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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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du, welcher Anfang besser ist«, sagte Jennifer. »Meiner oder der von Kim?«
    »Na ja«, sagte sie. »Da Kim ja keinen Vorschlag hat …«
    »Jetzt bist du auf einmal auf ihrer Seite?«, kreischte Kim.
    »Ich bin auf keiner Seite, okay?«, sagte Coco genervt. »Ich will nur fertig werden. Ist doch scheißegal, wie wir anfangen.«
    »Gut«, bestimmte Kim. »Dann fängt halt jeder an, wie er will.« Sie stellte sich einfach gerade hin, mit hängenden Armen.
    »Streng dich nur nicht zu viel an«, sagte Jennifer hämisch und nahm ihre Position ein. Coco stöhnte und stellte sich breitbeinig hin, die Hände in die Hüfte gestützt.
    »Kim, mach den Player an«, sagte Jennifer.
    »Mach es selbst!«, rief Kim.
    »Du bist doch viel näher dran!«
    »Ich bin aber nicht dein Diener!«
    Coco löste sich aus der Gruppe und kam zu uns: »Kann ich bei euch mitmachen?«
    Frau Lutz hatte die Situation zum Glück schon von Ferne erkannt und trennte die beiden Streithennen. Nachher musste ich mit Kim und Irina weitermachen, während Jennifer und Coco zu Diana gesteckt wurden. Kim nutzte die Gelegenheit, um sich bei Irina zu versichern, dass sie auf die russische Feier gehen dürfte. »Ich brauche unbedingt noch einen Partner für den Schulball«, flüsterte sie. »Ich werde Jennifer auf gar keinen Fall das Feld überlassen.«
    Nach der Stunde hielt Kim mich auf dem Weg in die Umkleidekabine fest und zog mich vertraulich zur Seite. »Hör mal, Natascha«, sagte Kim. »Du bist neu hier und weißt das nicht.« Sie sah sich um, ob sie jemand belauschte. »Es ist üblich, sich vorher für die Wahl des besten Kostüms abzustimmen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn du mich wählst, schenke ich dir eine DVD deiner Wahl«, sagte sie und grinste mich breit an.
    »Nein danke«, sagte ich.
    »Willst du was anderes?«, fragte Kim verblüfft. »Parfüm, Kosmetik oder so? Oder …« Sie senkte ihre Stimme. »Oder willst du etwa Jennifer wählen? Ich meine, klar, seit Milena weg ist, macht sie einen auf Chefin. Lächerlich!«
    »Kim«, sagte ich. »Ich glaube an freie und geheime Wahlen als Fundament einer Demokratie.«
    »Hä?«
    Ich zwinkerte ihr zu. »Bis morgen dann«, sagte ich lächelnd, winkte und ließ sie stehen, um mich wieder den wirklich wichtigen Problemen meines Lebens zu widmen. Zum Beispiel der Frage, was ich mit Hedi anstellen sollte, wenn ich die Tasche holen ging. Ich müsste sie entweder abschütteln oder ihr eine Ausrede servieren, die sie davon überzeugen konnte, dass alles total mit rechtmäßigen Dingen zuging. Mit ihrem ganzen Ich-halte-mein-Schutzobjekt-von-illegalen-Aktivitäten-ab-Unsinn würde sie mir sonst einen Strich durch die Rechnung machen und mich bei meinem Vater anschwärzen – und damit auch Bastian. Das wollte ich verhindern. Aber wie sollte ich ihr das verständlich machen, dass ich genau an der Stelle eine Tasche suchen ging? Keine Chance.
    Bis ich wieder zu Hause war, war mir keine andere Lösung eingefallen: Ich musste es alleine durchziehen. Hedi müsste ich vorher loswerden. Das Beste wäre natürlich, wenn sie gar nicht erst mitbekam, dass ich wegwollte. Wenn ich mich heimlich aus dem Haus stehlen könnte. Doch schon der erste Versuch, mich auf leisen Sohlen die Treppe runterzuschleichen, scheiterte kläglich. Ich war noch nicht auf der Hälfte, da stand sie schon wieder an in der Eingangshalle neben der Tür. Wie machte sie das nur?
    »Wollte mir nur was zu trinken holen«, sagte ich. »Und die Schuhe wegräumen.« Ich hielt demonstrativ meine Boots hoch.
    Hedi beobachtete mich. Die Secret-Service-Brille steckte in ihrer Jacketttasche. Ich stellte meine Schuhe in den Schuhschrank, ging in die Küche und trank ein Glas Multivitaminsaft. Als ich wieder rauskam, stand Hedi immer noch da. Wie ein verdammter Türwächter. Mist. Ich ging wieder in mein Zimmer und balancierte ein bisschen auf meiner Slackline hin und her. Der Haken, an dem das vordere Ende des Gurtbandes befestigt war, befand sich direkt unter meinem Fenster. Wenn ich den Karabiner auf der anderen Seite löste, dann könnte ich das Gurtband aus dem Fenster hängen und mich abseilen.
    Ja, klar. Abseilen. Was für eine superschwachsinnige Idee, Sander! Oder doch nicht? Ich sprang von der Slackline und öffnete das Fenster. Es ging vielleicht vier Meter hinunter. Ich hakte den Karabiner aus und ließ probehalber das Band hinunter. Es reichte locker bis unten. Ich hatte eine ziemlich stabile Slackline, die sich nicht allzu sehr dehnte. Das

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