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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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Whittacker.
    „Setz dich dort drüben hin, und rühr dich nicht von der Stelle“, befahl Mrs Whittacker und wies Ayisha einen Stuhl in der Ecke zu.
    Ayisha wartete aufgeregt und beklommen. Sie lächelte den Schülerinnen und ihren Eltern freundlich zu und fragte sich ängstlich, mit welchem Mädchen sie vierhändig spielen sollte. Sie kannte nur wenige Kinder und hätte gerne gewusst, ob ein Mädchen ihre Freundin werden könnte. Sie sehnte sich nach einer gleichaltrigen Freundin.
    Das Konzert begann, und Ayisha hörte zu und wartete.
    In der Pause tranken die Gäste Tee oder Limonade und aßen Kuchen. Ayisha war vor Nervosität ganz durstig geworden, also stand sie auf, um sich etwas zu trinken zu holen, doch Mrs Whittacker zischte sie wütend an: „Ich habe doch gesagt, du sollst sitzen bleiben.“ Und sie setzte sich wieder.
    Niemand redete mit Ayisha. Aber die Gäste tuschelten miteinander und sahen sie abfällig von der Seite an. Sie wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte.
    Der zweite Teil des Konzerts neigte sich dem Ende zu. Es war nur noch ein Stück zu spielen, es war die vierhändige Sonate. Ein Mädchen mit goldblonden Locken stand auf und strich sich nervös über ihr Kleid aus rosa Seide. Ayisha stand ebenfalls auf.
    „Es tut mir schrecklich leid, liebe Susan, aber deine Partnerin ist nicht erschienen“, sagte Mrs Whittacker. „Das Konzert ist nun beendet.“
    Ayisha wollte etwas erwidern, doch Mrs Wittacker wies sie barsch zurecht.
    „Geh in die Küche und warte dort, Ayisha.“ Die anderen Kinder und ihre Eltern gingen ins Esszimmer, wo weitere Erfrischungen gereicht wurden.“
    Völlig verwirrt und traurig ging Ayisha in die Küche, wo Minna auf sie wartete. Selbst die Dienstboten starrten sie feindselig an.
    Irgendwann trat ein Diener auf Minna zu und sagte zu Minna: „Die gnädige Frau sagt, du sollst das Mädchen sofort nach Hause bringen.“
    „Ich hole nur noch schnell meine Notenmappe“, entschuldigte sich Ayisha. Sie kämpfte mit den Tränen, und lief in den Salon, um die Mappe zu holen.
    In der Diele stand eine Gruppe Mädchen um Susan herum, die weinte und sich ins Taschentuch schnäuzte. Ayisha ging auf Susan zu, um sie zu trösten, denn auch sie war ja um einen großen Moment gebracht worden, auf den sie sich so fleißig vorbereitet hatte.
    „Geh bloß weg, du dreckiges, ekelhaftes Ding!“, kreischte Susan. „Fass mich nicht an.“
    Ayisha wich erschrocken zurück. Sie schaute verstört an sich herab, weil sie befürchtete, sie habe sich versehentlich in der Küche schmutzig gemacht. Aber ihr schönes Kleid war fleckenlos und frisch gebügelt wie zuvor. Sie versuchte es noch einmal.
    „Geh weg!“, schrie Susan wieder. „Wir dürfen nicht mit dir reden. Du darfst nicht einmal hier sein!“
    Den Tränen nahe, stieß Ayisha die Tür zum Salon auf und hörte jemand sagen: „Wer sagten Sie, ist das?“
    „Sie ist Henry Cleeves schmutziger Bastard, ein lediges Kind, aus seinem widerlichen Verhältnis mit“, Mrs Wittacker sprach angewidert, „mit einer Ausländerin, noch dazu einer ehemaligen Sklavin. Ich wurde noch nie in meinem Leben auf so schändliche Weise hinters Licht geführt.“
    Ayisha wusste nicht einmal, was Bastard und ledig bedeutete, aber Mrs Whittackers Ton war so bösartig und voller Hass. Und die Umstehenden nickten.
    Ayisha wusste nicht mehr, wie sie nach Hause gekommen war. Vermutlich hatte Minna sie an der Hand genommen und weggebracht.
    Später erst hatte sie erfahren, dass Mrs Wittacker und die ganze englische Gemeinde Ayisha für ihre Halbschwester Alicia gehalten hatten, die leider früh verstorben war. Vater hatte es natürlich gewusst, doch er hatte gehofft, seine Gegenwart würde verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kam.
    Ayisha hatte schmerzlich gelernt, dass die Musik und das Konzert, die Freundlichkeit und sogar die Kuchen nur für Alicia Cleeve bestimmt waren und niemals für Ayisha. Nichts war für Ayisha bestimmt.
    Der Heiratsantrag des Mannes, der neben ihr im Bett lag, galt gleichfalls Alicia Cleeve, der Tochter eines Baronets und einer Lady.
    Gewiss, Rafe begehrte Ayisha, das wusste sie und vielleicht würde er sie eines Tages auch lieben. Ihr Vater hatte ihre Mutter ehrlich geliebt. Sie war sein Ein und Alles gewesen.
    Aber in Rafes Welt, der wirklichen Welt, würde der Sohn eines Earls niemals die uneheliche Tochter eines Barons und einer Sklavin heiraten, wenn er die Wahrheit erfuhr.
    Wenn sie bei ihm bliebe und sich ihm hingab,

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