Gefaehrliche Begierde
Locken zu knüpfen.
»Du siehst bezaubernd aus, Liebling, aber du brauchst noch etwas, das dir das gewisse Flair gibt!« Dottie legte den Kopf schief, zuerst zur einen, dann zur anderen Seite. »Ich habe es! Du brauchst einen meiner Fächer.«
Alex sah erschrocken aus. Dottie besaß eine Sammlung von Fächern aus Federn in allen möglichen Schattierungen, die zum theatralischen Aussehen ihrer Kleidung beitrugen. Ihre Großmutter verschwand in ihrem Zimmer und kam nach einer Weile mit einem ihrer Schätze zurück. Als Alex den riesigen Fächer aus Straußenfedern in die Hand nahm und langsam damit wedelte, fand sie ihr Bild im Spiegel sehr ansprechend.
»Verdammt, die Kutsche wird um sechs Uhr kommen, und ich kann die Krawatte nicht binden.« Rupert stand hilflos an der Tür.
Alex ignorierte ihn. »Dottie, es ist schon beinahe sechs Uhr, du musst dich anziehen!«
»Himmel, Kind, warum sollte ich im Devonshire House zu Abend essen? Wir haben einen unvergleichlichen Küchenchef gleich hier am Berkeley Square, der mir coq au vin versprochen hat, gefolgt von einem süßen Kirschauflauf. Rupert wird dich begleiten, aber denke daran, Lod Hatton mit Verachtung zu behandeln und dir dein Lächeln für Hartington aufzusparen. Es wird Christopher verrückt machen!«
Der Butler kam, um anzukündigen, dass die Kutsche angekommen war.
»Alex, sage ihnen, dass ich gleich da bin«, befahl ihr Rupert. »Hopkins, helfen Sie mir mit dieser verdammten Krawatte.«
Alex griff nach ihrem Umhang, gab ihrer Großmutter einen Gute-Nacht-Kuss und lief leichtfüßig nach unten. Der Kutscher verbeugte sich und öffnete ihr die Tür, doch sie blieb einen Augenblick lang wie angewurzelt stehen, als sie begriff, dass die Hatton-Zwillinge in der Kutsche saßen.
Ein Paar dunkler Augenbrauen hob sich überrascht. »Alex, du siehst...«
»Hinreißend aus? Nun, du musst nicht in Panik geraten. Ich versichere dir, dass keiner von euch beiden heute Abend in Gefahr ist.«
Die Zwillinge warfen einander einen sarkastischen Blick zu. Insgeheim war Nick genauso bestürzt wie Alex, er hatte keine Ahnung gehabt, dass sie nach London kommen würde. Insgeheim fluchte er. Seine Nächte waren bereits erfüllt von Träumen von ihr, und er hatte gehofft, dass er durch den räumlichen Abstand zwischen ihnen nicht mehr so oft an sie denken musste. Durch ihre Nähe am heutigen Abend würden seine erotischen Träume noch stärker werden.
Alexandra stieg in die Kutsche, mit dem Selbstvertrauen einer Frau, die wusste, dass sie umwerfend aussah. Innerlich jedoch zitterte sie vor Unentschlossenheit. Die schwarze Abendkleidung der Männer und das dämmrige Innere der Kutsche machten es ihr unmöglich, die Zwillinge voneinander zu unterscheiden. Sie setzte sich neben den einen, ignorierte jedoch beide. Lieber Gott, ich bin nach London gekommen, um ihm zu entfliehen, und jetzt sitze ich dicht neben ihm! Abrupt änderte sie ihren Sitzplatz und murmelte vor sich hin, dass sie nicht gern mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitze.
Rupert setzte sich auf ihren Platz. Als die Kutsche losfuhr, lächelte ihr Bruder glücklich. »Ah, das ist genauso wie in den guten alten Zeiten... wir vier zusammen!«
»Bis auf die Tatsache, dass du jetzt ein Viscount bist und ich ein Lord«, scherzte Kit und stieß seinem Freund den Ellbogen in die Seite.
Alexandra war entsetzt. Sie hatte sich gerade absichtlich neben Nicholas Hatton gesetzt, den Mann, vor dem sie davonlief. Sie starrte aus dem Fenster und tat so, als interessiere sie sich für das, was draußen vorging, doch in Wirklichkeit sah sie nichts, während Nicks Nähe sie überwältigte. Als die Kutsche auf den Piccadilly bog und sie gegen ihn stieß, wurde sie rot vor Zorn. Sie fühlte, wie seine Wärme durch ihr Kleid drang und drohte, ihre eisige Abwehr zu schmelzen.
Nicholas ballte die Hände zu Fäusten, damit er seine Hand nicht auf ihre legen konnte. Wenn Alexandra ihm so nahe war, war die Versuchung, sie zu berühren, zu groß. Seine Nasenflügel bebten, als ihm ihr Duft in die Nase stieg. Ihre Anziehungskraft war unwiderstehlich, gerade weil sie für ihn tabu war.
»Später werden wir noch zu White gehen«, erzählte Kit Rupert. »Unsere Mitgliedschaft sollte mittlerweile bestätigt sein.« Hart Cavendish hatte für seine drei Freunde gebürgt, damit sie Mitglied im ältesten Gentlemens Club in London werden konnten.
»Wie hoch sind die jährlichen Gebühren?«, fragte Rupert.
»Ich werde mich schon darum kümmern«,
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