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Gefaehrliche Schatten

Gefaehrliche Schatten

Titel: Gefaehrliche Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Chick
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sah, wie Sam sich vorbeugte und Solana etwas ins Ohr flüsterte. Sie nickte, schwieg aber.
    «Wie funktioniert das mit dem Samt?», wollte Noah wissen. «Woher kommt seine Macht?»
    Diesmal antwortete Solana nicht. Noah war sicher, dass Sam ihr gerade gesagt hatte, sie solle seine Fragen nicht länger beantworten. Es wurde immer deutlicher, dass die Scouts den Teenagern nicht trauen konnten.
    Noah schüttelte genervt den Kopf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die großartige Umgebung. Überall waren Affen. Sie trugen blaue Westen mit Knöpfen und waren die ersten bekleideten Tiere, die Noah im geheimen Zoo sah. Hin und wieder nahm einer von ihnen ein Buch aus dem Regal, kletterte damit über eine Brücke oder sprang zu Boden und reichte es einem Menschen.
    «Diese Affen …», sagte Noah zu Megan. «Sie kümmern sich um die Ausleihe. Sie arbeiten hier.»
    Megan nickte. «Cool, was?»
    Die Scouts und die Teenager erreichten schließlich eine Stelle, wo sich zwei Gänge kreuzten, und mussten warten, bis eine Gruppe von Faultieren vorbeigeschlurft war. Tameron stützte ungeduldig die Hände in die Hüften und ärgerte sich über die Verzögerung.
    Eine alte Dame mit dicken Backen und einem freundlichen Gesicht, die eine Brille mit Perlenbesatz trug, kam auf sie zu. Falten umgaben ihre Augenwinkel. Auf einem Namensschild stand «Mrs Fellerton». Sie ging neben einer Schildkröte her, die einen großen Drahtkorb auf dem Rücken trug, worin Bücher ordentlich gestapelt lagen. Die Schildkröte schien der Buchtransporter von Mrs Fellerton zu sein. Direkt neben Ella und Richie blieben sie stehen.
    Mrs Fellerton wandte sich an Ella. «Seid ihr zum ersten Mal hier?»
    «Ja», sagte Ella. Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, deutete nach oben und sagte: «Aber wie … ich meine … die Bücher stehen so weit oben. Und die Bäume …»
    Mrs Fellerton kicherte. «Wir holen die meisten Bücher für unsere Kunden. So war es schon immer. Es muss komisch sein für jemanden, der unsere Bibliothek zum ersten Mal besucht.»
    Noah ergriff die Gelegenheit, eine Antwort auf seine Frage zu bekommen. Er blickte zu Sam, um sicherzugehen, dass er nicht aufpasste, und beugte sich dann zu der Bibliothekarin hinüber. «Diese Samtflicken auf den Bücherregalen – woher haben sie ihre Kraft?», fragte er.
    Die Bibliothekarin legte den Kopf zur Seite und lächelte. «Die Kraft kommt nicht aus dem Samt. Die Kraft kommt aus den Büchern und aus der Weisheit, die sie enthalten.» Die freundliche Dame schwenkte den Arm durch die Luft. «Der Samt sammelt nur die Kraft aus den Büchern und wandelt sie in etwas um, das man sehen kann – zum Beispiel die Veränderungen an den Regalen.»
    Noah verzog das Gesicht. Die Bibliothekarin sprach in Rätseln.
    «Habt Geduld», sagte Mrs Fellerton. «Wissen kommt mit der Zeit.»
    «Aber …» Noah brach ab, als er verstand, dass ihm die Bibliothekarin keine klare Antwort geben würde.
    Tameron wandte sich zu Little Bighorn und Blizzard und sagte: «Los, Leute, zu Darby geht’s da entlang.»

    Die Gruppe folgte einer Linksbiegung und dann einen Gang hinab, der so eng war, dass Little Bighorn rechts und links an die Regale stieß. Noah reckte den Hals. Die in die Höhe ragenden Holzmöbel schienen nach oben hin immer enger zu werden, aber das war natürlich eine optische Täuschung.
    Die Tiere folgten Tameron einen weiteren Gang hinab, dann noch einen und noch einen. Je weiter sie ins Zentrum der Bibliothek vordrangen, desto deutlicher hörten sie Wasser plätschern.
    «Woher kommt dieses Geräusch?», fragte Ella.
    «Vom Säulenbrunnen», antwortete Solana. «Dahin wollen wir.»
    Marlo drehte sich auf Noahs Schulter herum und kitzelte ihn mit seinen Federn am Hals. Das erinnerte Noah an einen anderen Vogel – an Podgy. Er spähte über seine Schulter und sah den großen Pinguin mit leerem Blick hinter ihnen herwatscheln. Um ihn herum wuselten die Präriehunde, die sich gegenseitig jagten, zwischen den Büchern auf den untersten Regalen herumrasten und in die Blätterhaufen hineinschossen. Podgy schien sie gar nicht zu bemerken. Er hielt seine Flügel an die Seiten gepresst, stieß mit seinen Füßen bunte Blätter in die Luft und watschelte voran.
    Sie umrundeten ein weiteres Regal und traten dann auf eine Lichtung. Hier drängte sich ein Kreis aus Säulen durch die Baumkronen hinauf bis zum gläsernen Dach, das sie stützten. In der Mitte der Säulen befand sich ein langer, ovaler

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