Gefaehrliche Liebe
helfen.«
Während wir die paar Schritte zum Rand des Dschungels gehen, merke ich, dass etwas anders ist. Vielleicht liegt es an der jahrelangen Jagderfahrung, vielleicht funktioniert mein repariertes Ohr wirklich besser, als es sollte. Jedenfalls nehme ich die vielen warmen Körper wahr, die über uns lauern. Sie brauchen nicht zu schnattern oder zu schreien. Ihr bloßes Atmen genügt.
Ich berühre Finnick am Arm und er folgt meinem Blick nach oben. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, sich so leise anzuschleichen. Vielleicht waren sie auch gar nicht leise. Wir waren nur damit beschäftigt, uns wiederherzustellen. Währenddessen haben sie sich versammelt. Nicht fünf oder zehn - es sitzen so viele Affen in den Dschungelbäumen, dass sich die Äste biegen. Die beiden, die wir gesehen haben, als wir vor dem Nebel geflohen sind, waren wohl nur das Empfangskomitee. Von dieser Menge geht etwas Unheilvolles aus.
Ich hole zwei Pfeile heraus und Finnick hält den Dreizack bereit. »Peeta«, sage ich, so ruhig ich kann. »Ich brauche mal deine Hilfe.«
»Okay, einen Moment. Ich glaube, ich hab's gleich«, sagt er. Er macht sich immer noch an dem Baum zu schaffen. »Na also. Hast du mal den Zapfhahn?«
»Ja. Aber wir haben hier etwas entdeckt, das du dir besser mal ansehen solltest«, sage ich beherrscht. »Aber komm ganz ruhig her, damit du es nicht aufschreckst.« Aus irgendeinem Grund will ich nicht, dass er die Affen bemerkt oder auch nur in ihre Richtung schaut. Es gibt Lebewesen, die schon bloßen Blickkontakt als Herausforderung verstehen.
Peeta dreht sich zu uns, er ist außer Atem von der Arbeit an dem Baum. An dem merkwürdigen Ton, in dem ich gesprochen habe, merkt er, dass irgendetwas nicht stimmt. »Na gut«, sagt er lässig. Er geht durch den Dschungel, und ich weiß, dass er sich alle Mühe gibt, leise zu sein, doch das war noch nie seine Stärke, selbst als er noch zwei gesunde Beine hatte. Aber immerhin kommt er, und die Affen bleiben, wo sie sind. Er ist nur noch fünf Meter vom Strand entfernt, als er sie bemerkt. Ganz kurz nur schnellt sein Blick nach oben, doch es ist, als hätte er eine Bombe gezündet. Die Affen werden zu einer kreischenden Masse aus orangefarbenem Fell und stürmen auf ihn los.
Noch nie habe ich Tiere gesehen, die sich so schnell bewegt haben. Sie gleiten an den Lianen herab, als wären die Dinger geschmiert. Springen über unglaubliche Entfernungen von Baum zu Baum. Die Zähne gebleckt, die Nackenhaare gesträubt, die Klauen ausgefahren wie Springmesser. Ich kenne mich zwar nicht mit Affen aus, aber so verhalten sich Tiere in der Natur nicht. »Mutationen!«, stoße ich hervor, als Finnick und ich uns ins Gestrüpp stürzen.
Ich weiß, dass jeder Pfeil treffen muss, und das gelingt auch. Einen Affen nach dem anderen bringe ich in dem gespenstischen Licht zur Strecke, ziele auf Augen, Herz, Kehle, sodass jeder Treffer den Tod bedeutet. Doch selbst das würde nicht ausreichen, wären da nicht Finnick, der die Viecher wie Fische aufspießt und zur Seite schleudert, und Peeta, der mit dem Messer um sich stößt. Ich spüre, wie sich Klauen in mein Bein und meinen Rücken bohren, bis jemand den Angreifer erledigt. Die Luft wird schwer von den zertrampelten Pflanzen, dem Geruch von Blut und dem muffigen Geruch der Affen. Rücken an Rücken stellen Peeta, Finnick und ich uns ein paar Meter voneinander entfernt in einem Dreieck auf. Als ich den letzten Pfeil losschnellen lasse, rutscht mir das Herz in die Hose. Da fällt mir ein, dass auch Peeta einen Köcher hat. Und er schießt nicht, er stößt mit dem Messer zu. Jetzt ziehe auch ich das Messer, doch die Affen sind schneller, sie springen so schnell hin und her, dass ich kaum reagieren kann.
»Peeta!«, rufe ich. »Deine Pfeile!«
Peeta dreht sich um, sieht meine missliche Lage und will seincn Köcher abnehmen, als es passiert. Ein Affe stürzt sich aus einem Baum und wird Peeta im nächsten Moment auf die Brust springen. Ich habe keinen Pfeil, keine Möglichkeit zu schießen. Ich höre den dumpfen Schlag von Finnicks Dreizack und weiß, dass er anderswo im Einsatz ist. Peeta kann mit der Hand, in der er das Messer hält, nichts machen, weil er versucht, den Köcher abzunehmen. Ich ziele mit meinem Messer auf den heranrasenden Affen, doch er weicht mit einem Purzelbaum aus und prescht weiter vor.
Hilflos, ohne Waffe, tue ich das Einzige, was mir einfällt. Ich laufe zu Peeta, um ihn umzuwerfen und seinen Körper mit
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