Gefährliche Intrigen
wütende Drehung, bei der sich ihre langen blonden Haare lösten und ihr bis auf die Hüften fielen. Theatralisch warf sie sich aufs Bett.
Logan hatte zwar noch andere Pläne für den Abend, aber etwas Zeit konnte er sich wohl noch nehmen. Er war mit Sicherheit niemand, der sich zweimal bitten ließ, mit einer schönen Frau das Bett zu teilen.
Langsam und genüsslich erhob er sich aus dem weich gepolsterten Sessel und schlenderte auf das Bett zu, ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde von ihrem willigen Körper zu nehmen.
»Melissa, Melissa, ich wüsste nicht, weshalb du dich überhaupt für mich zurechtmachen müsstest. Am allerliebsten bist du mir nackt, mit zerwühlten Haaren und vor Leidenschaft geröteten Wangen!«, konterte er, zog sein Hemd aus der Hose und stieg zu ihr ins Bett.
Einige Zeit später trat er auf die Straße vor Melissas kleinem Häuschen, das er für sie in einem Außenbezirk Londons unterhielt. Logan war schon immer sehr großzügig zu seinen Mätressen gewesen. Er zündete sich eine Zigarre an und blies den Rauch in kleinen Ringen in den sternenklaren Nachthimmel. Eine Droschke holperte an ihm vorbei und wirbelte Staub auf seinen schwarzen knielangen Mantel. Dass Melissa solche Ansprüche an ihn stellte, ärgerte ihn. Musste es immer so laufen? Konnte sie nicht einfach zufrieden damit sein, dass er für ihr Leben aufkam; dass sie in diesem schnuckeligen Häuschen, das er ihr ganz nach ihren Wünschen und Vorstellungen eingerichtet hatte, leben konnte? Er würde dieses Arrangement bald beenden, schwor er sich, aber das konnte warten, bis er wieder in der Stadt war. Morgen würde er nach Stainton Hall, dem Landsitz seiner Familie zu seinem Bruder Aiden reisen. Diese Zeit würde er auch dafür nutzen, eine Lösung für das Problem mit Melissa zu finden.
Beim Gedanken an Aiden verfinsterte sich sein Blick, und er machte sich auf den Weg zu seinem Boxclub, um sich dort hoffentlich seinen Ärger von der Seele zu boxen. Wenn sich ein Gegner fand, der nicht gleich wieder in der ersten Runde auf die Bretter ging.
Kapitel 3
England, Grafschaft Dorset, Stainton Hall
Logan zog die schwere Mahagonitür hinter sich ins Schloss und stapfte mit seinen erdverklumpten Reitstiefeln in den Raum. Dabei hinterließ er lehmige Fußabdrücke auf dem sauberen Steinboden. Der tadelnde Blick, den er dafür von Oliver, seinem Kammerdiener erntete, brachte ihn wieder zur Vernunft, und er ließ sich ermattet in den erstbesten Sessel fallen.
»Mylord, es kann doch noch gar nichts passiert sein, das Euch derart die Laune verderben könnte. Wir sind doch eben erst angekommen«, merkte Oliver an, der tatsächlich noch beim Auspacken der Reisetaschen war.
»Es reicht, hier zu sein!«, gab Logan abweisend zurück, während er ärgerlich an seinen widerspenstigen Stiefeln zerrte.
Oliver hatte recht. Es gab keinen offensichtlichen Grund für Logans derart schlechte Laune. Doch sein Kammerdiener konnte auch nicht wissen, welche Gefühle er mit seinem Elternhaus verband. Ein echtes Zuhause war Stainton Hall Mannor für Logan nie gewesen, auch nicht in seiner Kindheit. Zwar war er in dem großen, zweistöckigen Herrenhaus, das auf einer Anhöhe über dem im Tal gelegenen Städtchen Stainton Hall thronte, aufgewachsen, aber glücklich war er hier nie gewesen. Das lag vor allem daran, dass seine Eltern ihn Zeit seines Lebens immer hatten spüren lassen, dass er nur der zweitgeborene Sohn war. Die Liebe seiner Eltern zu seinem Bruder Aiden, der das Glück gehabt hatte, drei Jahre vor ihm das Licht der Welt erblickt zu haben, war so groß, dass für ihn anscheinend nicht mehr viel Zuneigung übrig blieb. So bekam Aiden das größte und schnellste Pferd, das sein Vater in seinen Stallungen finden konnte, und Logan eben nur irgendeinen Gaul. Sein Bruder durfte als kleiner Junge bei ihrem Vater auf dem Pferd sitzend mit auf die Jagd gehen, während Logan zuhause bleiben musste. Auch seine Mutter hegte größere Zuneigung zu Aiden als zu ihm. Jeden Abend beobachtete Logan, wie seine Mutter den Erstgeborenen zu Bett brachte, ihn auf die Stirn küsste und zudeckte. Er hingegen wurde von Hilda, der Amme, ins Bett gebracht, und seine Mutter wünschte ihm nur von der Tür aus eine gute Nacht.
Nur einmal, als er sich mit fünf Jahren beim Sturz von einer Mauer das Schienbein gebrochen hatte, gaben ihm seine Eltern das Gefühl, zur Familie zu gehören. Sein Vater, der Herzog von Dorset, schickte sofort nach einem guten Arzt
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