Gefaehrliche Liebe
Peeta sich Sorgen um mich macht, kehre ich schließlich zu unserem Lager zurück, mir ist noch heißer als vorher und ich bin noch frustrierter.
Die anderen haben inzwischen das Lager wohnlich gemacht. Aus Grasmatten haben Mags und Finnick eine Art Hütte gebaut, an einer Seite offen, doch mit drei Wänden, einem Fußboden und einem Dach. Mags hat auch einige Schalen geflochten, die Peeta mit gerösteten Nüssen gefüllt hat. Hoffnungsvoll schauen die drei mich an, doch ich schüttele den Kopf. »Nichts. Kein Wasser. Aber es muss welches da sein. Das Tier hier wusste auch, wo«, sage ich und hebe das gehäutete Nagetier hoch, sodass alle es sehen können. »Kurz bevor ich es von seinem Baum herunterschoss, muss es getrunken haben, aber ich konnte die Quelle nicht finden. Ich hab in einem Umkreis von dreißig Metern jeden Fleck abgegrast.«
»Kann man es essen?«, fragt Peeta.
»Weiß nicht. Aber sein Fleisch sieht so ähnlich aus wie das eines Eichhörnchens. Es müsste gebraten werden ...« Bei der Vorstellung, hier aus dem Nichts ein Feuer anzuzünden, zögere ich. Selbst wenn es mir gelingen sollte, ist da immer noch der Rauch. In dieser Arena sind wir alle so nah beieinander, dass ein Feuer nicht unentdeckt bliebe.
Peeta hat eine andere Idee. Er schneidet ein Stück Fleisch heraus, steckt es auf einen spitzen Stock und wirft diesen gegen das Kraftfeld. Ein scharfes Zischen ist zu hören, dann kommt der Stock zurückgeflogen. Der Fleischwürfel ist außen schwarz, innen jedoch gut durchgebraten. Wir klatschen Beifall, aber da fällt uns ein, wo wir sind, und wir halten schnell inne.
Als wir uns in der Hütte zusammensetzen, versinkt die weiße Sonne im rosigen Himmel. Ich traue den Nüssen immer noch nicht so ganz, aber Finnick sagt, dass Mags sie aus früheren Spielen kennt. Diesmal habe ich beim Training keine Zeit an der Station mit den essbaren Pflanzen verbracht, weil mir das im letzten Jahr so wenig genützt hat. Jetzt bereue ich es. Bestimmt wären dort einige der unbekannten Pflanzen um mich herum vorgekommen. Und ich hätte vielleicht eine Ahnung gehabt, wohin die Reise geht. Aber Mags scheinen sie gut zu bekommen, sie futtert diese Nüsse schon seit Stunden. Also nehme ich eine und knabbere ein wenig daran. Die Nuss hat einen milden, süßlichen Geschmack, ein bisschen wie eine Esskastanie. Ich komme zu dem Schluss, dass sie genießbar ist. Das Nagetier schmeckt streng nach Wild, ist aber überraschend saftig. Für unseren ersten Abend in der Arena ist das gar keine üble Mahlzeit. Wenn wir nur etwas zum Runterspülen hätten.
Finnick fragt mich über das Nagetier aus, das wir Baumratte nennen. Auf welcher Höhe es im Baum saß, wie lange ich es beobachtet habe, ehe ich schoss, und was es gemacht hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass es groß was gemacht hätte. Es hat nach Insekten geschnüffelt oder so.
Mir graut vor der Nacht. Immerhin bieten die dicht geflochtenen Grasmatten etwas Schutz vor dem, was nach einbrechender Dunkelheit womöglich über den Dschungelboden kriechen wird. Doch kurz nachdem die Sonne hinter den Horizont geglitten ist, geht ein blasser Mond auf, sodass wir gerade genug sehen können. Unsere Gespräche verstummen, denn wir wissen, was jetzt kommt. Wir stellen uns am Eingang der Hütte in einer Reihe auf und Peeta schiebt seine Hand in meine.
Der Himmel wird hell erleuchtet vom Wappen des Kapitols, das aussieht, als würde es im Himmel schweben. Während ich der Hymne lausche, denke ich:
Für Finnick und Mags wird es schwerer.
Aber dann ist es auch für mich schwer, die Gesichter der acht toten Sieger zu sehen, die in den Himmel projiziert werden.
Der Mann aus Distrikt 5, den Finnick mit seinem Dreizack umgebracht hat, erscheint als Erster. Das bedeutet, dass alle Tribute von 1 bis 4 noch am Leben sind - die vier Karrieros, Beetee und Wiress und natürlich Mags und Finnick. Auf den Mann aus Distrikt 5 folgen der männliche Morfixer aus 6, Cecelia und Woof aus 8, die beiden aus 9, die Frau aus 10 und Seeder aus 11. Danach erscheint wieder das Wappen des Kapitols mit ein wenig abschließender Musik und dann wird der Himmel dunkel bis auf den Mond.
Keiner sagt etwas. Ich kann nicht behaupten, ich hätte einen der Toten gut gekannt. Aber ich denke an die drei Kinder, die sich an Cecelia geklammert haben, als sie fortgebracht wurde.
Daran, wie freundlich Seeder bei unserer Begegnung im Trainingscenter zu mir war. Selbst der Gedanke an den Morfixer mit den glasigen Augen,
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