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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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Tür.
    »Bitte«, sagt Frau Freymann. »Mein Bruder. Sie haben ihn geschlagen.«
    »Was?«, fragt Benicio auf Englisch.
    »Sie haben Herrn Freymann geschlagen«, flüstere ich.
    Frau Freymann schluchzt. »Er hat ein Messer.«
    Benicio sieht mich fragend an.
    »Er hat ein Messer«, erkläre ich auf Englisch.
    »Wer, Frau Freymann?«, rufe ich.
    »Der Mann. Ihr Mann. Er sagt, dass er Ihr Mann sei.«
    »Jonathon«, flüstere ich. »Er ist hier und er hat ein Messer.«
    »Wir kommen raus!«, ruft Benicio auf Englisch.
    Wenn Jonathon bisher noch nicht gewusst hat, dass Benicio hier ist, weiß er es jetzt mit Sicherheit.
    Benicio greift nach mir. Ich beuge mich zu seinem Ohr und sage ihm, dass ich ihn liebe.
    Er zieht mich an sich und sagt mir das Gleiche.
    Schritte flüchten von der Tür. Frau Freymann fleht jemanden an, sie bitte loszulassen.
    Ich öffne die Tür in die dunkle Stille. Ich lege den Lichtschalter um, doch nichts passiert. Vorsichtig tasten wir uns in den Flur, die alten Holzplanken quietschen unter unseren nackten Füßen. Am Ende des Flures neben der Treppe liegt eine dunkle Gestalt am Boden.
    Benicio hebt die Hand, um mich zurückzuhalten, aber ich schleiche näher heran, obwohl ich bereits weiß, was ich vorfinden werde.
    Eine Lampe aus der Küche wirft ein fahles Licht die Treppe hinauf. Herr Freymann liegt zu meinen Füßen am Boden, sein Kopf blutet an der Seite.
    In mir steigt die Wut auf. »Bring mir ein Handtuch.« Benicio holt eins aus dem Badezimmer. Ich wische Herrn Freymann das Gesicht ab. Es ist schwer zu erkennen, aber die Wunde scheint nicht so tief zu sein, wie sie durch all das Blut zunächst wirkt.
    Er stöhnt. Er lebt. »Hilf mir, ihn ins Schlafzimmer zu bringen.«
    Jemand durchwühlt die Küche. Möbel werden verrückt, Schubladen geöffnet und wieder geschlossen.
    »Sie werden zurückkommen«, sagt Benicio.
    »Hilf mir«, sage ich und zusammen ziehen wir Herrn Freymann in das Schlafzimmer auf der anderen Seite des Flurs.
    Ich schnappe mir ein Kissen vom Bett und lege es unter seinen Kopf. »Er braucht sofort einen Arzt.«
    »Falls ich mich nicht irre, ist aber keiner im Haus.«
    Ich sehe auf. »Bleib bei ihm.«
    »Celia!«
    Doch ich stürme schon die Treppe hinunter.
    Frau Freymann sitzt am Küchentisch und sie zittert am ganzen Körper. Jonathon steht an der Spüle, neben ihm ein Mann mit einem dreisten Gesicht. Ein Geschäftsmann in einem Jackett, ganz ähnlich dem von Jonathon.
    »Hallo Cee«, sagt Jonathon mit deutlichem Ärger in der Stimme.
    »Ich unterschreibe alles, was du willst«, sage ich. »Nur lass die beiden gehen.«
    »Wenn es so einfach wäre.«
    Ich hole die Pistole hinter meinem Rücken hervor und ziele damit auf Jonathons Bekannten. »Soviel ich weiß, sind Sie Arzt«, sage ich. »Ich will, dass Sie nach oben gehen und den Kopf von Herrn Freymann versorgen.«
    Jonathon lacht. Ich richte die Pistole auf ihn.
    »Wenn ich du wäre, würde ich mit diesem Spielzeug nicht auf mich zielen«, sagt er.
    »Du bist aber nicht ich.«
    »Stimmt.« Er nickt dem Mann neben ihm zu und deutet auf die Tür zur Speisekammer.
    Der Mann will sie öffnen.
    »Nicht«, sage ich.
    »Ich habe etwas für dich«, sagt Jonathon. »Etwas, das alles vereinfachen wird, denke ich.« Er gibt dem Mann erneut ein Zeichen. »Mach nur auf.«
    Ich weiche einen Schritt zurück, als die Speisekammertür aufschwingt.
    Meine Augen spielen mir einen Streich. Was ich sehe, kann einfach nicht sein. Mit offenem Mund starre ich in das Halbdunkel der Kammer, aber nichts ändert sich. Es ist kein Trick, keine optische Täuschung. Es ist da.
Er
ist da.
    Oliver.
    Mein Sohn ist an einen Stuhl gefesselt, sein Mund mit Klebeband geknebelt, seine Augen träge und rot. Offensichtlich siehter mich nicht. Er scheint überhaupt nichts zu sehen. Hinter ihm steht der Mann, der Jonathon zur Bank gefahren hatte. Er hält ein Küchenmesser in der Hand. Es liegt auf Olivers Schulter.
    Ich habe Mühe zu begreifen, was ich sehe, aber mein Herz weigert sich, es zu akzeptieren.
    Jonathons Bekannter lässt die Tür los, sie schwingt wieder zu.
    »Oliver!« Ich ziele mit der Pistole drohend auf Jonathon. »Er war in Minneapolis! Er war bei Seth!«
    »Du erinnerst dich noch an Maggie? Sie konnte es gar nicht abwarten, mir alles zu erzählen, damit ich ihren Freund nach Haus hole.«
    Ich blinzele wie in Zeitlupe. Die Mutter in mir kapert meinen Verstand, packt Oliver im Genick.
Das hast du nun davon, dass du nicht auf mich gehört

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