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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wird nicht weit gelaufen sein«, sagte Emanuel. Inzwischen hatte sich eine kleine Gruppe Neugieriger um sie versammelt. Emanuel fing an, in den Büschen in der Nähe zu suchen, und ein paar Männer schlossen sich ihm an, wenn auch mit einem Schulterzucken, das zeigen sollte, für wie unsinnig sie das alles hielten. Jerry zwang sich, auf seinem Platz zu bleiben. Es war einer von den anderen Männern, der den Hund fand, vielleicht fünf Minuten später, der sich ganz in der Nähe in etwas Undefinierbarem wälzte, was ihm offensichtlich sehr gefiel. Mal was anderes als auf dem Arm der Frau da, dachte Jerry.
    Die Frau nahm den Hund wieder an die Leine, schalt ihn einen schlimmen, schlimmen Kerl und ließ Emanuel stehen, als wäre er ein Stadtstreicher, der sie anzusprechen gewagt hatte. Der Mann, der den Hund gefunden hatte, tippte sich bedeutungsvoll gegen die Stirn. Emanuel nickte und sah auf seine Uhr. Keine Zeit mehr für eine noch so schnelle Runde. Um zwölf Uhr hat er den nächsten Patienten, dachte Jerry, und er muß noch seine Kleidung wechseln. Emanuel ging mit langsamen Schritten zurück in Richtung Fifth Avenue. Jerry folgte ihm nicht. Er blieb auf der Bank sitzen und dachte über Richard Horan nach. Die Notwendigkeit, mit Emanuel zu sprechen, hatte sich irgendwie in der Morgenluft aufgelöst.
    Nach einer weiteren halben Stunde Sitzen im Park betrachtete Jerry den Beruf des Detektivs mit weniger Unbekümmertheit als noch am Morgen. Tatsächlich kam er sich eher wie ein Dummkopf vor. Er hatte Kate zwar leichthin verkündet, daß er sich um einen Job in Richard Horans Werbeagentur bewerben wollte, aber im Grunde war es alles andere als eine brillante Idee. Gut, er brauchte sich ja nicht direkt nach einer Anstellung zu erkundigen, aber ohne Frage mußte er in die Agentur gehen und sich dort umschauen. Vielleicht würde sich herausstellen, daß er am besten Mr. Horan nach Hause folgte – Jerry widmete sich nicht allzu lange der Frage, wohin, wenn überhaupt, dieser Weg ihn führen würde –, es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich jetzt auf Horan zu konzentrieren.
    Er fuhr mit dem Bus die Madison Avenue entlang Richtung Innenstadt und zog während der Fahrt das Foto von dem jungen Mann heraus, um es zu studieren. Konnte es sich womöglich um ein Bild von Horan handeln? Als er sein Opfer von seinem Standort hinter dem Kotflügel betrachtet hatte, hatte Jerry nur einen allgemeinen Eindruck gewonnen. Eine genaue Erinnerung an das Gesicht hatte er nicht. Gewiß sollte ein Detektiv, der einmal einen Blick auf einen Mann geworfen hat, dessen Gesicht nie wieder vergessen; Jerry hatte es keineswegs vergessen, aber er hatte sich auch nichts gemerkt. Dennoch war er sich ziemlich sicher – und er schluckte seine Bedenken hinunter –, daß Horan dem Mann auf dem Bild hier nicht ähnlich sah. Aber dem konnte man ja noch genauer nachgehen.
    Es gehört zu den seltsamen Winkelzügen des Schicksals, daß es, wenn wir erst einmal zugegeben haben, ein Dummkopf und ganz allein schuld an den eigenen Fehlern zu sein, uns plötzlich das Glück wie auf einem Silberteller serviert. Die alten Griechen wußten das natürlich, doch Jerry mußte es noch lernen. Jahre später würde Jerry auf diese Phase seines Lebens zurückschauen als auf eine Zeit, in der er gelernt hatte, daß man zwar tun muß, was man kann, der Erfolg aber niemals allein das Resultat der eigenen Anstrengungen ist. Während er aus dem Bus stieg, war er sich jedoch nur seiner eigenen Unzulänglichkeit bewußt.
    Für Jerry hatten alle Werbeagenturen absolut blödsinnige Dingsbums-Namen, die er sich nie merken konnte. Die Firma Dingsbums, nach der er jetzt suchte, residierte im achtzehnten Stock. Jerry trat aus dem Fahrstuhl und kam sich vor wie irgendwo im Weltraum. Bestimmt gab es eine Empfangsdame. Doch ob das so war, sollte Jerry nicht mehr erfahren. Eine Hand senkte sich auf seine Schulter, und Jerry war sicher, daß seine Haare augenblicklich anfingen, grau zu werden.
    »Was tun Sie hier? Erzählen Sie mir nicht, Sally habe Ihnen geraten, in die Werbebranche zu gehen. Lassen Sie sich einen Rat von mir geben, bleiben Sie beim Gesetz.«
    Es war Horan. Jerry starrte ihn mit offenem Mund an, als wäre er ein Alligator, der sich in seine Badewanne verirrt hatte.
    »Sie sind doch der Jerry, der mit Sally Fansler verlobt ist, nicht? Wir sind uns mal auf einer Party begegnet… Stimmt irgend etwas nicht?« Jerry sah in der Tat so aus, als fiele er gleich in

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