Gefaehrliche Liebe
Antwort, dachte kurz nach, dann küsste er mich am Ohr und flüsterte: »Glaubst du das wirklich?«
Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. Er hatte recht. Wenn ich es mir genauer überlegte, traute ich ihm durchaus mehr zu. Ängstlich schüttelte ich meinen Kopf. Dann drängte ich mich ganz dicht an ihn und vergrub mein Gesicht an seinem Hals. Gleichzeitig fragte ich mich, wie viel Sinn es machte, bei dem Mann nach Schutz zu suchen, der mir offensichtlich etwas antun wollte.
Seine Hand griff in meine Haare, ich spürte jeden einzelnen Finger auf meiner Kopfhaut, und seine Stimme hauchte leise an meiner Schläfe: »Dann erlasse ich sie dir, Baby.«
Ungläubig sah ich ihn an, doch seine Augen waren voller Sanftmut.
»Ich liebe dich«, flüsterte ich.
Er nickte und küsste die letzte Angst von meinen Lippen.
EisKalt
Santiago schien den Rest der Woche sehr beschäftigt, er telefonierte viel und wollte oft ungestört sein. Einen ganzen Tag fuhr er mit Damian aufs Festland und niemand wusste so richtig, was er dort zu erledigen hatte. Geschäftliche Termine waren auszuschließen, weil Keathan ihn nicht begleitete. Mittlerweile wusste ich auch, dass er seine Nächte überwiegend mit David verbrachte. Ich konnte sogar mal einen Blick durch die geöffnete Schlafzimmertür werfen und sah die beiden eng umschlungen im Bett liegen.
Keathan ließ er plötzlich fast überhaupt nicht mehr an seinem Leben teilhaben. In dieser Beziehung konnte ich Santiago jedoch verstehen. Objektiv betrachtet war Keathan vielleicht attraktiver und jünger als David, er hatte einen durchtrainierten Körper, geziert von geschmackvollen Tattoos und das Ganze kombiniert mit dem etwas unterkühlten Antlitz eines Latin Lovers ... und wenn man nicht gerade dem weiblichen Geschlecht angehörte, gab sich Keathan sogar sympathisch ... aber im Innersten seines Herzens erschien er mir gefühllos und kalt.
Zusätzlich hatte Keathan vor ein paar Tagen eine gewaltige Fehlinvestition gestehen müssen, die eindeutig ihm als Finanzexperte zuzuschreiben war. Santiago hatte dadurch ein kleines Vermögen verloren und musste nun ein Anwesen in Europa veräußern. Nachdem sie sich deswegen beim Abendessen wieder einmal gezankt hatten, wurde es plötzlich sehr still ... als Keathan eine leicht unpassende Frage stellte.
»Mit wem wirst du heute die Nacht verbringen?«
Santiago war es nicht gewohnt, beim Essen so direkt darauf angesprochen zu werden. Er vermittelte seine Wünsche für nächtliche Gesellschaft eher subtil und unauffällig, kaum jemand wusste im Voraus, wann er gerufen wurde oder bekam eine Ankündigung für Santiagos Besuch. Das wusste selbst ich schon aus Erfahrung.
Santiago sah ihn bitterböse an und biss seine Kiefer verärgert zusammen, bevor er sich dazu äußerte. »Mit dir sicher nicht!«
Keathan ließ nicht locker, Santiago zu reizen. »Bekomme ich deine Erlaubnis für Zahira?«
Mir fiel die Gabel aus der Hand. Ich wollte in die »Ehekrise« nicht mit einbezogen werden. Ich sah in Santiagos Augen ... Er schien zu überlegen, dann sah ich zu Keathan, der mir einen aufwartenden Blick zuwarf, als wollte er mit mir tanzen, dann wieder Santiago. Er lehnte sich zurück und überlegte noch immer. Schließlich fragte er mich: »Möchtest du?«
Ich schüttelte entschieden den Kopf.
Worauf er zu Keathan sprach: »Gut, du hast meine Erlaubnis!«, als wollte er von ihm einfach nur nicht mehr genervt werden.
Wozu hatte er mich überhaupt gefragt? Meine Hände zitterten. Keathan aß gemütlich fertig und rauchte noch eine Zigarette. Seine Miene verfinsterte sich dabei zusehends ... der Groll, den er gegenüber Santiago hegte, brodelte sichtbar in ihm. Nach der zweiten Zigarette erhob er sich, ging um den Tisch herum und zog mich an den Haaren von meinem Sessel. Santiago riss ihn am Handgelenk und warf ihm einen zornigen und gleichzeitig erwartungsvollen Blick zu.
Keathan sprach ein widerwilliges »Danke« und Santiago ließ ihn mit einer verächtlichen Handbewegung ziehen.
Ich war schockiert von Keathans brutalem Griff in meine Haare und rief mir verzweifelt Davids Worte in Erinnerung, »Du kennst Keathan nicht so gut, aber glaube mir, er kann sehr liebevoll und zärtlich sein«. Ja, zu Männern vielleicht ... oder er hatte sich wirklich gerade außerordentlich geärgert und die Fassung verloren.
Ich folgte ihm ins Badezimmer.
»Wir gehen in den Whirlpool, zieh dich aus!«, verkündete er.
An seinem Tonfall merkte ich, dass er
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