Gefaehrliche Liebe
aus. Ich fühlte, wie sich alle feinen Härchen, die sich normalerweise wie ein unsichtbarer Film über meinen gesamten Körper zogen, alarmiert aufstellten. Er begann ganz entspannt, die Innenseite meines nackten Oberschenkels zu streicheln ... ohne mir dabei Beachtung zu schenken. Er rauchte hingebungsvoll eine Zigarre, trank Champagner und unterhielt sich mit seiner anderen Begleitung, während meine Empfindungen von seiner Hand gesteuert wurden. Und die wollte nicht stillhalten. Manchmal kitzelten seine Berührungen, weil sie zart und feinfühlend waren ... und manchmal griff er stärker zu. Er drückte mich mit sanfter Kraft und schickte damit unweigerlich heiße Schauer durch meinen Körper, die ich überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Ich durchlief ein Wechselbad der Gefühle ... und merkte entsetzt, dass ihm mein Körper zu gehorchen schien. Die Tatsache, dass er sich überhaupt nicht mit mir beschäftigte, während er das tat, löste in meinem Gehirn einen Reflex aus, der ihm Tore öffnete, die ich ihm nie öffnen wollte. Ich wurde feucht ... Schockiert darüber blickte ich zu Santiago. Der war jedoch anderweitig beschäftigt. Ich fragte mich, was für ein Mensch Christian war. Wenn seine Narbe im Gesicht denselben Ursprung hatte wie sein versehrtes Bein, dann würde er bestimmt seit Jahren hinken. Und die beiden Mädchen, die er mithatte, sahen atemberaubend gut aus ... so gut, dass offensichtlich sogar Santiago sich für sie begeistern konnte. Also entweder hatte er viel Geld oder seine inneren Werte waren derart überzeugend, dass man als junges hübsches Mädchen über andere Dinge hinwegsehen konnte ... Ich hätte jedoch eher auf viel Geld getippt.
Plötzlich legte Christian seine Zigarre zur Seite und wandte sich mir zu. Ich erschrak aus tiefster Seele. Natürlich versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen, aber sein Anblick aus dieser geringen Distanz und die Befürchtung, dass er nun beabsichtigte, sich eingehender mit mir zu befassen, ließ mir das Herz bis zum Halse schlagen. Christian griff nach meinem Gesicht. Sein Daumen streichelte über meine Lippen ... hemmungslos und ungestüm. Schnell rollte ich sie nach innen und biss mit meinen Zähnen darauf. Christian belächelte meine Reaktion und kam mit seinem Oberkörper näher, als wollte er mich umarmen, doch er flüsterte in mein Ohr: »Ich möchte, dass du meine Narbe küsst. Deine Lippen haben bestimmt magische Kräfte.«
Mir schauderte. Ich atmete schwer und konnte Santiago nicht sehen, denn Christian verdeckte mir mit seinen breiten Schultern vollständig die Sicht. Und er wartete ...
Ich gab mir alle Mühe, meine Scheu zu überwinden oder zumindest zu verbergen. Ich schloss meine Augen und schmiegte meine Lippen an seine Wange. Seine Haut fühlte sich genauso warm und rau an, wie die meines Geliebten ... aber sie roch aufdringlich nach einem herben, fremden Aftershave. Mit kleinen Küssen begann ich seine Narbe zu bedecken ... von seinem Auge bis zum Kinn. Sogar blind konnte ich mich in diesem Gesicht orientieren, denn ich fühlte deutlich die grobe Furche, die sich wie ein kahles Tal durch seinen Bartwuchs zog.
Christian griff mir an die Taille und hielt mich fest. »Ich will deine Zunge spüren«, hauchte er, »mach es nur mit deiner Zunge.«
Ich seufzte verzweifelt und schüttelte den Kopf. »Das ist Santiago bestimmt nicht recht.«
Er lächelte. »Mach dir keine Gedanken wegen Santiago. Ich hab mit all seinen Frauen geschlafen.«
Ich wurde blass vor Schreck.
Christian küsste mich am Hals und drückte mich fester an der Taille. »Kostet es dich so viel Überwindung?«
»Nein«, hauchte ich, ohne nachzudenken, aus reiner Höflichkeit ... und schenkte ihm meine Zunge. Angewidert strich ich damit die vernarbte Linie auf und ab ... zwischendurch küsste ich ihn, bis er zufrieden war und sich von mir löste.
Er sah in meine Augen und dachte kurz nach. »Du würdest dich bestimmt hübsch machen ... neben Tyron.«
»Wer ist Tyron?«, flüsterte ich.
»Meine Anakonda.«
Ich lächelte hilfesuchend. »Bitte nicht.«
Mit einer Hand griff er in meine Haare. »Du hast sehr schöne blaue Augen, sie leuchten wie dunkle Saphire ... Ich stelle mir vor, wie schön sie erst leuchten mögen, wenn sie mich von unten herauf ansehen.« Dann fasste er meine Haare gröber und bewegte meinen Kopf, ohne dass ich Einfluss darauf hatte ... und wie ich es ganz bestimmt nicht wollte. Im nächsten Moment wandte er sich an Santiago.
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