Gefährliche Gefühle - zu schön zum Sterben
Marple!
Ich tippte Michail auf die Schulter. »Hey, dein Ferrari wird gerade abgeschleppt«, sagte ich. Er drehte sich erschrocken um und wirbelte seine langen weiÃen Haare herum, die mir ins Gesicht wehten. »Was?«, fragte er panisch.
»War nur ein Scherz«, beruhigte ich ihn und klaubte eines seiner künstlichen weiÃen Haare aus meinem Mund. »Was macht ihr da?«
»Pssst«, machte Kim. »Nicht verraten.« Sie hatte zwei kleine Wodkaflaschen in der Hand, mit denen sie den Punsch etwas aufpeppte. »Möchtest du auch was?« Sie klopfte gegen ihre Handtasche, in der es verdächtig klirrte.
»Oh no! Das Stärkste, was ich zu mir nehme, ist ein schöner Earl Grey«, näselte ich vornehm.
»Selbst schuld«, kicherte Kim und nippte an ihrem Punsch. Ich ging mir ein Wasser holen und lieà dann scheinbar unbeteiligt den Blick schweifen, während ich aber aus dem Augenwinkel die ganze Zeit Kim beobachtete. Sie hatte ihren Drink schon weg und war wieder mit ihrer Tasche zugange. Sie nickte Michail zu, dann trippelte sie erneut zur Wahlurne, den Brief fest umklammert. Sie baute sich vor Herrn Schmitz auf und wackelte hin und her, sodass der arme Mann ganz verwirrt war. Dabei wiederholte sie das Spiel mit dem Briefumschlag. Festhalten, schütteln, rausholen, so tun, als ob man es sich noch mal überlegt hatte. Es war eindeutig! Sie hatte sich einen trojanischen Briefumschlag gebastelt, in dem jede Menge gefakter Stimmzettel steckten, die sie so in die Urne beförderte.
»Und?«, fragte ich sie, als sie wiederkam. »Wie viele Stimmzettel hast du diesmal reingeschmissen?«
Sie wurde nicht mal rot. »Noch keinen«, sagte sie hölzern. »Ich habe meine Meinung noch mal geändert.«
»Nee, ist klar«, sagte ich. »Lass mich doch mal den Briefumschlag sehen!«
»Spinnst du? Das ist eine geheime Wahl.« Und damit wollte sie abrauschen, aber sie stolperte über ihre Flossen und kam ins Straucheln, und wenn ich sie nicht aufgefangen hätte, hätte sie glatt einen Bauchplatscher gemacht, weil sie ihre Handtasche festklammerte, als hinge ihr Leben davon ab. Sie konnte sich selbst gar nicht in die Senkrechte befördern.
»Na los«, forderte sie. »Hilf mir hoch!«
Ich versuchte einen Hypnosetrick und starrte sie einfach nur an.
»Meine Güte, siehst du scheiÃe aus mit deinem Doppelkinn«, sagte sie dann. »Also gut. Ich habe ein bisschen manipuliert.«
Ich richtete sie auf und stellte sie wieder auf ihre Flossen.
»Aber du wirst mich doch nicht verraten, oder? Ich bin sicher, dass Jennifer, diese blöde Zicke, auch pfuscht.«
»Was soll ich machen?«, fragte Jennifer, die plötzlich hinter uns auftauchte. Kim überlegte nur eine Sekunde, dann gab sie schnippisch zurück: »Du solltest auf deinen Begleiter aufpassen. Der Betty-Boop-Koloss hat ihn sich gerade gekrallt! Wer weiÃ, vielleicht macht sie ihm ein besseres Angebot als du.«
»Oh«, schnaubte Jennifer wütend. Sie war hin- und hergerissen, ob sie erst Kim abfertigen oder zu Tobias eilen sollte, der sich von der schwankenden Beate Friedrichs zutexten lieÃ. Die Korsage unserer Kunstlehrerin war bedenklich heruntergerutscht und es sah so aus, als ob ihre Brüste gleich ins Freie hüpfen würden. Auf Eragon schien der Anblick der wogenden Weiblichkeit allerdings wenig abstoÃend zu wirken. Im Gegenteil, es sah so aus, als ob er gleich seinen Kopf auf ihrem Dekolleté ablegen wollte. Höchste Alarmstufe, würde ich mal sagen. Das erkannte auch Jennifer und schoss auf die beiden zu. Ich konnte nicht anders, als hinterherzuschlendern. Die Szene zog mich magisch an. Ich war nicht die Einzige. Kim folgte mir ebenfalls und auch Beatrix und Solveig, die im Partnerlook als eine Art weibliche Zorros verkleidet waren.
Jennifer giftete: »Tobias! Lass uns gehen.« Tobias wollte aufstehen, aber da krallte sich Beate Friedrichs mit ihren blutrot lackierten Fingernägeln an der Rüstung von Eragon fest.
»Nichts da«, lallte sie. »Dieses Sahneschnittchen gehört jetzt mir. Nicht wahr, Conan, du Barbar?« Kim schien nicht die Einzige zu sein, die sich einen geheimen Alkoholvorrat mitgenommen hatte.
»Was fällt Ihnen â¦Â«, fing Jennifer an, aber die Friedrichs zischte nur: »Ach, sei still. Wenn ihr mir meinen Mann wegnehmen könnt, dann kann ich euch auch eure
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