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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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womöglich streng muslimischen Familie vorstellig zu werden, ohne meine Identität zu verraten.
    »Das ist doch totaler Quatsch«, kanzelte Enzo mich ab, als er zu Ende gelacht hatte.
    »Wieso das denn?« Ich schaute ihn herausfordernd an. Aber das bemerkte er natürlich nicht, weil mein Gesicht ja nun mal verhüllt war. Er sah nur ein wandelndes Zelt.
    »Nun, zunächst einmal sind die Leute vermutlich überhaupt nicht so strenggläubig. Immerhin studiert diese Aziza doch.«
    »Na und? Das heißt gar nichts.«
    »Außerdem trägt nur ein kleiner Teil der weiblichen Muslime überhaupt Burka«, dozierte Mister Schlaumeier weiter.
    »Das mag ja alles sein …«
    »Na, siehst du«, warf Enzo zufrieden ein.
    »Aber was wäre denn schlimmer? Wenn die mich für strenggläubig halten oder wenn Aziza Riesenärger bekommt, weil sie sich mit einem Christen eingelassen hat? Von Bastian ganz zu schweigen, den ich natürlich auch schützen muss!«
    Ha! Das Gesicht von Enzo hätte man fotografieren müssen! Wäre gut gewesen, dann hätte ich es mir noch mal in Ruhe angucken können, ohne Stoffgitter vor den Augen.
    »Okay, na gut. Mach, was du für richtig hältst, ich sage dazu nichts mehr«, lenkte Enzo ein. Na also, geht doch. Auch sein dämliches Grinsen würde mich nicht davon abhalten, meinem Bruder zu helfen! Ich wollte mich energisch abdrehen, stolperte aber über meine Hausschuhe, die ich mit meinem eingeschränkten Blickfeld überhaupt nicht gesehen hatte, und wäre hingeknallt, wenn Enzo mich nicht aufgefangen hätte.
    »Hoppla, immer schön langsam fallen!«, sagte er und richtete mich wieder auf. Ich hätte ihn gerne geküsst, aber mit diesem Ding ging das nicht. Ich schälte mich aus dem Überwurf und atmete auf. »Mann, ist das stickig hier drunter«, keuchte ich.
    Enzo betrachtete mich skeptisch. »Damit kannst du nicht durchs Haus laufen«, stellte er fest.
    »Nee, das ziehe ich an, wenn ich vor Azizas Wohnung aus dem Auto aussteige.« Ich ignorierte Enzos Kopfschütteln, bei dem gerade noch sein Standardsatz »Unmöglich, dieses Mädchen« gefehlt hätte, und gab das Kommando: »Also dann. Los geht’s!«
    Ich klemmte mir das Stück Stoff unter den Arm, das zentraler Bestandteil meiner Strategie war, und folgte Enzo zur Garage. Als wir losgefahren waren, sagte er: »Ich gehe aber nicht mit. Nachher halten mich die Leute für einen Kerl, der seine Frau in eine Burka steckt.«
    »Ist mir sowieso lieber, wenn ich das alleine mache.« Wenn Enzo dabei wäre, könnte ich mich vermutlich überhaupt nicht auf meine Performance konzentrieren. Ich hätte Angst, dass er auf einmal lachen musste. Oder sonst irgendeinen Quatsch machte.
    Das Haus, in dem Azizas Familie wohnte, lag an der Ecke einer viel befahrenen Allee mit mondänen Altbauten. Ein paar Häuser weiter war das Maritim-Hotel. Auf dem Hotelparkplatz fanden wir eine freie Lücke.
    »Noch kannst du es dir überlegen«, bot Enzo an. »Ich kann auch alleine dahinein gehen und die Leute einfach fragen.«
    »Auf gar keinen Fall«, widersprach ich vehement. »Ich werde Bastian nicht gefährden, nur weil du zu unvorsichtig bist.« Außerdem hatte ich mir jetzt das Ding gekauft, also würde ich es auch einsetzen. Ich zog die Burka über meine Fleecejacke.
    »Gut, auf deine Verantwortung«, sagte Enzo und grinste weiter vor sich hin.
    »Hör doch mal auf, so dusselig zu grinsen!«, fuhr ich ihn an. »Ein bisschen positive Unterstützung wäre besser für die Moral.«
    »Na gut«, sagte Enzo. Er räusperte sich. Und fing an zu singen: »Ich bin die fesche Lola, der Liebling der Saison! Ich hab ein Pianola zu Haus in mein’ Salon. Ich bin die fesche Lola, mich liebt ein jeder Mann, doch an mein Pianola, da lass ich keinen ran!«
    Ich schoss giftige Pfeile aus meinen Augen ab. Was er natürlich nicht sah. Wegen dem Schleier.
    »Bist du jetzt fertig?«, fragte ich.
    »Ja.« Er unterdrückte ein Lachen.
    »Unmöglich, dieser Kerl«, brummte ich. Dann öffnete ich die Tür und stieg aus.
    »Pass auf, dass du nicht hinfällst.« »Ja, Sir.«
    »Und wenn du in Schwierigkeiten bist, klingel mich sofort an.«
    »Ja, Sir.«
    »Hast du dein Handy?«
    »Griffbereit in der Hand.« Einer der Vorteile von so einem Zelt. Man konnte darunter einiges verstecken.
    »Also dann, viel Glück.«
    »Danke.« Ich schlug die Tür zu, orientierte mich kurz, dann ging ich los. Zum Glück war der Weg nicht weit. Es waren nur zwei Häuser. Als ich an dem ersten vorbeikam, kam eine Mutter mit ihrem Kind

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