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Gefaehrliche Maskerade einer Lady

Titel: Gefaehrliche Maskerade einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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anderen Tagen konnte sie der Enge der Kabine gar nicht schnell genug entfliehen, um an die frische Luft zu gelangen.
    „Ach nichts“, murmelte sie munter und erklomm die Stufen. Doch oben zögerte sie erneut, bevor sie sich wieder einen Ruck gab und das Oberdeck betrat.
    „Es ist alles ganz sauber“, rief sie und blickte sich verwundert um. „Kein einziger Fleck.“
    „Natürlich, die Planken wurden ja auch geputzt“, erklärte Rafe. Offenbar hatte sie befürchtet, über ein blutverschmiertes Deck spazieren zu müssen. „Captain Gallagher hat offenbar die gesamte Mannschaft angewiesen, das Schiff gleich nach dem Überfall mit Holystones zu putzen. Er legt großen Wert auf Sauberkeit und Ordnung.“ „Was sind Holystones?“
    „Das sind weiche poröse Sandsteine, die sich zum Schrubben von Holzplanken besser eignen als Wurzelbürsten. Die Matrosen nennen sie so, weil sie auf Knien rutschen müssen und manche Holystones schwer und groß sind wie eine Bibel“, erklärte er. „Hast du schon gesehen, was vor uns liegt?“
    Das Schiff näherte sich zwei Landzungen, die sich als dunkle Konturen gegen den goldenen Glanz des Sonnenuntergangs abzeichneten. Das rechte Landmassiv ragte aus dem Meer wie eine riesige Pyramide.
    „Ist das der Felsen von Gibraltar?“, hauchte sie. „Der ist viel mächtiger, als ich ihn mir vorgestellt habe.“
    Rafe nickte. „Fantastisch, nicht wahr? Auf der anderen Seite liegt Marokko und Afrika und da draußen“, er wies mit dem Arm nach vorne, „befindet sich der Atlantische Ozean. Ich schätze, wir werden bald eine ziemlich raue See bekommen. Auf der Fahrt von England hatten wir jedenfalls ausgesprochen stürmisches Wetter.“ Genau genommen war er tagelang seekrank gewesen und hatte sich hundeelend gefühlt.
    Von oben ertönte ein schriller Pfiff. Sie hoben die Köpfe. Ein Matrose in der Takelage winkte ihnen zu und wies mit dem Arm nach Backbord. Sie überquerten das Deck zur anderen Reling.
    „Delfine!“, rief Ayisha begeistert. „Ich habe mal ein Bild von einem Delfin gesehen.“ Dutzende der eleganten Meeressäuger schwammen neben dem Schiff her, sprangen in weiten Bögen hoch und tauchten wieder unter.
    Ayisha betrachtete das spielerische Treiben der Meeressäuger, als würden sie ein Wettrennen mit dem Segelschiff veranstalten und ihrem Publikum ihre Schwimmkünste vorführen. Rafe hingegen beobachtete Ayisha mit ebensolchem Interesse wie sie die Delfine. Ihre Lebensfreude bezauberte ihn. Heute wirkte sie sogar geradezu strahlend vor Glück. Zweifellos aus Freude über ihre Geschenke.
    Sie lehnte sich weit über die Reling, lachte jauchzend und streckte die Arme aus, als wolle sie die Delfine streicheln.
    „Meine Mutter hat mir einmal die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der von Bord eines Schiffes gestürzt war und zu ertrinken drohte“, berichtete sie atemlos. „Doch dann schwammen Delfine herbei. Sie hoben ihn mit ihren Schnauzen an die Wasseroberfläche und trugen ihn zu der Insel zurück, auf der er lebte. Ist das nicht wunderbar?“ „Wunderbar.“
    Sie wandte ihm ihr lachendes Gesicht zu. „Du glaubst mir nicht, wie? Ich habe Mamas Geschichten auch nicht geglaubt, aber wo ich diese Delfine mit ihren lächelnden Gesichtern und ihren klugen Augen sehe, denke ich, sie könnte die Wahrheit gesagt haben.“ „Lächelnde Gesichter? Das sind Fische“, sagte Rafe.
    „Nein, sind sie nicht. Sie sind Meeressäugetiere und ganz besondere Geschöpfe. Es heißt, sie seien Zauberwesen, und jetzt, da ich sie mit eigenen Augen sehe, glaube ich es auch.“
    Nach einer Weile drehten die Delfine ab und verschwanden aus ihrem Blickfeld. „Ach, das war ein wunderschönes Erlebnis“, seufzte Ayisha. „Ich denke, es wird Zeit, in die Kabine zurückzukehren.“ Rafe zog seine Taschenuhr hervor. „Wir haben noch ein paar Minuten. Lass uns wie immer auf die Schiffsglocke warten.“ Für gewöhnlich gingen sie wieder unter Deck, sobald die Abendwache der Matrosen mit einem Doppelschlag angekündigt wurde, und nach einer Pause ein dritter Schlag ertönte.
    Rafe und Ayisha standen an der Reling und segelten am majestätischen Felsen von Gibraltar in den Sonnenuntergang.
    Vor ihnen lag die unendliche Weite des Atlantischen Ozeans in rosig goldenen Schimmer getaucht, als die Sonne langsam am Horizont versank. Sie standen schweigend, bis der Feuerball verschwunden war und sich der Ozean silbrig bis bleigrau färbte. Über ihnen schlugen die Segel im Wind.
    Ayisha

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