Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
überlegte er, während er sich auf seinem Platz zusammenkauerte. Er hatte nach wie vor den Quilt umgelegt, den Eli ihm gegeben hatte, und zog ihn nun fester um die Schultern.
    Illegal oder nicht, er versuchte immer noch, sich zu verstecken.

 
20. Kapitel
     
    Die Dunkelheit zog schnell herauf, doch das hinderte die Leute auf dem Pickup nicht daran, zu jubeln und zu singen. Luke fragte sich, was die Männer und Frauen neben ihm tun würden, wenn sie ins Hauptquartier kamen und feststellten, dass für heute alle nach Hause gegangen waren. Was würde ich tun?, fragte er sich selbst. Wo soll ich dann hingehen?
    Doch als sich der Wagen Stunden später dem Hauptquartier näherte, wurde klar, dass der Anbruch der Nacht auf die Feier keine Auswirkungen hatte. Die Tore standen offen, völlig unbewacht. An der Mauer rund um das Hauptquartier hatte jemand riesige Jupiterlampen angebracht, so dass die Szenerie taghell erleuchtet wurde. Manche Leute tanzten oben auf der Mauer; andere standen jubelnd davor.
    Von dem Stacheldraht, der die Mauer umgeben hatte, sah Luke keine Spur. Ebenso wenig von dem Wachhäuschen, das früher neben dem Tor gestanden hatte – doch halt, da lag es: Man hatte es umgestürzt und auf die Seite gekippt.
    Don parkte den Wagen einige Meter entfernt, mitten zwischen anderen Fahrzeugen, die von ihren Insassen offensichtlich in solcher Hast verlassen worden waren, dass einige nicht einmal die Türen zugemacht hatten.
    »Da sind wir!«, verkündete Don überflüssigerweise. »Alles aussteigen!«
    Die anderen kletterten vom Wagen und rannten johlend zum Tor. Luke folgte ihnen ein wenig langsamer. Er traute dem, was er sah, noch nicht so recht – im Geiste platzierte er wieder den Stacheldraht um das Gelände und die grimmigen Wächter entlang der Mauer. Auch Dons Frau, die die anderen gewarnt hatte, blieb ein wenig zurück. Unsicher lächelte sie Luke an.
    »Du hast uns gar nicht erzählen können, woher du kommst, nicht wahr?«, fragte sie. »Hat dich in der ganzen Aufregung überhaupt jemand nach deinem Namen gefragt?«
    »Nein«, antwortete Luke. Die Art, wie sie ihn ansah, gefiel ihm nicht. »Aber ich glaube nicht, dass Namen jetzt noch wichtig sind.«
    Sie wollte etwas erwidern, doch Luke wurde von hinten geschubst und ließ die Leute passieren, was ihn vom Rest der Gruppe trennte. Als ihn die Menge endlich zum Tor mitgeschwemmt hatte, waren Ricky, Don und alle anderen, mit denen er auf dem Pickup gekommen war, verschwunden.
    Es spielt keine Rolle. Ich war schon öfter allein. Und diese Frau wirkte so misstrauisch.
    Am Tor gab es einen Engpass; von hinten wurde gedrängelt, während es vorn nur langsam voranging. Luke stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu sehen, was die Verzögerung verursachte. Angst durchzuckte ihn: Vielleicht überprüfen sie doch die Ausweise. Vielleicht war das alles nur eine Falle, ein groß angelegter Schwindel der Bevölkerungspolizei, um Leute wie mich zu fassen …
    Die Angst verschwand auch nicht, als er den Grund für die Verzögerung entdeckte: Fernsehkameras. Simone und Tucker interviewten Menschen, die das Tor passierten, und die anderen, die nicht befragt wurden, gingen ebenfalls langsamer, um alles zu begaffen.
    »Das hier wird nicht live übertragen«, erklärte Simone einem hageren, gebeugten Mann. »Philip ist mit der Hauptsendung gerade drüben bei der Mauer. Wir sammeln hier nur Videomaterial, das später verwendet werden soll, wenn wir alles bearbeitet haben. Philip meint, es werde so was wie ein historisches Dokument. Fast jedenfalls. Also erzählen Sie. Warum sind Sie heute Abend hergekommen?«
    Der Mann richtete sich ein wenig auf.
    »Ich bin hergekommen«, begann er langsam, »weil ich von Bevölkerungspolizisten zusammengeschlagen wurde, als ich sie um mehr Essen für meine Frau bat, die gerade schwanger war. Dabei war sie rechtmäßig schwanger. Sie erwartete unser erstes Kind. Sie hatte das Essen verdient. Sie brauchte es.«
    »Wow, Sir – das ist wirklich traurig. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sage, dass Sie immer noch reichlich angeschlagen wirken«, sagte Simone.
    Jetzt konnte Luke das Gesicht des Mannes sehen. Eine schlecht verheilte Schnittwunde verlief von seinem rechten Augenlid bis hinab zum Mund. Seine Nase hing nach unten, als hätten Knochen und Knorpel einfach aufgegeben.
    Der Mann starrte direkt in die Kamera.
    »Das ist egal«, sagte er. »Aber dass mein Baby tot auf die Welt gekommen ist, ist nicht egal.

Weitere Kostenlose Bücher