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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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Oder jemand anders, der mir sehr nahesteht. Freunde, die keine Geheimnisse für sich behalten können, sind Arschlöcher. Hallo, Silvy! Ja, dich meine ich.
    Wie auch immer, ich hatte natürlich nicht verraten, was Bastian mir anvertraut hatte. Das fiel mir auch nicht weiter schwer, denn Bastian hatte mir nur ein paar Stichworte gegeben. Er hätte eine neue Freundin, diesmal wäre es was Ernstes und sie müssten einfach mal raus. Vermutlich hatte er Schiss gehabt, meinen Eltern zu beichten, dass er mitten im Semester Urlaub machen wollte, weil mein Vater sowieso findet, dass Bastian sein VWL-Studium nicht ernst genug nimmt. Wie auch immer. Nachdem ich also meinen Eltern wiederholt versichert hatte, dass es Bastian gut ginge und er sich sicher bald melden würde, waren die stinksauer. Auf ihn, allerdings – und das war die totale Ungerechtigkeit – auch auf mich. Besonders mein Vater.
    Tja und dann hatten sie mir Enzo auf den Hals gehetzt. »Damit du nicht auch plötzlich verschwindest«, hatte mein Vater gesagt.
    »Aber ich wollte gerade shoppen gehen!«
    »Na, dann geht er eben mit. Dann gewöhnst du dich gleich dran.« Damit war das Thema erledigt gewesen. Als ich Enzo dann das erste Mal sah, war ich überrascht. Bei dem Wort Bodyguard fallen mir immer Clint Eastwood und Kevin Costner ein. Aber so steinalt war Enzo zum Glück nicht. So Anfang zwanzig ungefähr. Aber das war auch das einzig Positive. Denn kaum waren wir in dem ersten Laden drin, wo ich einen tollen Kaschmirpullover entdeckte, da sagte er mir, dass mir Grün nicht steht. Ich dachte, ich werd nicht mehr! Da fing er an, mir Stylingtipps zu geben, als wäre er ein blöder Modeberater! Dabei sah er in seinem Schwarzer-Anzug-weißes-Hemd-Outfit selbst aus wie ein entlaufener Pinguin. Den grünen Pullover kaufte ich natürlich trotzdem. Aber den Wink mit dem Zaunpfahl kapierte er nicht. Nämlich, dass ich sowieso nicht auf ihn hören würde. Er gab mir ständig und andauernd Ratschläge zu allem und jedem. Und er redete ohne Punkt und Komma. Auch jetzt auf der Rückfahrt von der Schule schnatterte er wieder wie ein Teenie auf Alkopops.
    »Sag mal, wenn mir was passieren sollte – ich meine, wenn mich jemand entführt –, quatschst du den dann einfach tot?«, warf ich von hinten ein.
    Sein Redeschwall stoppte. »Keine schlechte Idee«, sagte er und verzog keine Miene. »Einfach, unblutig und nicht strafbar.« Er drehte sich zu mir um. Seine Augen funkelten. »Aber wenn ich dich mit dem Thema Autos langweile, können wir auch über was anderes reden. Musik, Hausverschalungen, Minigolf, Flora und Fauna. Oder Fußball! Magst du Fußball? Also, ich finde, Inter Mailand ist wirklich der beste Club der Welt…«
    »Vor ihr lagen Blumen auf dem Boden«, unterbrach ich ihn nachdenklich. »Vor der Leiche, meine ich.«
    Enzo schwieg einen Moment. »Was für Blumen?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Irgendwelche Blumen halt.« Mit Botanik hatte ich es nicht so.
    »Mmhh«, machte Enzo. Und mir fiel was ein. »Ich weiß«, rief ich aufgeregt. »Vielleicht ist das die Unterschrift des Mörders gewesen!«
    »Eine Unterschrift?«
    »Ja, da ist ein Serienkiller am Werk, der alle seine Opfer mit einem letzten Blumengruß ins Jenseits schickt! Das machen doch total viele Serienkiller so, dass sie ein bestimmtes Zeichen haben und damit die Polizei zum Narren halten und…« Mein Satz lief ins Leere, weil ich auf einmal den Eindruck hatte, dass ich vielleicht doch ein paar Krimiserien zu viel gesehen hatte.
    »Ich denke«, dozierte Enzo superwichtig, »wir sollten uns doch bei unseren Ermittlungen eher darauf konzentrieren, dass es keine Leiche gegeben hat.«
    »Unsere Ermittlungen sind es schon mal gar nicht. Es sind meine.«
    »Ganz wie du meinst.«
    »Ja, das meine ich.«
    »Auch gut.«
    »Nein, das ist nicht nur gut, sondern viel besser.«
    »Aha.«
    »Da kannst du aha-en, wie du willst. So ist es.« Zum Glück bogen wir in unsere Einfahrt ein, sonst hätten wir das Spiel »Ich sage was, was du nicht willst« noch bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag gespielt. Und dazu hätte ich wirklich keinen Bock gehabt. Ich war nämlich echt fertig.
    Eine Badewanne voll heißem Wasser, verfeinert mit Coconut Bath Cream von Body Shop, Adeles betörende Stimme aus dem Lautsprecher und ansonsten Ruhe. Ich streckte meine Zehen aus dem schaumigen Wasser und beschloss, sie gleich zu lackieren. Auch wenn sie im Winter niemand zu sehen bekommen würde. Einfach nur für mich. Als kleiner

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