Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Blutstropfen und nehme möglichst viele von diesen Verbrechern mit in den Tod.“ Sie hatte sich so in Rage geredet, dass sie wieder zu zittern begann.
Es entstand ein peinliches Schweigen zwischen ihnen, bis Rafe zögernd aufsah. „Haben Sie eine Ahnung, wie mir zumute war, als Sie von Piraten umringt waren?“, fragte er heiser.
Sie begegnete seinem Blick unverwandt. „Vielleicht war mir ähnlich zumute, als ich sah, wie Sie gegen drei oder vier Männer gleichzeitig kämpften, obwohl sie gestern noch nach nur drei Runden an Deck vollkommen erschöpft waren!“
Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und stieß zwischen den Zähnen hervor: „Es geht nicht um mich! Ich bin Soldat, ich kann immer kämpfen! Aber Sie sind eine Frau!“
„Sie sind kein Soldat mehr. Sie waren krank und fast eine Woche auf meine Pflege angewiesen. Schluss jetzt! Ihr Hemd ist blutdurchtränkt. Ist das Ihr Blut?“
Er wehrte sie mit einer unwirschen Geste ab. „Es sind nur ein paar Kratzer. Herrgott, Ayisha, sehen Sie sich doch an! Sie sind voller Blut.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist Piratenblut, nicht meins.“
„In der Hitze des Gefechts bemerken manche Leute nicht, dass sie verletzt sind.“
„Na schön, dann untersuche ich Sie.“
„Ich brauche, verflucht noch mal, kein Kindermädchen! “, brüllte er. „Seien Sie nicht albern. Ich will nur prüfen, ob Sie verletzt sind.“ Sie trat einen Schritt vor.
Er wich zurück. „Keinen Schritt näher!“ Seine Stimme bebte vor Zorn. „Fassen Sie mich nicht an!“
„Ich habe Sie bereits nackt gesehen und in einem schlimmeren Zustand angefasst.“ Sie griff nach seinem Hemd.
Mit einem heftigen Ruck drehte er sich weg. Das Hemd zerriss. Auf seiner Brust entdeckte sie eine dünne rote Linie. „Sie sind verletzt.“
Mürrisch wischte er ihre Besorgnis weg. „Nur ein Kratzer. Kümmern Sie sich lieber um sich selber. Sind Sie verletzt?“
Sie achtete nicht auf ihn. „Auch kleinere Wunden müssen versorgt werden. Ich will mich nur vergewissern.“
Er starrte sie finster an. „Sie weigern sich also, mit diesem Theater aufzuhören, wie?“
„Nennen Sie es, wie Sie wollen“, entgegnete sie ungerührt. „Sie haben eine Stunde gegen eine Horde mörderischer Banditen gekämpft. Und eben noch behauptet, man merkt in der Hitze des Gefechts gelegentlich nicht, ob man verletzt ist.“
„Ich habe von Ihnen geredet!“
Sie sah ihn herausfordernd an.
„Mein Gott, Sie sind eine eigensinnige Frau!“ Damit riss er sich das Hemd vom Leib, knüllte es zusammen und warf es aus dem Bullauge. „Sehen Sie?“, knurrte er. „Gut, es ist nichts Ernstes. Und Sie? Sind Sie unter diesem blutverschmierten Fetzen verwundet?“ Er packte ihr Kleid und riss grob daran. Der dünne Stoff schlitzte der Länge nach auf.
Ayisha und Rafe starrten sich erschrocken an.
Ayisha trat einen Schritt zurück.
Bedächtig wandte sie sich ab. Ihr zerrissenes Kleid und das blutverschmierte Unterhemd raschelten zu Boden. Sie trat aus dem Stoffhäufchen, hob es auf, trat in ihren türkischen Pluderhosen ans Bullauge und warf es hinaus. Die Arme schützend vor ihren nackten Brüsten verschränkt, drehte sie sich ihm wieder zu. „Keine Verletzung, sind Sie jetzt zufrieden?“
Er schluckte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Mein Gott, Ayisha. Als du plötzlich an Deck kamst, habe ich Todesängste ausgestanden.“ Seine Stimme war heiser.
„Ich dachte, wir würden beide sterben“, antwortete sie mit bebender Stimme. „Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, zu sterben, ohne dass wir es je getan haben!“ Sie warf sich ihm an die Brust, schlang die Arme um seinen Hals und die Beine um seine Hüften.
Seine Arme umfingen sie wie Eisenklammern, er taumelte rückwärts und ließ sich mit ihr aufs Bett fallen.
Und dann küsste er sie verzweifelt und wild, und sie erwiderte seinen Kuss hemmungslos. Sie war wie entfesselt.
Zorn, Leidenschaft, Angst und Erleichterung brachen in einer mächtigen Flutwelle über sie herein. Sie konnte ihm nicht nah genug sein, wollte in ihn hineinkriechen, ihn festhalten, um die schrecklichen Bilder vom Kampf ein für alle Mal auszulöschen.
Sie küsste sein Gesicht, seine Lider, seine Stirn und seine Wangen, sie schmeckte und sie heilte ihn. Sie wollte ihm alles geben, was sie zu geben hatte.
Sie waren mit knapper Not dem Tod entronnen, Ayisha spürte noch immer den kalten Luftzug, als die Klinge ihren Hals um Haaresbreite verfehlt hatte, aber sie war
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