Gefaehrliche Maskerade einer Lady
Ayisha. „Die Matrosen zeigten mir einige Seemannsknoten, manche sind sehr knifflig und hübsch. Und der hier sieht aus wie eine fette kleine Maus. Hier, Cleo!“ Sie ließ das Spielzeug an der Schnur vor Cleos Köpfchen tanzen, bis das Kätzchen im Jagdfieber mit dem Schwanz peitschte.
Sie warf die Schnur durch die Kabine und Cleo sprang hinterher, packte ihre Beute mit scharfen Krallen und kämpfte erbittert mit ihr.
Ayisha lachte. „Bedanken Sie sich bitte für mich und Cleo bei Jammo, Higgins.“
„Sehr gern, Miss.“
Sie warf einen Blick auf die Bücher. „Die Geheimnisse von Udolpho in vier Bänden“, jubelte sie. „Die gehören Mrs Ferris. Den ersten Band habe ich in ihrer Kabine gesehen. Sie muss bemerkt haben, dass ich einen Blick darauf geworfen hatte. Wie großzügig von ihr, mir alle vier Bände zu schenken.“
Sie schlug die erste Seite auf. „Oh, hört euch das an!“ Ayisha las Higgins und Rafe den Anfang vor.
„Obgleich von der untergehenden Sonne beleuchtet, gaben die zerfallenen Mauern von grauem Stein der Festung ein düsteres, würdevolles Ansehen. Still, einsam und erhaben schien sie jedem zu drohen, der es wagte, ihr einsames Gebiet zu betreten. “
Ihre Augen begannen zu leuchten. „Wie wundervoll gruselig das klingt. Ich kann kaum erwarten, es zu lesen.“
Sie öffnete die Blechdose. „Oh, und Mandelkekse! Sie sind bestimmt aus Malta. Wie aufmerksam.“
Sie drückte ihre Geschenke an den Busen. „Warum sind denn heute alle so freundlich zu mir, Higgins? Ich begreife das nicht.“ Higgins gestattete sich ein Lächeln. „Ich schätze, das liegt daran, dass Sie gestern geholfen haben, das Schiff zu retten, Miss. Alle reden davon, wie tapfer und mutig Sie waren. Natürlich auch von Major Ramseys mutigem Einsatz“, fügte er hinzu, „aber von einem Kriegshelden erwartet man nichts anderes. Niemand hätte allerdings von einer Dame wie Ihnen einen solchen Kampfgeist erwartet. Mrs Ferris wird gleichfalls als Heldin gefeiert, wenn ich hinzufügen darf. Gemeinsam haben die Damen eine ganze Menge Seeräuber daran gehindert, an Bord zu klettern. Freuen Sie sich an den Geschenken, Miss. Sie verdienen weit mehr.“ Bei seinen letzten Worten warf Higgins seinem Herrn einen vielsagenden Blick zu.
„Nun gehen Sie, Higgins“, sagte Rafe ruhig. „Und kommen nicht so schnell wieder. Miss Ayisha hat sich endlich bereit erklärt, mich zu heiraten. Wir haben also einige Dinge zu besprechen.“
Higgins Augen leuchteten auf. „Meinen herzlichen Glückwunsch, Sir, Miss.“ Er strahlte. „Seien Sie unbesorgt, Sir, Sie werden nicht mehr gestört.“ Mit einer Verneigung zog er sich zurück.
Ayisha hielt Rafe die Keksdose entgegen, doch er lehnte ab. Er hatte keinen Appetit auf etwas Süßes, zumindest nicht auf diese Art von Süßem.
„Ich muss Mrs Ferris und den anderen Damen danken“, erklärte sie mit glänzenden Augen, „und natürlich auch dem Kapitän für das Fruchtgeleekonfekt. Und Jammo. Alle sind so reizend zu mir, als hätte ich Geburtstag. Haben wir Schreibzeug und Papier?“
Rafe musste einsehen, dass es keine Küsse geben würde, bevor die Briefe nicht geschrieben waren. Innerlich seufzend kramte er in seinem Gepäck nach Schreibutensilien. Ihre kindliche Freude über die einfachen Geschenke war rührend. Offenbar hatte sie in ihrem Leben noch nicht viele Geschenke bekommen, geschweige denn Lob oder Anerkennung.
Er fand seine Reiseschreibschatulle und reichte ihr einige Briefbögen. „Tinte und Federhalter oder Bleistift?“, fragte er.
Er verspürte das unangenehme Ziehen unbefriedigter Lust zwischen seinen Schenkeln. Andererseits hatte die lästige Störung auch etwas Gutes. Es wäre geschmacklos, seine Braut so kurz nach der Trauerfeier zu verführen, und so schnell nach ihrem ersten Mal.
Er würde es heute Nacht wieder tun. Oder vielleicht morgen.
„Bei dem Seegang schreibt es sich bestimmt leichter mit Bleistift“, sagte sie nachdenklich.
Rafe holte seinen silbernen Bleistifthalter heraus, spitzte ihn mit dem Federmesser zu und reichte ihn ihr.
„Wie hübsch“, sagte sie und drehte ihn zwischen den Fingern. „Mein Vater hatte früher einmal einen ganz ähnlichen besessen.“ Sie blickte zwischen dem Tintenzeug und dem Bleistift hin und her. „Aber dieses Reiseschreibzeug sieht so erlesen aus, dass ich nicht widerstehen kann, es zu benutzen. Außerdem ist es höflicher, einen Dankesbrief mit Tinte zu schreiben, findest du nicht?“
„Richtig.“ Ihre
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