Gefährliche Ideen
besteht darin, dass man dabei hart gegen die eigene mentale Konditionierung ankämpfen muss und
nicht dem folgen darf, was sich instinktiv richtig anfühlt
. In seinem Buch
Blink
fordert Malcolm Gladwell seine Leser auf, stets ihrem Bauchgefühl zu folgen – eine wunderbare Strategie in Situationen, in denen man sich darauf verlassen kann, dass altes Denken gefragt ist, doch verheerend in Situationen, in denennicht mehr gilt, was man zu schätzen gelernt hat. Zahlreiche Unternehmen haben diesbezüglich viel Lehrgeld bezahlen müssen.
Das Bauchgefühl ist der Feind jeder Kreativität!
Das Bauchgefühl ist der Feind jeder Kreativität!
Die Behauptung,
Blink
habe eine anti-kreative Tendenz, mag ein wenig brutal klingen. Doch wer mehr daran interessiert ist, neues Denken auszubilden, als daran, bereits vorhandenes Wissen möglichst gut zu nutzen, muss sich damit auseinandersetzen, dass der Instinkt einen von Natur aus in die Komfortzone trägt, wo Kreativität kaum anzutreffen ist. Denken Sie daran, sonderlich lustig soll Kreativität gar nicht unbedingt sein! Im Gegenteil: Wenn sie Spaß macht, besteht ein Risiko. Natürlich kann sie
auch
Spaß machen, doch wenn Sie sich im »Kreativprozess« völlig heimisch fühlen, können Sie sicher sein, dass Ihr Gehirn versucht, Sie auszutricksen.
Wieder einmal.
Ihre ersten Fragen sind ätzend!
Manche könnten nun vermuten, das Ganze liefe auf das alte Diktum hinaus: »Immer alles infrage stellen!« – eine fröhliche Mahnung, die in den meisten Büchern über Kreativität anzutreffen ist. Falsch!
Alles infrage zu stellen ist einfach nur dumm,
denn oft verbirgt sich dahinter nur eine andere Variante des Festhaltens an jenen Dingen, auf die man konditioniert ist: Man stellt die Fragen, die einem am leichtesten einfallen, und das Gehirn folgt seiner trägen Gewohnheit, sich in einer möglichst bequemen Haltung einzurichten.
Um dieser Falle zu entkommen, sollten Sie drei Dinge hinterfragen, die Ihr Unternehmen betreffen: zum Beispiel Ihre Unternehmensstrategie, Ihre Arbeitsabläufe oder was auch immer Sie infrage stellen möchten. Nur zu, ich warte … Dies ist der erste,wohlbekannte Schritt, der nicht allzu schwer fallen dürfte. Doch entscheidend ist der nächste Schritt. Was fangen Sie nun mit Ihren Fragen an? Klopfen Sie sich dafür auf die Schulter, dass Sie so ein freidenkerisches Individuum sind? Machen Sie nur, wenn es Ihnen dabei hilft, sich besser zu fühlen. Hat zwar nichts mit Kreativität zu tun, aber egal. Worauf es wirklich ankommt, um mit konventionellem Denken zu brechen, ist, der Sache eine neue Wendung zu geben. Sehen Sie sich Ihre drei Fragen noch einmal an. Sind Sie damit zufrieden?
Sehen Sie noch einmal hin und überlegen Sie diesmal, warum Sie ausgerechnet an diese Dinge zuerst gedacht haben. In gewissem Sinne sind sie ein perfektes Abbild – nicht Ihrer Intelligenz, sondern Ihres beschränkten Denkens. Die drei Fragen sind überaus nützlich, denn Sie können sie dazu verwenden, Ihrem Konservatismus direkt ins Auge zu blicken. Warum genau diese Fragen? Und warum fiel es so leicht, sie zu formulieren? Betrachten Sie die Fragen erneut, doch beginnen Sie damit, sie als bedeutungslos zu betrachten: Sie sind nichts weiter als ein ganz eigener Mechanismus Ihres Gehirns, mit dem es seine Vorliebe für das Gewohnte und Konservative verschleiern möchte. Natürlich dürfen Sie sich mit diesen Fragen beschäftigen, wenn Sie das möchten, doch erkennen Sie, dass sie unwesentlich sind – die wirklich wichtigen liegen irgendwo in den dunklen Ecken Ihrer geheimen Schubladen verborgen. Um dorthin vorzudringen, genügt es nicht, nur zu fragen. Wir müssen tief graben, mit der Schockmethode vorgehen, Schleier niederreißen.
Dieses Kapitel begann mit einer Geschichte von Tim Ferriss. Kehren wir für einen Moment dorthin zurück. Stellte er die naheliegende Frage über Kickboxen? Nein. Sehr gezielt hatte er gelernt, sich nicht auf die naheliegenden Fragen zu konzentrieren, etwa »Wie kann ich härter zutreten?« oder »Wie kann ich meine Block-Technik verbessern?« Stattdessen betrachtete er die Regelnund versuchte eine zu finden, die niemand anwandte – eine, die von allen kritiklos akzeptiert wurde. Das Hinausschieben der Gegner aus dem Ring war keine nette Lösung und verärgerte die Puristen dieses Sports nachhaltig. Doch es war eine äußerst effiziente Lösung, bei der Ferriss untersuchte, welche Verhaltensweisen andere Teilnehmer vermutlich niemals an den
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