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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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den nächsten Angriff.
    Schon wieder tauchte ein Kopf am Rand der Bordwand auf. Sie schlug mit aller Kraft zu. Wieder hörte sie einen Schrei, und der Kopf verschwand.
    „Unter Deck, Ayisha, verdammt!“, rief Rafe. „Gehen Sie endlich!“
    „Hinter Ihnen!“, schrie sie gellend. Er wirbelte herum und stand vor zwei Piraten. Gleichzeitig sprang ihm ein dürrer Kerl mit einem goldenen Ring im Ohr auf den Rücken. Der Seeräuber klammerte seinen Arm um Rafes Hals und begann, ihn zu würgen. Den anderen Arm riss er hoch. Ayisha sah die gekrümmte Klinge in der Sonne aufblitzen.
    „Nein!“ Mit einem schrillen Schrei sprang sie den Meuchelmörder an und stieß ihm ihr Messer in den Hals. Sie hörte nur noch sein Gurgeln und sah, wie der klirrend über die Deckplanken schlitterte. Blut sprudelte über ihre Hände, durchtränkte Rafes Hemd, während sie den Röchelnden von Rafes Rücken zerrte.
    Vom Gewicht des Angreifers befreit, versetzte Rafe einem anderen den Todesstoß und trat dem nächsten die Beine weg. Der Kerl versuchte sich taumelnd aufzuraffen, doch Ayisha war schneller. Sie schlug ihm den Pistolengriff über den Kopf und gab ihm so den Rest.
    „Gut gemacht!“, keuchte Rafe und setzte den nächsten Piraten außer Gefecht. „Jetzt gehen Sie aber endlich nach unten, zum Teufel!“
    „Ich gehe erst, wenn Sie gehen“, schrie Ayisha zurück und war bereits wieder dabei, die nächsten Seeräuber abzuwimmeln. Sie schlug auf Köpfe mit Augenklappen, roten Tüchern, Kappen und Ohrringen, auf Hände mit fünf oder weniger Fingern und tätowierte Handrücken.
    Rafe ging hinter ihr in Stellung und brüllte immer, wenn ihm eine Sekunde Zeit blieb: „Unter Deck, du kleine Närrin!“
    Sie achtete nicht auf ihn. Ihre Taktik hatte Erfolg. Er hielt ihr den Rücken frei, und sie konnte jeden Piraten abwehren, der versuchte, an Bord zu klettern.
    „Hier, du Mistkerl!“, kreischte eine vornehme Stimme zu ihrer Linken.
    Ayisha wäre fast die Pistole aus der Hand gefallen, als Mrs Ferris einen schweren Holzhammer auf einen Piratenschädel niedersausen ließ.
    Es blieb keine Zeit, ihrer Kampfgefährtin ermunternd zuzurufen. Der Ansturm der Piraten schien kein Ende nehmen zu wollen. Unermüdlich drosch sie mit dem Pistolenknauf auf Hände und Köpfe ein, und wenn sich einer der Piraten zu krampfhaft an der Reling festklammerte, stieß sie mit dem Messer zu.
    Rafes Stimme war in dem ohrenbetäubenden Lärm aus Kampfgebrüll und Todesschreien, Schüssen und Waffenklirren kaum zu hören, doch sie spürte seine Nähe und wusste, dass er erbittert kämpfte. Und immer wieder drehte sie sich blitzschnell nach ihm um, um zu sehen, ob er noch auf den Beinen stand.
    Gott allein wusste, was sie tun würde, wenn er zu Boden ginge. Wenn das Fieber ihn doch nur nicht so geschwächt hätte.
    Der beißende Pulverdampf brannte in ihren Augen, dennoch bewachte sie eisern die Reling und wehrte jeden Eindringling, der sich hochziehen wollte, erbittert ab.
    Allmählich ebbte der Zustrom neuer Angreifer ab. Dann zerriss der schrille Ton einer Sirene das Kampfgetöse. Es kam vom benachbarten Piratenschiff. Ayisha drehte sie fragend um. Sie war atemlos und zitterte vor Erschöpfung. Welches Grauen stand ihnen nun bevor?
    Doch statt einer neuen Angriffstaktik, gaben die Piraten den Kampf offenbar auf. In fliegender Hast sprangen sie über Bord oder schwangen sich an Tauen hängend auf ihr Schiff hinüber.
    Ayisha beobachtete die hektische Flucht misstrauisch und benommen. War es eine neue Taktik, oder gaben die Seeräuber tatsächlich auf?
    Wo war Rafe? Sie fuhr herum. Matrosen warfen verletzte Piraten über Bord, damit sie von ihren Kumpanen gerettet oder aufgegeben werden konnten. Und dann entdeckte sie Rafe. Er war verschwitzt, schmutzig und blutdurchtränkt, aber unbeugsam. Er packte einen wankenden Piraten nach dem anderen und schleuderte ihn mühelos über Bord ins Meer.
    Grenzenlose Erleichterung durchströmte sie. Sein Hemd war zwar blutig, aber er schien unverletzt. Andernfalls könnte er die Kerle nicht wie Kartoffelsäcke ins Meer befördern. Sie hatten beide überlebt. Dem Himmel sei Dank!
    „Wir haben es geschafft! Wir haben die Dreckskerle besiegt!“, jubelte Mrs Ferris. Ayisha wandte sich ihrer zerzausten Kampfgenossin zu, die übers ganze Gesicht strahlte. „Wir haben die Banditen in die Flucht geschlagen! In meinem ganzen Leben habe ich nicht solche Todesängste ausgestanden!“ Mrs Ferris fiel ihr lachend und weinend zugleich

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