Gefaehrliche Liebe
angesichts dieser ausweglosen Lage in Panik zu verfallen. Als erstes wollte ich meine Bewegungsfreiheit testen. Unten beginnend. Meine Zehen ... konnte ich bewegen. Die Füße ... waren ziemlich zusammengepresst und die Fußsohlen standen an der unteren Wand an. Knie, Oberschenkel, Hüfte ... keine Chance. Damian hatte mir die Hände überkreuzt auf die Brust gelegt und mit einem Gurt niedergebunden. Ich versuchte, die eine Hand unter der anderen herauszuziehen ... und es gelang mir. Beachtlich, ich hatte also die Wahl, ob ich meine Hände nebeneinander oder überkreuzt auf meiner Brust liegen haben wollte. Und ... ich konnte mich mit einer Fingerspitze am Kinn kratzen. Damian war so nett zu mir.
»Sss ... aaah ...« Das hatte ich fast vergessen ... Das unförmige Ding in mir begann, sich mit einem heftigen Stoß gegen meine Bauchdecke zu bewegen. Mehrere große Kugeln schienen umeinander zu rotieren und bahnten sich dabei gemeinsam einen Weg durch meinen Unterleib. Ich verkrampfte mich, umklammerte mit den Fingern meine Schlüsselbeinknochen und war mir noch nicht im Klaren darüber, ob ich es gut finden oder ob es mich schmerzen würde, wenn ich locker ließe. Noch bevor ich zu Ende denken konnte, war es vorbei. Ich atmete erleichtert aus. Plötzlich fing es wieder an. Ich sah Santiago förmlich vor mir, wie er am Pool oder beim Essen saß, und mit der Fernbedienung spielte. Immer und immer wieder. Ich kam gar nicht dazu, locker zu lassen oder mich zu entspannen, so schnell war es auch schon wieder vorbei. Nach einiger Zeit konnte ich zwischendurch auch keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich schwebte in einem finsteren Nichts. Jeder ruckartige Beginn der Bewegungen riss mich aus der Stille und ließ mich bis auf die Knochen erschrecken. Das Schlimmste jedoch war meine Erwartungshaltung, sodass ich es oft schon für einen Segen hielt, wenn es in mir rotierte, denn so lange hatte ich nichts zu befürchten. Irgendwann, in einer längeren Pause, löste sich in meiner Vorstellung mein ganzer Körper in Luft auf, ich konnte ihn nicht spüren, blutleer und gelähmt, bis auf meinen Unterleib. Ich wusste nicht mal mehr, ob ich meine Augenlider offen oder geschlossen hatte. Das ganze Universum bestand nur noch aus meinem Unterleib. Ich wartete, um zu erschrecken. Und es wurde immer heftiger. Wie ein Blitz traf es mich jedes Mal ... fuhr in mein Herz, schoss in alle Gliedmaßen und ich bekam einen Schweißausbruch. Noch immer wollte ich es vermeiden, meinen Verstand zu verlieren, aber ich konnte nicht mehr. Mein Körper gehörte ihm. Er steuerte all meine Empfindungen. Beim letzten Einsatz musste ich sogar aufschreien und erschrak mich dann noch zusätzlich vor meiner eigenen Stimme. Wie ein kleines Baby, das man erschreckt hatte, begann ich zu weinen. Einzig und allein mein Unterkiefer bewegte sich dabei und schluchzte zitternd nach Luft. Ich spürte, wie meine Haare von den Tränen durchnässt wurden, die über mein Gesicht nach hinten liefen.
Meine Bauchmuskeln schmerzten, ich konnte sie nicht mehr anspannen, musste locker lassen und verzweifelte fast dabei. Völlig ungeschützt war ich nun seiner Willkür ausgeliefert und wartete auf den nächsten Einsatz. Da war er ... Ich hatte das Gefühl, ich konnte den Schlag förmlich hören und er würde meinen Kopf zerschmettern. Doch diesmal bewegte sich gar nichts ... Ich musste es mir nur eingebildet haben. Plötzlich fiel ein Lichtstrahl auf meine Brust. Vermutlich war ich gestorben und das war nun der Himmel. Es blendete so stark, dass ich nur blinzeln konnte. Bis sich mitten in der Helligkeit die Konturen einer Person abzeichneten, die mich ansah ... Santiago.
Er griff nach meinen überkreuzten Händen und ich erschrak so entsetzlich, dass es mir wieder einen Stich im Herzen versetzte und all meine Muskeln zuckten. Gleichzeitig kreischten meine Lungen nach Luft, als hätte man mich soeben vor dem Ertrinken gerettet.
Er hielt meine Hände fest und sah mich lächelnd an. »Ich dachte, ich sehe mal zwischendurch nach dir, ob du auch Spaß hast ...«
Mein Atem ging schwer ... Ich konnte nicht denken ... Es dauerte einige Sekunden, bis ich das Wort »Zwischendurch« realisiert hatte ...
»Kannst du noch eine Stunde durchhalten?«, fragte er mit sanfter Stimme.
Ich sah ihn nur an und versuchte, mich auf meinen Atem zu konzentrieren, im nächsten Moment wusste ich schon gar nicht mehr, was er gefragt hatte. Alles plätscherte irgendwie an mir
Weitere Kostenlose Bücher