»Warum?«, wollte er wissen.
»Weil ich zum Chefkoch und Spülmädchen ernannt worden bin. Es sei denn, du möchtest das übernehmen?«
Entsetzt hob er beide Hände. »Dies ist ein Tollhaus, ich bin froh, wenn ich endlich hier weg bin.«
»Wenn du nicht mehr da bist, wird es ruhiger sein«, erklärte ihm Dottie. Und wir werden eine Person weniger durchzufüttern haben.
Alex bewältigte die Herausforderung, die das Abendessen bot, doch später, als sie auf der Schwelle zu Ruperts Zimmer stand, verließ sie beinahe der Mut. Der Inhalt des Schrankes lag auf dem Bett und dem Boden verstreut.
Rupert suchte ungefähr ein Dutzend sauberer Krawatten zusammen und hielt sie ihr hin. »Die müssen gestärkt werden.«
Alex unterdrückte einen Fluch. »Es wäre wesentlich praktischer, wenn du sie stärken würdest, nachdem du sie ausgepackt hast.« Sie warf einen Blick auf den Koffer, der offen dastand und schickte Rupert auf den Dachboden. »Du wirst noch einen weiteren großen Schrankkoffer brauchen, vielleicht sogar zwei. Immerhin brauchst du Kleidung für morgens und abends sowie Reitkleidung, ebenso Mäntel, Stiefel, Hüte und Perücken, ganz zu schweigen von Hemden und Westen.«
»Ich brauche einen Kammerdiener«, beklagte er sich.
»Du brauchst einen Tritt in den Hintern!«
»Es ist nicht nötig, aggressiv zu werden, Alex.«
»Dann hör auf, mich anzugreifen.«
»Vielleicht hat Dottie ja Recht, ich brauche eine Frau. Nach ihrer Meinung würde eine Ehe all meine Probleme lösen.«
Alexandra erkannte, wie schnell er diesen Vorschlag akzeptiert hatte, und plötzlich wurde ihr der Unterschied zwischen ihm und Nicholas Hatton bewusst. Rupert war ein unmündiger Junge, während Nicholas ein Mann war, der eine große Anziehungskraft auf sie ausübte.
Es war schon spät, als sie sich endlich zurückzog. Sie kämpfte gegen den Wunsch an, sich einfach auf das Bett zu werfen und sich in den Schlaf zu weinen. Obwohl ihre Gefühle tief verletzt waren, wusste sie, dass sie sich früher oder später der Wirklichkeit stellen musste. Nick Hatton erwiderte ihre Zuneigung nicht. Das lag vermutlich an ihr. Von Kindheit an hatte Dottie ihr eingetrichtert, ihrem Kopf zu folgen und nicht ihrem Herzen. Unter keinen Umständen durfte sie sich je verlieben, denn die Liebe war eine Katastrophe. Sie würde darüber hinwegkommen, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das eine Lüge war.
Der Schmerz in ihrem Herzen schmolz langsam dahin und machte einem Gefühl der Erregung Platz. Sie fühlte, wie der Wind ihr langes Haar zerzauste. Sie hörte sich lachen, während sie sich noch tiefer über Zephyrs schwarzen Kopf beugte und das Pferd dazu drängte, noch schneller zu laufen. Sie machte ein Rennen mit Christopher und Nicholas Hatton, und sie war der Preis! Sie wandte den Kopf, um Kit auf Renegade zu beobachten und wusste, dass er schneller galoppieren konnte als ihre Stute. Er sah so gut aus auf dem schwarzen Hengst, dass sie sich danach sehnte, ihn zu zeichnen und diesen Augenblick für immer festzuhalten. Sie lächelte, als er an ihr vorübergaloppierte. Sie wandte den Kopf zur anderen Seite, um Nick auf Slate zu beobachten und
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