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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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war gut. Besonders für diese Zwecke. Alte Schabe, du hast sie nicht mehr alle, Sander, sagte ich zu mir selbst.
    Aber das war ja nichts Neues.

17
    I ch zog meine Mütze auf und warf meinen alten Anorak und meine Handschuhe aus dem Fenster. Die würden mich beim Klettern nur behindern. Um meine Anwesenheit zu simulieren, stellte ich meinen iPod in die Dockingstation und drehte die Musik auf. Die gesammelten Alben darauf würden auch für einen Ausflug nach Mombasa reichen. Einmal tief durchgeatmet, rauf aufs Fensterbrett. Mir wurde mulmig. Aber es musste sein. Ich schlang mir das Gurtband unterhalb der Schulterblätter um den Rücken und packte es mit beiden Händen. Mit den Füßen stemmte ich mich gegen die Hauswand und ließ mich langsam abwärts. Es klappte so gut und war so einfach, dass ich beinahe gelacht hätte. Sollte ich öfter machen! Dann könnte ich auch zu Enzo, wann ich wollte! Haha! Unten angekommen, schnappte ich meinen Anorak und die Handschuhe und rannte an der Hauswand entlang zur Garage, schob meinen Elektroroller hinaus und brauste davon. Es dämmerte bereits. Ich musste mich beeilen, um es noch im Hellen zu schaffen. Zum Glück war es nicht weit. Nach zehn Minuten erreichte ich die Aue, wo wir als Kinder gespielt hatten. Von hier waren es nur ein paar Hundert Meter zu unserem alten Reihenhaus. Ich ließ meinen Roller stehen. Der Feldweg hinunter zum Aaler See war steil und voller Eismatsch. Auf der anderen Seite des Gewässers befand sich eine breite Halbinsel mit Kuhweiden und Feldern, die von den Bauern der Umgebung bewirtschaftet werden. Und deswegen gab es eine Fähre von einem zum anderen Ufer, ein etwa drei mal vier Meter breites Floß an einem Seilzug. Es war schon lange nicht mehr in Betrieb – und wir Kinder hatten im Sommer darauf gespielt. Auf dem Floß war eine Stahlkiste befestigt, in der früher Werkzeuge verstaut worden waren. Und in dieser Kiste, da war ich mir sicher, würde ich die Tasche mit Philipps Medikamenten finden.
    Das Floß war da. Nur leider nicht am Ufer neben der Trauerweide, wo es sonst meistens lag, sondern in der Mitte des Gewässers. Das war ein Problem. Denn der Aaler See war zugefroren. Nichts bewegte sich, als ich an dem Stahlseil zog. So ein verdammter Mist. Ich musste über das Eis zum Floß. Extrem suboptimal. Vor dem Aaler See wurde im Winter immer gewarnt, weil es dort warme Quellen gibt und das Eis an manchen Stellen dünn sein kann. Ich hatte mich als Kind ausnahmsweise immer daran gehalten. Zu unheimlich war die Vorstellung, einzubrechen und im eisigen Wasser zu ertrinken.
    Ich betrachtete das Eis, das dunkel und still vor mir lag. Es war mehr als eine Woche bitterkalt gewesen. Erst seit heute lagen die Temperaturen wieder über null. Jetzt war nur die große Frage: Wie dick war die Eisschicht tatsächlich? Ich fand einen Steinbrocken am Ufer und warf ihn, so weit ich konnte, auf die Eisfläche. Es knallte, aber dann schlitterte der Stein weiter. Das Eis hielt. Aber würde es auch mich halten? Etwas weiter links von mir ragte ein abgebrochener Baumstamm in den See. Ich balancierte über die rissige Rinde bis zum Ende. Von hier waren es noch etwa fünf Meter bis zum Floß. Ich stellte mich probehalber mit einem Bein auf das Eis und verlagerte langsam das Gewicht darauf. Es hielt. Ich zog den zweiten Fuß nach. Schlurfend tastete ich mich vorwärts. Eingefrorene Luftblasen und Äste durchzogen das Eis, was ziemlich unheimlich aussah. Ich stellte mir mein Gesicht vor, tot und bleich, wie es unter dem Eis liegt, meine toten Augen, die in den bleiernen Himmel starren. Verdammt. Als ich noch zwei Meter vom Floß entfernt war, krachte es. Mit einem peitschenden Zischen riss das Eis. Panisch hockte ich mich hin und starrte gebannt auf den Riss. Wartete darauf, dass Wasser gurgelnd hindurchsickerte und mich in die eisige Tiefe zog. Verdammt. Meine Gedanken überschlugen sich. Wenn etwas brach, war der Druck zu groß. Ich wog 65 Kilo, mit den Klamotten vielleicht 67 Kilo. 67 Kilo verteilt auf die Fläche meiner Füße, das waren bei meiner Schuhgröße ungefähr 500 Quadratzentimeter oder 0,05 m 2 , 67 verteilt an 0,05, das macht … oh Scheiße! Das machte pro Quadratmeter einen Druck von 1340 kg aus, wenn ich nur auf einem Fuß stand, sogar 2640 kg! Ich war ja so ein elefantöser Idiot. Kein Wunder, dass das Eis zu brechen begann. Sofort ließ ich mich auf den Boden gleiten und legte mich flach auf den Bauch. So verteilte sich mein Gewicht auf vielleicht

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