Gefaehrliche Liebe
Gesicht an seine Brust und streichelte über meine Haare. Ich hörte sein Herz schlagen ... und bestimmt spürte er an meinem unregelmäßigen Atem, wie sehr ich mit meinen Gefühlen kämpfte, denn er wartete, bis ich mich beruhigt hatte. Irgendwann küsste er mich auf die Schläfe und hielt mich ein Stück von sich weg. Skeptisch sah er in meine Augen.
Ich atmete tief durch, sammelte meine Kräfte und klang nun doch vorwurfsvoll. »Ich ... ich muss ständig daran denken ... Es hätte genauso gut mein Vater sein können, der dir an der Bar gegenübersaß ...«
Santiago nickte verständnisvoll. »Dann hätte ich dich nicht niederknien lassen.«
»Nein ... ich meine ... dass er sich bei einem Geschäftstermin ahnungslos mit dir über seine Tochter unterhält, während sie ... längst bei dir ist.«
»Was macht dein Vater beruflich?«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Das war ein Scherz!«, beruhigte er mich. »Ich werde deinen Vater nicht einladen, hierher zu kommen.«
»Aber Janas Vater hast du eingeladen!«
»Ich arbeite mit ihm seit Jahren zusammen. Das ist einfach eine dumme Fügung. Wo die Liebe hinfällt ...« Er grinste, sah kurz nach hinten zu den Mädchen und fuhr sich affektiert durch die Haare. »Aber mach dir über Janas Vater keine Gedanken. Er mimt nur mir gegenüber den Mustervater. Jana hat vier erwachsene Geschwister, sie leben auf der ganzen Welt verstreut und haben wenig Kontakt mit ihrem Hause. Und das nicht grundlos. Glaub mir, Jana hängt an mir weit mehr, als an ihrem Vater. Und es würde mich nicht wundern, wenn es bei dir auch so wäre ...«
Ich schluckte. »Ich wollte nie wählen ... zwischen dir und meinem Vater.«
»Du hast schon gewählt, Baby.«
Mit einem Kuss betäubte er abschließend meine Sinne ... Dann löste er sich vorsichtig von mir und ging zurück zu den anderen Mädchen.
Vielleicht hatte er recht ... Ich war auch nicht besser als Jana.
***
Wir legten an einem privaten Steg direkt vor einem Lokal an ... und als wir mit Santiago über den Strand gingen, waren unzählige Blicke auf uns gerichtet. Auch Jude genoss sichtlich die erhöhte Aufmerksamkeit. Genau wie die anderen Mädchen bekam ich reichlich Sand in die Schuhe. Wir ließen uns jedoch alle nichts anmerken und strahlten stattdessen unbeirrt an Santiagos Seite.
Im Beach-Club begrüßte Santiago einen guten Freund. Ich beachtete ihn anfangs gar nicht, weil ich schwer mit der Versuchung zu kämpfen hatte, nun endlich ungeniert meine High Heels auszuschütteln. Ich fragte mich, ob Damian vielleicht einen Schlüssel mithatte, falls selbst Schütteln gegen diesen lästigen Sand nicht half. Doch der war in ein Gespräch verwickelt. Ich musste dreimal hinhören, bevor ich einen Namen verstand, denn uns Mädchen wurde Santiagos Freund nicht vorgestellt. Aber dann nannte ihn jemand Christian. Er stand mit dem Rücken zu mir und hatte offenbar für uns alle die besten Plätze reserviert, in einem abgetrennten Bereich. Gemeinsam mit seiner Begleitung, zwei hübschen blonden Frauen, machten wir es uns in luxuriösen Strandsofas gemütlich und es wurde Champagner für alle bestellt.
Mir fiel auf, dass Christian beim Gehen ein Bein etwas schwerfällig bewegte und sogar seine Hände zur Hilfe nehmen musste, um sich einigermaßen bequem hinzusetzen. Ich überlegte gerade, ob es sich dabei um eine aktuelle Verletzung oder um eine ständige körperliche Beeinträchtigung handelte, als mir ein zweiter unübersehbarer Makel fast den Atem raubte ... eine gewaltige Narbe, die sein Gesicht entstellte. Sie zog eine tiefe Furche von seinem rechten Auge bis zum Kinn. Offensichtlich war sie seit Jahren verheilt, denn in ihrer Farbe hatte sie sich bereits der umliegenden Haut angepasst, doch ihrer abschreckenden Wirkung tat das kaum einen Abbruch. Ohne diese Narbe hätte man Christian vielleicht als attraktiv bezeichnen können ... Er war ungefähr in Santiagos Alter und von sportlicher Statur. Er hatte hellbraunes Haar, kantige männliche Gesichtszüge und schöne Augen. Doch das alles konnte auf mich nicht wirken, denn die Narbe übertrumpfte jeden seiner Vorzüge und ließ sein Gesicht letztlich nur brutal erscheinen.
»Die Kleine ist neu«, bemerkte Christian und riss mich damit aus meinen Gedanken. Er saß uns direkt gegenüber. Sofort hoffte ich, ihn nicht allzu auffällig angestarrt zu haben.
»Ja ... Zahira«, antwortete Santiago beiläufig und nahm einen Schluck Champagner. Er hatte seinen Freund bei der
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