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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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Existenz zu Perlen gepresst wurde. Schönheit, die aus Schmerz entstand.
    Peeta spült die Perle im Wasser ab und reicht sie mir. »Für dich.« Ich lege sie auf meine Handfläche und betrachte die im Sonnenlicht schimmernde Oberfläche. Ja, ich werde sie behalten. In den wenigen Stunden, die mir in diesem Leben bleiben, werde ich sie bei mir tragen. Dieses letzte Geschenk von Peeta. Das einzige, das ich auch annehmen kann. Vielleicht gibt es mir im letzten Augenblick die nötige Kraft.
    »Danke«, sage ich und schließe die Faust. Ungerührt schaue ich in die blauen Augen des Menschen, der nun mein größter Gegner ist; der mein Leben retten will, und wenn es seins kostet. Und ich gebe mir das Versprechen, dass ich seinen Plan durchkreuzen werde.
    Aus seinen Augen weicht das Lachen, und er schaut mich so intensiv an, als könnte er meine Gedanken lesen. »Das Medaillon hat nicht gewirkt, was?«, sagt Peeta, obwohl Finnick dabeisteht. Obwohl jeder ihn hören kann. »Katniss?«
    »Es hat gewirkt«, sage ich.
    »Aber nicht so, wie ich wollte«, sagt er und wendet den Blick ab. Er hat jetzt nur noch Augen für die Austern.
    Als wir uns über das Essen hermachen wollen, kommt ein Fallschirm mit zwei Anhängseln herabgesegelt. Ein kleiner Topf mit einer scharfen roten Soße und noch mehr Brötchen aus Distrikt 3. Finnick zählt sie natürlich sofort durch. »Wieder vierundzwanzig«, sagt er.
    Macht insgesamt zweiunddreißig Brötchen. Jeder nimmt wieder fünf, sieben bleiben übrig, die wir niemals gerecht aufteilen können. Brot für den einen, der übrig bleiben wird.
    Das salzige Fischfleisch, die saftigen Muscheln. Sogar die Austern schmecken, vor allem jetzt mit der Soße. Wir schlagen uns die Bäuche voll, bis keiner mehr papp sagen kann, trotzdem schaffen wir nicht alles. Aber die Reste werden sich nicht halten, deshalb werfen wir sie zurück ins Wasser, damit die Karrieros sie sich nicht unter den Nagel reißen, wenn wir fort sind.
    Keiner achtet auf die Muschelschalen. Die Welle wird sie wegschwemmen.
    Jetzt können wir nur noch warten. Peeta und ich sitzen am Wasser, Hand in Hand, wortlos. Er hat gestern Abend seine letzte Rede gehalten, doch sie hat bei mir nicht zu einem Sinneswandel geführt, und nichts, was ich sagen könnte, wird bei ihm einen Sinneswandel bewirken. Für überzeugende Geschenke ist es jetzt zu spät.
    Trotzdem habe ich die Perle zusammen mit dem Zapfhahn und der Salbe in einen Fallschirm gewickelt und mit Ranken an meine Hüfte gebunden. Ich hoffe, sie schafft es zurück nach Distrikt 12.
    Meine Mutter und Prim werden schon einen Weg finden, sie Peeta zurückzugeben, bevor ich begraben werde.
     

26
    Die Hymne erklingt, doch heute Abend erscheinen keine Gesichter am Himmel. Die Zuschauer werden ungeduldig sein, sie dürsten nach Blut. Aber Beetees Falle ist so vielversprechend, dass die Spielmacher keine weiteren Attacken gestartet haben. Vielleicht sind sie einfach neugierig darauf, wie sie funktioniert.
    Als Finnick und ich meinen, es ist neun Uhr, verlassen wir alle gemeinsam das mit Muschelschalen übersäte Lager, gehen hinüber zum Zwölf-Uhr-Strand und machen uns im Mondschein heimlich, still und leise auf den Weg zum Gewitterbaum. Mit vollem Bauch sind wir alle kurzatmig und der Aufstieg fällt uns schwerer als am Morgen. Ich bereue schon das letzte Dutzend Austern.
    Beetee möchte, dass Finnick ihm hilft, die anderen halten Wache. Bevor Beetee den Draht am Baum befestigt, wickelt er mehrere Meter ab. Finnick soll sie an einem abgebrochenen Ast festbinden und diesen auf den Boden legen. Dann stellen sie sich rechts und links vom Baum auf und reichen sich abwechselnd die Spule, sodass der Draht viele Male um den Baumstamm gewickelt wird. Erst sieht es planlos aus, dann erkenne ich im Mondlicht auf Beetees Seite ein Muster, wie ein kompliziertes Labyrinth. Ich frage mich, ob es von Bedeutung ist, wie der Draht angebracht wird, oder ob das nur dazu dient, die Spekulationen der Zuschauer anzuheizen. Die meisten von ihnen dürften von Elektrizität genauso wenig Ahnung haben wie ich.
    Die Arbeit am Baumstamm ist just in dem Augenblick beendet, als wir die Welle hören. Ich habe bisher nicht herausgefunden, wann genau sie hervorbricht. Irgendwo muss sie sich aufbauen, dann bricht sie hervor, und dann kommen die Nachwirkungen. Der Himmel sagt mir, dass es halb elf ist.
    Jetzt verrät Beetee uns, wie es weitergehen soll. Weil Johanna und ich die wendigsten sind, sollen wir die Rolle durch

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