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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Sie als erstes fest, ob unser Freund einen Schuh mit verstärktem Absatz trägt. Doch denken Sie daran – selbst wenn Ihre Geschichte wahr ist, könnte der Mörder etwas gemerkt haben. Vielleicht hat er Mikes Schuh anprobiert. Vielleicht hat er die Leiche sehr sorgfältig auf Narben untersucht und diese eine gefunden. Trägt er an einem Schuh einen verstärkten Absatz – und obwohl ich mir das Hirn zermartert habe, kann ich mich nicht erinnern, an welchem Fuß – und hat er eine Narbe, dann könnte Ihre Geschichte zwar wahr sein, aber wir werden sie niemals beweisen können.«
    Nachdem Messenger eine Menge Dank eingeheimst und den Hörer aufgelegt hatte, rief Kate Emanuel an. Wie sich herausstellte, schlief er nicht. Nie ein guter Schläfer, litt er jetzt an Schlaflosigkeit.
    »Emanuel, hier ist Kate. Ich will, daß du mit einem Orthopäden redest. Gut, dann gleich morgen früh. Ich möchte wissen, ob ein Mann, der einen Schuh mit verstärktem Absatz trägt, weil er verschieden lange Beine hat, jemals beschließen würde, die Verstärkung wieder abzumontieren. Und ich möchte wissen, ob die Operationsnarbe nach einer Spondylodese jemals verschwinden kann. Nein, deine Meinung will ich nicht wissen. Ich weiß, du bist Arzt. Frag einen Orthopäden. Und er muß so sicher sein, daß er vor Gericht aussagen und das beschwören kann. Schlaf gut.«

19
     
    S onntagnacht, genauer Montagmorgen um zwei Uhr, gab es eine Versammlung in Kates Haus – ob es eine Feier oder eine Wache wurde, hing von dem Gast ab, der noch nicht eingetroffen war. Emanuel, Nicola, Jerry und Kate warteten auf Reed. Kate hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, auch Sparks und Horan einzuladen, aber Emanuels Abneigung, mit seinen Patienten auf gesellschaftlicher Ebene zusammenzutreffen, sprach gegen diese Idee, obwohl sie fraglos viel für sich hatte.
    Reed hatte seit dem frühen Sonntagmorgen regelrechte Akkordarbeit geleistet. Emanuel hatte seinen Orthopäden offenbar aus dem Schlaf gerissen, und statt ihm Fragen zu stellen, hatte er ihn einfach überredet, selber bei Kate anzurufen. Kate hatte das Ergebnis dieses Gesprächs gleich an Reed weitergegeben. »Du weißt, wie Ärzte sind«, hatte sie gesagt. »Dieser hier war ein besonders nervöser Typ, aber ich nehme an, um Emanuels willen mochte er ein Gespräch mit mir nicht rundum ablehnen. Wahrscheinlich dachte er, ich schreibe an einem Roman und antwortete deshalb auf meine Fragen so umständlich und fachchinesisch wie nur möglich. Aber schließlich neigen die Herren Doktoren immer entweder zu sich widersprechenden Aussagen oder zu allzu großen Vereinfachungen – wenn du meine Meinung wissen willst: Ich glaube, sie verstehen sich noch nicht einmal untereinander. Aber wie dem auch sei, ein oder zwei Dinge habe ich am Ende doch kapiert.«
    »Du wirst mir wohl kaum erzählen«, hatte Reed geantwortet, »was dich bewogen hat, zu so unchristlicher Zeit an einem Sonntag einen unschuldigen Orthopäden auszufragen?«
    »Das werde ich dir rechtzeitig erzählen, und so etwas wie einen unschuldigen Orthopäden gibt es nicht. Die sind alle so reich wie Rockefeller und so hochnäsig wie Schwäne. Ich kenne mindestens zwei und kann mir deshalb erlauben, zu verallgemeinern. Seine Information ist stark verwässert, etwa diese: Wenn jemand einmal eine Spondylodese gemacht bekommen hat, dann trägt er dieses Zeichen sein Leben lang mit sich herum. Das hört sich selbstverständlicher an, als es ist, aber wichtig, das erst einmal festzustellen. Es ist eine lange Operation – was ich bereits wußte –, und bisweilen operieren zwei Chirurgen gleichzeitig, der eine an Rückgrad und Bandscheibe, der andere an den Nerven. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß jemand, der mit einem verstärkten Schuh seine Rückenschmerzen losgeworden ist, jemals darauf verzichten wird. Ich weiß, so etwas ist keine zwingende Schlußfolgerung, zumindest jetzt noch nicht, aber hör mir zu. Was ist eine Spondylodese? Tut mir leid, ich vergaß, daß Ihr Laien immer solche Schwierigkeiten habt, einem Mediziner zu folgen. Also, da erleidet jemand einen Bandscheibenvorfall – ich weiß, das passiert dauernd, sogar Dachshunde kriegen so was. Das heißt, ein Stück von der Knorpelmasse zwischen zwei Wirbeln rutscht heraus und drückt gegen den Nervenstrang in der Wirbelsäule. In ernsten Fällen wird das eine Bein taub. Die normale Methode, eine solche Bandscheibe zu behandeln, besteht darin, sie zu entfernen und die beiden Wirbel

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