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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Sache wirklich gut gemacht. Eines Tages werdet ihr diese Geschichte euren Enkelkindern erzählen und ihr habt jedes Recht, stolz darauf zu sein«, sagte Philip Twinings. Seine Stimme klang jetzt kräftiger. »Hier bei dem – wollen wir es Freiheitssender nennen, Simone? – versuchen wir immer noch, den rapiden Verlauf der Ereignisse nachzuvollziehen. Soweit es sich sagen lässt, ging dem Umsturz am heutigen Tag eine ganze Reihe kleinerer Begebenheiten voraus. Am Montag sandte die Bevölkerungspolizei Einheiten aus, um im ganzen Land neue Ausweise zu verteilen. Uns liegen Berichte vor, dass sich die Menschen in vielen Orten der Identifikation verweigerten und einige von ihnen sogar gegen Bevölkerungspolizisten vorgingen. Und wir verfügen über einen unbestätigten Bericht, dass sich in Chiutza ein junger Polizeirekrut seinem Vorgesetzten widersetzte und sich weigerte, eine alte Frau zu erschießen. Stattdessen übergab er seine Waffe den Rebellen …«
    Luke stockte der Atem. Er musste sich beherrschen, um nicht laut zu rufen: »Moment mal! Das war ich – aber so ist es gar nicht gewesen!« Er sah sich um und war froh, dass ihn niemand beachtete. Einige der Leute starrten in die Ferne, als helfe ihnen das beim Zuhören.
    »Ich möchte nicht respektlos sein, Philip, aber diese Geschichte ist inzwischen mehr oder weniger bestätigt«, sagte Simone. »Ein Augenzeuge hat uns berichtet, dass sie den Bewohnern dort den Mut gab, die Bevölkerungspolizei zu vertreiben. Und alle stimmen überein, dass Chiutza der Ort war, an dem die Bevölkerungspolizei als Erstes besiegt wurde.«
    Luke versuchte zu begreifen, was er gerade gehört hatte. Konnte es sein, dass jemand geglaubt hatte, er wollte die Waffe den Rebellen überlassen, als er sie fallen ließ? Konnte diese einzelne Tat wirklich derartige Auswirkungen haben?
    »Äh, Mr Twinings, Sir«, warf Tucker im Radio gerade ein. »Sie sollten vielleicht erwähnen, dass die ganze Geschichte von den Rebellen ins Rollen gebracht wurde, die auch die Ausweise vernichtet haben. Wäre das nicht geschehen, hätte die Bevölkerungspolizei nie nach Chiutza und all die anderen Orte gemusst, um neue Ausweise zu verteilen.«
    Philip Twinings lachte leise.
    »Es ist wirklich nicht leicht, zu den Wurzeln dieses unglaublichen Geschehens vorzudringen. Vermutlich werden die Historiker noch jahrelang damit beschäftigt sein, alles genau unter die Lupe zu nehmen. Aber genauso wie viele kleine Einschränkungen der Freiheit letztendlich dazu führten, dass die Bevölkerungspolizei das Land unter ihre Kontrolle brachte, scheint es, als hätten unzählige kleine Heldentaten das Volk wieder an die Macht gebracht. Jede einzelne dieser Taten war wichtig; ohne sie wäre die Bevölkerungspolizei vielleicht nie gestürzt worden. Aber unabhängig davon, wie gut die Journalisten und Historiker ihre Arbeit erledigen mögen, wird die Welt die ganze Tragweite dieser mutigen Aktionen oder die genaue Zahl der daran Beteiligten vielleicht nie erfahren …«
    Ein Mann in Lukes Nähe verdrehte die Augen.
    »Dieser Philip Twinings war schon immer ein aufgeblasener Wichtigtuer«, murmelte er.
    »Psst!«, zischten einige um ihn herum.
    Luke hörte nicht länger zu. Vor seinem geistigen Auge sah er einen sorgfältig auf einem Weg platzierten Haufen Pferdemist – sein Beitrag zur Vernichtung der Ausweise.
    Pferdemist und eine fallen gelassene Pistole – bist du jetzt stolz auf mich, Jen?, dachte er. Vielleicht hatte Philip Twinings Recht damit, dass auch die kleinsten Taten wichtig waren.
    Allmählich schienen die Leute um ihn herum vom stummen Dasitzen und Zuhören genug zu haben.
    »Halt die Klappe, Twinings! Wenn ich so frei sein darf, dir das zu sagen!«, rief einer und die anderen lachten.
    »Ab jetzt wird nicht mehr bei jedem Schritt nach draußen der Ausweis gezückt«, rief ein anderer.
    »Nieder mit den Bepos, die uns herumkommandieren!«
    »Nieder mit den Bepos, die uns erzählen, dass wir kein Essen verdient haben!«
    »Nieder mit den Bepos!«
    Wieder wurde gelacht.
    Luke spürte die harten Ränder des Polizeiabzeichens auf seiner Brust. Ob es diese Leute aufbringen würde, wenn er ihnen erzählte, dass er Mitglied der Bevölkerungspolizei gewesen war? Ob sie ihm glauben würden, wenn er zugab, der Rekrut in Chiutza gewesen zu sein, der womöglich den ganzen Umsturz ausgelöst hatte? Glaubte er selbst daran? Was war, wenn er ihnen anvertraute, dass er ein Schattenkind war?
    Bin ich immer noch illegal?,

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