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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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bei ihm aus. Außer Stande davonzurennen, beugte er sich vornüber.
    Die Hand ließ ihn los und klopfte ihm stattdessen auf den Rücken.
    »He, ist alles in Ordnung? Hier, trink einen Schluck …«
    Immer noch hustend hörte Luke, wie der Hahn aufgedreht wurde und Wasser herausspritzte. Er wandte den Kopf und trank direkt aus dem Wasserhahn. Er bekam zu viel in den Mund und verschluckte sich, schluckte alles hinunter und schlürfte ein wenig vorsichtiger weiter.
    »Hattest wohl ziemlichen Durst«, sagte die Stimme über ihm, als Luke schließlich erschöpft den Kopf hob. Luke sah Jeans, ein Sweatshirt, zerzauste blonde Haare – es war ein Junge, etwa in seinem Alter.
    »Woher kommst du?«, fragte der Junge. »Hast du die Neuigkeiten schon gehört?«
    »Welche Neuigkeiten?«, fragte Luke.
    »Dann hast du also noch nichts gehört«, sagte der Junge. »Komm mit – das musst du selbst sehen …«
    Wieder packte er Luke am Handgelenk und begann, ihn mit sich zu ziehen. Diesmal hätte Luke davonlaufen können, doch er war neugierig geworden. Der Junge wirkte weder bedrohlich, noch schien er Luke etwas anhaben zu wollen. Im Gegenteil, er schien ihm sogar helfen zu wollen. Luke verstand das ebenso wenig wie die Tatsache, dass er so fröhlich wirkte.
    Nein, korrigierte er sich selbst. Er ist nicht nur fröhlich. Er ist glücklich. Überglücklich. Er wünschte, sein Freund Trey wäre da, um die richtige Formulierung beizusteuern. Und dann fiel es ihm ein: Dieser Junge ist außer sich vor Glück.
    Der Junge fing an zu rennen und zog Luke mit sich.
    Sie liefen zu einem anderen Haus in der Nähe. Der Junge stürmte durch die Eingangstür.
    »Seht mal alle her«, verkündete er. »Der Junge ist gerade hier vorbeigekommen und weiß noch von nichts!«
    Luke blinzelte verwirrt, während seine Augen sich umstellten. Er erkannte eine Ansammlung von Menschen, die sich um ein Fernsehgerät in der Mitte des Zimmers scharten. Einige von ihnen sahen zu ihm herüber und er dachte besorgt: O nein, ich muss mich schon wieder entscheiden. Auf welcher Seite stehen diese Leute? Habe ich mein Hemd richtig herum an? Soll ich es schnell umdrehen, damit man das Bevölkerungspolizeiabzeichen sieht? Luke zog sich den Quilt fester um die Schultern, so dass von seinem Hemd nichts mehr zu sehen war.
    Es spielte keine Rolle. Die meisten Leute sahen nur flüchtig zu ihm herüber und wandten sich dann wieder dem Fernseher zu.
    »Was passiert gerade?«, fragte der Junge, der Luke entdeckt hatte, gespannt.
    »Psst«, zischten einige Leute. Und einer der Männer fügte hinzu: »Sie zeigen gerade …«, doch dann brach er ab, zu gebannt von dem, was sich auf dem Fernsehschirm abspielte.
    Auch Luke sah auf den Bildschirm. Alles, was er sehen konnte, war eine riesige Menschenmenge, viel mehr Leute als hier in diesem Zimmer. Die Kamera glitt über Hunderte von Gesichtern, wie es schien, die allesamt lächelten, lachten oder jubelten. Dann fuhr die Kamera wieder zurück und Luke sah, dass die Menschen in einem riesigen Garten oder auf einer Wiese standen. Hinter der Menschenmenge erkannte Luke die Ecke eines Backsteingebäudes.
    Ihm stockte das Herz. Er kannte dieses Gebäude: Es war das Hauptquartier der Bevölkerungspolizei.
    Schon einmal hatte Luke im Fernsehen eine Menschenmenge gesehen, die der Bevölkerungspolizei zujubelte. Im letzten Herbst, an einem der Tiefpunkte seines Lebens, hatten er und seine Freunde wie Zombies vor dem Fernsehgerät in Mr Hendricks Haus gesessen. Stundenlang hatten sie Aldous Krakenaur zugehört, dem Chef der Bevölkerungspolizei, der den bewundernden Massen seine Zukunftsvisionen ausmalte.
    »Das ist alles gestellt«, hatte Lukes Freund Trey behauptet. »Es kann unmöglich so viele Menschen geben, die ihn derart verehren. Wahrscheinlich hat man sie bestochen, damit sie so herumkrakeelen.«
    »Etwa nach dem Motto: Je lauter sie jubeln, desto mehr bekommen sie zu essen?«, hatte Nina gefragt.
    »Ganz genau.«
    Luke hatte Ninas und Treys Theorien glauben wollen.
    Er hätte sich nie vorstellen können, dass andere Menschen – Leute, die einfach nur die Fernsehberichte sahen, die nicht bestochen waren – so fasziniert auf den Bildschirm starren würden wie die Menschen in diesem Zimmer. Er stellte sich vor, wie sich überall im Land Leute um die Fernsehgeräte scharten und die Bevölkerungspolizei bewunderten.
    Dann hörte er, was die Leute im Fernsehen schrien.
    »Die Tyrannen sind fort!«
    »Wir sind frei!«
    »Freiheit für

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