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Gefährliche Freiheit

Gefährliche Freiheit

Titel: Gefährliche Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Abschiedsfrühstück. Mutter hatte der Hühnerfabrik vierzig unbezahlte Arbeitsstunden versprochen, nur um zwei Eier für mich zu bekommen. …
    Plötzlich packte ihn das Heimweh fast so schlimm wie damals, als er sein Elternhaus verlassen hatte, um an die Hendricks-Schule zu gehen. Er wollte einfach nur noch nach Hause. Wenn die Bevölkerungspolizei wirklich nicht mehr an der Macht war, ging das. Lukes Anwesenheit würde für seine Familie keine Gefahr mehr bedeuten. Sie würden ihn nicht mehr verstecken müssen; und er würde sich keine Gedanken mehr darüber machen müssen, gesehen zu werden.
    Luke wendete seine Rühreier.
    Aber wer kümmert sich um die Pferde, wenn ich fortgehe?, überlegte er. Und ist die Bevölkerungspolizei wirklich nicht mehr an der Macht?
    Die Eier begannen anzubrennen. Luke ließ sie aus der Pfanne auf einen Teller gleiten. Da er in der Küche keine sauberen Gabeln mehr fand, ging er zurück ins Speisezimmer.
    »Wow! Wo hast du die her?« Es war das Kind, das sich eben noch über das Obst beklagt hatte.
    »Hab ich mir selbst gebraten«, sagte Luke ein wenig stolz. »In der Küche gibt es jede Menge Eier und Milch.«
    Seine Worte – vielleicht aber auch der durch das Speisezimmer wabernde Rühreiduft – lösten ein wildes Durcheinander aus. Die Leute stürzten in die Küche. Luke lachte vor sich hin, als er sich an einen leeren Tisch setzte und zu essen begann.
    Jemand hatte einen Fernseher direkt vor das Tischende gerollt und ihn über Verlängerungskabel mit einer Steckdose im Nebenraum verbunden.
    »Hier sind die neuesten Nachrichten«, verkündete ein Mann im Fernsehen. Luke erkannte die Stimme: Philip Twinings, der Nachrichtensprecher, den er in der vergangenen Nacht im Radio gehört hatte. Vor der Kamera wirkte er alt und schwach, mit geisterhaft weißem Haar und einem Vollbart, der den größten Teil seines Gesichts bedeckte.
    »Unsere Redakteure haben die ganze Nacht fieberhaft gearbeitet, um die Geschichte dieses Umsturzes zusammenzutragen«, verkündete Philip Twinings. »Es handelt sich um ein höchst ungewöhnliches Ereignis. Die Geschichte lehrt uns, dass bei Regierungswechseln, unabhängig davon, wie viele Menschen daran beteiligt sein mögen, fast immer eine herausragende Persönlichkeit im Vordergrund steht, die die Revolte zur Niederwerfung des alten Regimes anführt. Bis jetzt sah es so aus, als sei dieser Umsturz ein Beispiel für den Willen des Volkes, ein – ich darf es jetzt wohl aussprechen? – totalitäres Regime zu überwinden. Doch nun haben wir die Details des Plans aufgedeckt, der diesem Umsturz zugrunde liegt … und den führenden Kopf, der alle Fäden in der Hand hielt.«
    Philip Twinings machte eine Pause, als wollte er seinen Zuschauern Gelegenheit geben, vor Staunen die Luft anzuhalten. Luke sah auf den Fernsehbildschirm und dann durch das dahinter liegende Fenster. In der Ferne gewahrte er zwischen den Bäumen die Stelle, an der der echte Philip Twinings in diesem Augenblick stand. Der Kameramann befand sich direkt vor Twinings und einer weiteren Person, die vom Kameraobjektiv jedoch noch nicht erfasst worden war. Luke kniff die Augen zusammen. Irgendetwas an der Art, wie diese Person dastand, kam ihm bekannt vor.
    »Wir vom Freiheitssender haben es geschafft, ein Exklusivinterview mit dem führenden Kopf des Umsturzes zu arrangieren, der uns jetzt freundlicherweise Auskunft geben wird. Dies, liebe Zuschauer, ist –«
    Die Kamera machte einen Schwenk und nahm die Person an Twinings Seite ins Bild. Luke ließ die Gabel fallen. Er hörte nicht mehr zu. Und das war auch nicht mehr nötig.
    Der »führende Kopf« war jemand, den er kannte.

 
23. Kapitel
     
    Luke wäre überglücklich gewesen, wenn die Person neben Philip Twinings Nina oder Trey, Mr Talbot, Mr Hendricks oder Nedley gewesen wäre, ein weiterer Mitstreiter für ihre gemeinsame Sache. Luke wäre stolz gewesen; er hätte sich hingestellt und durch das ganze Speisezimmer gebrüllt: Das ist mein Freund! Und ich habe auch mitgeholfen!
    Doch neben Philip Twinings stand ein muskelbepackter Mann, dessen Gesicht Luke bisweilen immer noch in seinen Träumen verfolgte.
    Es war Oscar.
    Oscar war der Mörder der beiden Menschen, die Luke im letzten Herbst direkt vor diesem Gebäude hatte sterben sehen. Oscar hatte versucht, Luke zu manipulieren, hatte ihn überreden wollen, einen unschuldigen Jungen zu hintergehen und vielleicht sogar versucht, ihn ebenfalls zu töten. Ehe Oscar in jener schrecklichen

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