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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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langweilig.«
    »Oh. Okay. Danke für die ehrliche Kritik!«, sagte meine Mutter.
    »Gern geschehen«, sagte Justus und warf mir einen strengen Blick zu. Mein Vater tauchte auf und reichte meiner Mutter ein Glas Champagner. »Komm, Antje, ich stelle dir jemanden vor.«
    »Bis später, ihr beiden«, sagte meine Mutter und bedachte mich mit einem warmen Blick. Dabei war mir eh schon warm geworden bei dieser ganzen Lügerei. Verflixt und zugenäht.
    »Jetzt muss ich schon dein Alibi sein, wenn du dich mit Enzo triffst?«, fragte Justus leise und schaute wieder an mir vorbei in die Menge.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Kommt nicht wieder vor.«
    »So, meine lieben Gäste«, dröhnte die Stimme von Silvys Mutter über Lautsprecher. »Willkommen zu unserer Benefiz-Veranstaltung, ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind! Wir haben wirklich Grund zum Feiern …«
    »Nach der Rede haue ich ab«, murmelte Justus leise. »Meine Mutter hat heute Nachtdienst im Krankenhaus. Ich fahr sie gleich hin.« Er zeigte nach hinten, wo Nicole sich mit einigen Leuten unterhielt. Ich winkte ihr zu, als sie mich sah. Justus rutschte vom Stuhl und ließ mich mit meinem schlechten Gewissen an der Bar stehen. Silvys Mutter schwadronierte derweil über das Krankenhaus und was sie da alles Tolles machen würden, vor allem natürlich, was sie persönlich und ihre Familie alles Tolles machen würden. Nach dem endlosen Sermon durfte auch Silvy noch ein paar Angeber-Worte über ihr ehrenamtliches Engagement für die Kinderklinik sagen. Während sie so redete, als wäre sie Mutter Teresa persönlich, fiel mir ein, wie wir an meiner alten Schule einmal einen Basar organisiert haben, um Geld zu sammeln für eine Schule von Aidswaisen in Sambia. Ich hatte mich von ein paar Spielsachen und Klamotten getrennt, an denen ich wirklich gehangen hatte, während Silvy nur Schrott abgegeben hat. Eine Puppe mit nur einem Arm, ein paar Bücher mit verknicktem Deckel und ein paar ausgewaschene T-Shirts. Sie hatte gerade mal acht Euro eingenommen, während ich auf über zweihundert Euro gekommen war. Damit hatte ich dann zu meinem eigenen Erstaunen den ersten Platz im schulinternen Wettbewerb belegt, zwei Eintrittskarten fürs Phantasialand gewonnen und war besonders von unserem Schulleiter gelobt worden. »Wenn ich gewusst hätte, dass es für den ersten Platz einen Preis gibt, dann hätte ich auch andere Sachen gespendet«, hatte Silvy nachher behauptet.
    Aber dann hatte ich sie mitgenommen ins Phantasialand und sie hatte mir verziehen und wir hatten nie mehr darüber geredet. Unglaublich, dass mir damals noch nicht aufgegangen war, was für ein fieser Mensch Silvy eigentlich war. Da konnte sie jetzt noch so viel davon schwärmen, wie sehr sie sich für das Kinderkrankenhaus ins Zeug legen würde.
    »Beim Golfturnier am Wochenende werde ich versuchen, den Spendensammelrekord aus dem Jahr 2010 zu brechen, und damit die neu ausgeschriebene Auszeichnung Das goldene Herz gewinnen«, verkündete Silvy gerade großspurig und genoss den Applaus. Nach ihrer Rede kam sie mit triumphierendem Gesichtsausdruck zu mir.
    »Meine Güte, Silvy, das war wirklich herzerweichend«, sagte ich sarkastisch. »Noch ein paar Minuten länger und ich hätte dich für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.«
    »Ja, Gift versprühen, das kannst du«, sagte sie verächtlich. »Aber dich einmal für andere einsetzen, das kommt dir natürlich nicht in den Sinn.«
    Ich musste lachen, so absurd war das, was sie sagte, aber bevor ich ihr darauf eine passende Antwort geben konnte, sagte sie: »Du wirst übrigens die ganze Zeit beobachtet.«
    »Ach ja?«, fuhr ich sie an. »Dann guck halt woandershin.«
    »Doch nicht von mir! Der Typ dahinten starrt dich die ganze Zeit an.«
    Ich drehte mich um. Enzo. Er lehnte lässig am Stehtisch, ein Wasser in der Hand, sein weißes Hemd, der schwarze Anzug, die kurz geschorenen Haare, sein süßes Lächeln. Ich wäre am liebsten sofort mit ihm von hier abgehauen. Weit, weit weg.
    »Ach der«, sagte ich stattdessen gespielt gelangweilt. »Das ist nur mein Bodyguard. Der wird dafür bezahlt, mich zu beobachten.«
    In diesem Moment schlenderte David Wöbke auf uns zu. »Na, Mädels«, scherzte er gut gelaunt. »Langweilt ihr euch nicht, hier zwischen all den alten Säcken?« Er lächelte kokett, als ob er sich selbst zu den alten Säcken zählen würde.
    »Du bist doch noch gar nicht alt«, stieg Silvy sofort drauf ein. Ich

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