Gefaehrliche Gefuehle
Bruder und Aziza Angst vor ihm und sind abgehauen. Bastian hat uns aber nicht verraten, wo er hin ist. Und weil meine Mama sich solche Sorgen gemacht hat, habe ich meinen Bruder gesucht. Ich habe rausgefunden, dass er mit Aziza zusammen ist, und bin zu ihr nach Hause gefahren. Und weil ihre Eltern nicht wussten, dass sie mittlerweile einen neuen Freund hatte, haben sie gedacht, ich sei Philipps Schwester. Und das mit der Burka war nur eine Vorsichtsmaßnahme gewesen, falls es eher fundamentalistische Muslime gewesen wären, die mit einem deutschen Freund nicht einverstanden gewesen wären.«
Söderberg kniff die Augen zusammen. »Das ist alles?«
Ich nickte. Ich fand, dass das mit dem Medikamentenhandel in dem Fall keine Rolle spielte.
»Und wo steckt Ihr Bruder?«, fragte Söderberg leiernd.
»Die beiden waren in Spanien«, sagte ich.
»Waren?«
Ich nickte.
»Also sind sie jetzt nicht mehr in Spanien?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Und wo ist Aziza jetzt?«, meldete sich der dünne Kollege zu Wort. Ich überlegte. Durfte ich es jetzt sagen oder nicht? Ich meine, ich hatte Nicole mein Wort gegeben. Und wenn ich mein Wort gegeben habe, dass ich nichts verrate, dann verrate ich auch nichts. Aber mir kam eine Idee. »Wie wäre es, wenn Sie meinen Bruder zu der ganzen Sache befragen?«
»Das wäre natürlich extrem entzückend«, sagte Söderberg und verzog sein Gesicht zu einem angestrengten Grinsen.
»Ich rufe ihn an und sage ihm, dass er runterkommen soll«, sagte ich und kramte nach meinem Handy. »Damit meine Mutter sich keine Sorgen macht.« Söderberg nickte gnädig und ging mit dem Kollegen Fischer ein paar Schritte abseits, um zu rauchen.
»Hey Basti«, sagte ich so harmlos wie möglich, als er abgenommen hatte. »Komm mal runter zum Tor. Hier sind zwei Herren von der Polizei, die Aziza suchen. Sie würden gerne wissen, wo sie ist.«
»Scheiße«, sagte er hektisch. »Was wollen die denn sonst noch von mir?«
»Geht ganz schnell«, sagte ich zu Basti, legte dann die Hand auf das Mikrofon und sagte zu den Polizisten. »Er lernt gerade für eine Prüfung.« Dann wieder zu Basti: »Die Familie von Aziza hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Und wenn du heute nicht aufgetaucht wärst, dann hätten wir das wohl auch gemacht, hahahaha.« Ich lachte laut, um den Polizisten zu zeigen, wie harmlos alles war. Denn natürlich hatte ich immer noch nicht vor, die Sache mit der Tasche und der Russenmafia zu erwähnen, jetzt, wo alles überstanden war. Da wäre ich ja schön blöd gewesen, der Russenmafia einen neuen Grund zu liefern, sauer auf mich und Basti zu sein.
»Hast du ihnen von der Tasche erzählt?«, fragte Basti panisch.
»Nein. Wie gesagt, sie wollen nur wissen, wo Aziza steckt.« Ich merkte, wie er zögerte. »Also komm jetzt, sonst kommen wir rein.« Die Drohung wirkte. Einige Minuten später kam er. Ich hatte schon Sorge, dass er sich vor lauter Stress wieder mit irgendwas zugedröhnt hatte. Zu meiner großen Erleichterung war er aber ganz normal, als er die gepflasterte Einfahrt herunterspazierte. Ich stellte ihm die beiden Herren vor.
»Sie sind also in Wirklichkeit der Freund von Aziza«, stellte Kommissar Fischer fest.
»Gewesen«, sagte Basti. »Sie hat mit mir Schluss gemacht.« Die beiden Polizisten warfen sich wieder einen bedeutungsvollen Blick zu. Klare Sache. Wenn ich Polizist wäre, würde ich das Gleiche denken. Nämlich dass enttäuschte Liebe ein glasklares Motiv für einen Mord ist.
»Und wo ist sie jetzt?«, fragte Söderberg und die Spannung färbte seine Stimme noch dunkler. Dabei betrachtete er Bastian eingehend, als ob er abschätzen könnte, ob er einen Mörder vor sich hatte oder nicht.
Bastian seufzte. »Sie ist im Krankenhaus Am Berg. Da hat sie einen Entzug gemacht. Sie ist medikamentenabhängig.«
»Danke, das werden wir nachprüfen«, sagte Fischer. »Wenn wir weitere Fragen haben, werden wir uns an Sie wenden.« Söderberg musterte meinen Bruder noch einen Moment, dann drehte er plötzlich ab. Natürlich hielt er es nicht für nötig, sich zu bedanken. Die beiden Polizisten stiegen in ihr Auto und brausten davon.
»Es ist überstanden«, sagte ich zu Bastian.
»Hoffentlich«, sagte er. »Was ich wegen dieser Frau durchgemacht habe … so eine verdammte Scheiße.«
Ich legte ihm aufmunternd eine Hand auf seinen Arm. »Immerhin hast du ihr geholfen, von den Medikamenten wegzukommen. Wenigstens etwas, worauf du stolz sein kannst.«
Er warf mir einen scharfen
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