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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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den Bodyguards gesucht, damit sie mich auch richtig bestrafen wegen Basti.«
    »Hast du noch mal was von ihm gehört?«
    »Nee, nichts. Aber der taucht schon wieder auf.«
    Zurück in meinem Zimmer identifizierten wir anhand der Bilder im Internet eindeutig die Zypresse, verglichen die Pflanzen mit ihrer jeweiligen Bedeutung in der Blumensprache und dechiffrierten die Botschaft als:
    Lass mich in Frieden (Margerite).
    Du bist untreu (Aster).
    Verzweiflung, ich bin todunglücklich (Zypresse).
    »Klingt eindeutig nach Liebeskummer und Eifersucht«, sagte Justus.
    »Mit wem war sie wohl zusammen gewesen? Es muss ja jemand aus der Schule gewesen sein.«
    »Oder sie hat nur eine Bühne gesucht und ein Foto gemacht, das sie verschickt hat«, schlug Justus vor, für den digitale Technik und virtuelle Kommunikation so normal war wie atmen.
    »Das kann natürlich auch sein. Egal wie, wir müssen rausfinden, mit wem sie zusammen war. Dann wissen wir auch, für wen die Botschaft bestimmt war.«

14
    Und wie geht es dir heute?«, fragte Enzo am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule.
    »Wieso interessiert dich das überhaupt?«, fragte ich zurück.
    »Hey, das war reine Höflichkeit. Falls dir das Wort was sagt.«
    Ich verdrehte die Augen.
    »Was war das eigentlich für eine Sache mit den Blumen?«
    Ich antwortete nicht.
    »Du untersuchst aber nicht auf eigene Faust den Todesfall, oder?«
    Ich schaute aus dem Fenster.
    »Lass die Polizei ihre Arbeit machen«, riet er mir wieder mal ungefragt.
    »Apropos. Warum bist du eigentlich nicht mehr bei der Polizei?«, fragte ich zurück. Jetzt war es an Enzo, stumm geradeaus zu schauen. Aha! »Erzähl doch mal.«
    »Vielleicht ein anderes Mal«, brummte er. Endlich hatte ich ihn zum Schweigen gebracht. Als wir vor der Schule hielten, stutzte ich. Heute gab es gar keine Parade der dicken Autos, die die Schülerinnen zu ihrem Tagwerk chauffierten. Was war denn hier los? Mit einer knappen Verabschiedung stieg ich aus und ging auf den verwaisten Schulhof. Ich schritt die Treppenstufen zur Eingangstür hoch. Auch in der Eingangshalle war es total ruhig. Wo sonst das Geklacker von Ledersohlen und Pumps zu hören war, das Gekicher und Geschwätz der Schülerinnen, herrschte heute Grabesstille. Ich blieb stehen. Schaute mich um. Dann – endlich – Leben auf dem fremden Planeten! Eine Tür ging auf und ein mir unbekannter Lehrer kam mir entgegen. Er war groß und dunkelhaarig und sah wie einer der Schnulzensänger aus, die meine Oma Gertrud anhimmelte. Er nickte mir erschöpft zu und eilte zum Ausgang. Vom Flur zur Linken kam mir jetzt die Schuldirektorin höchstpersönlich entgegen, im Gesicht sah sie etwas mitgenommener aus als vor ein paar Tagen. Ihre Stirn wurde gespalten von einer steilen Falte. Als sie mich sah, stutzte sie. »Natascha. Es wundert mich, dass ausgerechnet Sie kommen.«
    »Aha. Es wundert Sie also, dass ich zur Schule komme.«
    »Natürlich.« Dann kapierte sie es. »Ach ja. Sie haben gestern die Versammlung versäumt. Deswegen wissen Sie nicht, dass wegen des schrecklichen Vorfalls der Unterricht heute ausfällt und wir stattdessen psychologische Hilfe anbieten.«
    »Ich hatte wichtige Mitteilungen für die Polizei zu machen und war auf dem Kommissariat«, gab ich zurück.
    »Sie sind doch mit Ihrer Story von Donnerstag nicht etwa bei der Polizei gewesen?« Sie stieß zischend Luft aus. »Meine Güte. Sie haben wirklich ein Problem mit gesteigertem Geltungsdrang.«
    Dafür haben Sie ein Alkoholproblem, hätte ich am liebsten gesagt, denn wie schon am ersten Tag konnte ich die Schnapsfahne in ihrem Atem riechen. Aber diese Retourkutsche war mir zu billig. »Ich geh dann mal«, sagte ich.
    »Sie können auch den psychologischen Dienst in Anspruch nehmen.« Sie deutete auf die Tür, auf der ein Zettel hing: »Psychologischer Notfalldienst«.
    »Nee danke«, sagte ich. »Keinen Bedarf.«
    »Es wäre aber besser für Sie.«
    »Das könnte ich von Ihnen auch sagen«, antwortete ich. Frau von Cappeln zog fragend die Stirn kraus, aber ich drehte mich einfach um und schlenderte gemächlich zum Ausgang. Sollte sie jetzt ruhig mal eine Minute grübeln, wie ich das gemeint hatte.
    Draußen schaute ich mich um und wandte mich nach links. Auf dieser Seite kannte ich den Schulhof noch gar nicht. Er mündete in einen schmalen Gang zwischen Mauer und Umzäunung. Auf der anderen Seite des Gebäudes war das der Durchgang zum Wirtschaftshof. Aber hier trennte ein Zaun den Schulhof von der

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