Gefaehrliche Liebe
Ich ließ mir Zeit ... und er wartete sichtlich auf mich. Aber er sagte nichts, machte keine Handbewegung und auch sonst keine Geste der Ungeduld. Gleichzeitig wusste ich, dass ich jetzt nicht einfach wieder aus dem Pool steigen durfte. Was wäre mir daher anderes übrig geblieben, als irgendwann zu ihm zu schwimmen.
Seine Blicke ließen nicht von mir ab und seine Miene war streng. Ich fand es schließlich so erniedrigend, ihm jetzt wieder gegenübertreten zu müssen, dass mir unweigerlich die Tränen kamen. Beschämt senkte ich meinen Blick, als ich vor ihm stand. Wie sollte ich einem Mann in die Augen sehen, der mich angepinkelt hatte? Alles, was ich ihm zeigen konnte, waren meine Tränen.
»Du hättest es nicht wissen wollen«, bemerkte er und streichelte mitfühlend über meine Wange.
Ich zuckte mit den Schultern und seufzte. Daraufhin nahm er mich liebevoll in seine Arme. Zum ersten Mal berührten sich dabei unsere Körper Haut auf Haut. Ich schmiegte mich an ihn, spürte den sanften Druck seiner kräftigen Arme und die unnachgiebige Härte seiner Muskulatur an Brust und Bauch. Seine Nähe prickelte in mir. Plötzlich öffnete er seinen Mund an meinem Hals, er biss mich fast schmerzhaft.
»Komm, halt die Luft an!«, flüsterte er in mein Ohr und tauchte mit mir unter. Ich konnte unter Wasser kurz sein Gesicht sehen, er lächelte und schubste mich von sich. Und er lächelte noch immer, als wir wieder auftauchten.
»Geht’s wieder?«, erkundigte er sich.
Ich nickte. Mir war tatsächlich besser zumute, als noch kurz zuvor.
»Es war für mich nicht schlimm, falls du dir darüber Gedanken machst«, begann er zu erklären, »ich wollte eigentlich den letzten Part, aber Santiago hat ihn David aufgezwungen. Er meinte, Davids Worte hätten bei dir einen höheren Stellenwert.«
»Ja.« Ich seufzte und hoffte, er würde es nicht mehr weiter bereden. Nur eines wollte ich noch wissen: »Santiago war ganz sicher nicht dabei ... oder?«
Jude schüttelte den Kopf und ich war erleichtert.
»Hast du Hunger?«, fragte er.
Edward hatte gegrillt und Jude setzte sich nur mit mir an einen kleinen Tisch, um zu essen. Keathan war noch immer von Estelle angetan und ließ sich gerade von ihr mit Sonnenöl eincremen, als plötzlich Santiago auf der Terrasse in Erscheinung trat. Er kam direkt auf Jude zu, sah ihm äußerst schlecht gelaunt aus nächster Nähe in die Augen und fauchte ihn an: »Du wirst doch nicht meine Früchte ernten wollen?«
Dann packte er mich am Handgelenk und zog mich hinter sich her ... Richtung Lift.
Ich wusste nicht, was passiert war und konnte mit meinen High Heels seinen flotten Schritten kaum folgen. Er drängte mich in den Lift und stoppte ihn plötzlich während der Fahrt. Ohne vor ihm niederzuknien, suchte ich nach einer Erklärung. »Ich hab nichts falsch gemacht«, flüsterte ich ängstlich.
Er antwortete nicht und sah mich nicht mal an. Stattdessen war seine Anspannung kurz vor dem Platzen. Seine Kiefer fest zusammengepresst, verriet sein Brustkorb einen schweren Atem. Ich wusste nicht, worüber er sich so geärgert hatte. Welche Früchte? Mit meinen Händen am Rücken traute ich mich einen Schritt näher, ich wagte mich an seinen Hals, küsste ihn zärtlich und er ließ mich gewähren. Er lehnte sich an die Aufzugwand und sein Atem wurde ruhiger. Sanft berührte ich ihn dabei mit meiner Zunge unter dem rechten Ohr und streichelte mit meinen Lippen wieder zurück zu seinem Hals, bis tief in den Ausschnitt seines aufgeknöpften Hemdes. Er drehte seinen Kopf zur anderen Seite und gab mir damit die Erlaubnis für sein zweites Ohr. Wieder übersäte ich ihn mit zärtlichen Küssen und öffnete meinen Mund, um ihn meinen warmen Atem und meine Zunge fühlen zu lassen. Und erst jetzt fasste er mit einer Hand an meinen Kopf. Er drückte mich still an sich ... und der Lift fuhr weiter.
TodesAngst
Santiago hatte offensichtlich spontan seine Pläne geändert, denn der Aufzug hielt in derselben Etage, wo wir eingestiegen waren. Die Tür zum Penthouse öffnete sich, wir betraten den weichen Boden und Santiago nahm mich kurzerhand auf seine Arme. Ohne Aufforderung ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen und genau wie am Vorabend legte er mich auf der ersten Lounge ab. Durch das Tageslicht konnte man bestens hinaus auf die Terrasse sehen, wohingegen die Verspiegelung uns vollständig vor den Blicken anderer bewahrte. Offenbar hatte er auf diese Weise Jude und mich unbemerkt beobachten können.
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