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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Wahrscheinlichkeit nach Richard Horan. Jerry duckte sich, polierte den Kotflügel und sah sich den Mann genau an. Mr. Horan war später an der Reihe. Zu Jerrys nicht geringem Erstaunen sah Mr. Horan so aus, wie man sich in Hollywood einen »jungen Madison-Avenue-Angestellten auf dem Weg nach oben« vorstellte. Weil Horan eine Analyse machte, hatte Jerry ihn sich ein wenig unsicherer und gehetzter vorgestellt. Aber hier ging die personifizierte Selbstsicherheit. Jerry fühlte Erleichterung, über deren Ursprung er sich allerdings keine Rechenschaft gab. Tatsächlich war er, ohne es selber zu wissen, froh, daß er mit Mr. Horan kein Mitleid zu haben brauchte.
    Nachdem das Objekt seines prüfenden Blickes verschwunden war – in Richtung Madison Avenue, wie passend – polierte Jerry weiter an dem Wagen herum, allerdings nicht mehr so fleißig, und er legte eine Zigarettenpause ein. Er sah, wie eine Frau das Haus betrat und eine andere herauskam, vermutlich auf dem Wege zu und von Dr. Barrister. Zu seiner Überraschung paßten beide Frauen nicht in die Rubrik »älter« oder »ältlich«. Die eine war sogar eindeutig jünger als Kate, die Jerry, auch wenn er sich eher umgebracht hätte, als es ihr gegenüber zuzugeben, als Frau »mittleren Alters« einschätzte. (Kate hatte natürlich viel zu viel Erfahrung mit Studenten in Jerrys Alter, als daß sie das nicht genau gewußt hätte.) Er zwang sich, sorgfältig die ganze Seite des Wagens zu polieren und mit übertriebener Gemächlichkeit die nächste Zigarette zu rauchen, ehe er sich der Frage widmete, was nun als nächstes geschehen sollte. Er war beinah entschlossen, hineinzugehen und sich irgendeine Geschichte für Emanuel auszudenken, als Emanuel, eine Zigarette rauchend, aus der Tür trat und sich auf den Weg in den Park machte.
    Jerry war natürlich nicht ganz sicher, ob das Emanuel war, aber der Mann war im richtigen Alter und trug zudem äußerst schäbige Kleidung, wie sie ein Bewohner eines so luxuriösen Hauses niemals tragen würde, mit Ausnahme dieses exzentrischen Menschen, der in alte Sachen stieg, um einen Dauerlauf um den See zu machen. Jerry faltete das Fensterleder ordentlich zusammen und ließ es als Anzahlung für die Nutzung des Wagens auf dem Kotflügel liegen. Er folgte dem Mann in den Park.
    Was er als nächstes zu tun hatte, war ihm keineswegs klar. Um den See herum hinter ihm hertrotten, ihm vielleicht ein Bein stellen und ihn dann unter vielerlei Entschuldigungen in ein Gespräch verwickeln? Emanuel war sicherlich kein Dummkopf; konnte er also damit durchkommen? Vielleicht würde sich am See etwas ergeben. Eines war offensichtlich: Dieser Mann lief los mit dem Nachdruck und der physischen Energie eines Menschen, der zu lange gesessen hatte und jetzt einfach Bewegung brauchte. Das erklärte auch, wieso er sich die Mühe machte, für knapp eine halbe Stunde Laufen die Kleidung zu wechseln.
    Aber zum Laufen sollte es erst gar nicht kommen. Emanuel verlangsamte seine Schritte auf einem der Wege so sehr, daß Jerry ihm gefährlich nahe kam. Was ihn anhalten ließ, war eine Frau – wie alt mochte sie sein, so dick, auffallend geschminkt und offenbar dem Wahnsinn nahe, wie sie daherkam? Sie weinte, und die Wimperntusche rann in schwarzen Bächen über ihr nicht mehr junges Gesicht und vermischte sich mit dem Rouge. Andere, die sie sahen, grinsten, die meisten drehten sich einfach weg und gingen am Wegrand entlang, um ihr auszuweichen. Auch Jerry reagierte instinktiv so.
    Aber Emanuel blieb stehen. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er die Frau. Jerry ließ sich unbemerkt hinter Emanuel auf eine Bank fallen. Die Frau musterte ihren Gesprächspartner argwöhnisch.
    »Ich habe ihn verloren«, jammerte sie, »ich bin nur ein bißchen weggedöst, und da ist er verschwunden. Ich schlafe nachts nämlich nicht gut.«
    »Ihr Kleiner?« fragte Emanuel.
    Sie nickte. »Ich hatte seine Leine an der Bank festgebunden, aber er muß sie gelockert haben. Cyril, Liebling, komm zu Mama«, fing sie an zu rufen. »Tun Sie ihm ja nichts«, sagte sie zu Emanuel.
    »Wie groß ist er denn?« fragte Emanuel. »Welche Farbe?« Für Jerry war es eine groteske Szene. Aber Emanuel legte seine Hand auf den Arm der Frau. »Was für eine Farbe hat er?« fragte er noch einmal. Die Geste schien sie zu beruhigen.
    »Braun«, sagte sie. »So groß«, und dazu machte sie eine Bewegung, als hielte sie einen kleinen Hund auf dem Arm. Mit Liebe im Blick sah sie auf ihren leeren Arm.
    »Er

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